Große Hörfunk-Reform beim hr?

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Radiowaves, dein Beitrag zu Bayern 2 deutet auf etwas hin, was einst an der ARD so wichtig war: Das föderale System sollte doch einst eine wahnsinnige Meinungs- und Programmvielfalt zum Vorschein bringen. Die Komplexität war Trumpf, um inhaltliche (und nicht zuletzt politische!) Gleichschaltung zu erschweren.
Damals (also vor Jahrzehnten) hatte man aber von dieser Komplexität und Vielfalt auf den ersten Blick weitaus weniger als heute. Ok, man hätte ein Programm einer jeden Anstalt vielleicht auf Mittelwelle empfangen können. Ansonsten, wenn man UKW-Hörer war, gab es die Programme der eigenen Anstalt und die von ein oder zwei Nachbaranstalten im Dreiländer-Eck, alles weitere war nur noch was für Freaks mit Stolle-14-Rotorantenne und günstiger Wohnlage.

Heute hat man überall kompletten Zugriff auf alle Wellen. Wenn nicht via Kabel digital oder Sat, dann via Internet. Gerade gestern habe ich für meinen 83-jährigen Patenonkel die Links auf die ARD-Livestreams zusammengetragen. Es sind unfassbar viele - selbst den automatisierten Schlagerdudler des MDR gibt es für jedes der 3 MDR-Länder separat. Nur diese riesige Menge macht es noch möglich, überhaupt Auswahl zu haben zwischen einigen Programmen, auf denen es überhaupt noch Inhalt gibt, der eine größere Aufmerksamkeit verdient hätte.

Manche Anstalten haben heute abgesehen von der Welle mit dem Nachrichtenstakkato nur noch ein Programm, das man dafür überhaupt noch scannen müsste. Die anderen Wellen sind abdudelnde Musikcomputer, intellektuell völlig wortlos, nur die Musikfarbe unterscheidet sich teils noch - halt die "FLottenstrategie", x-mal die gleiche Nullnummer mit nur anderer musikalischer Färbung durchzuziehen. Der hr gehört zu diesen Anstalten

Wie war das vor über 30 Jahren? Da lief dann u.U. nur auf einer Welle "Unterhaltung", dafür auf zwei Wellen ausdrücklich "Minderheitenprogramm", da zu ernst und zu anstrengend für Massenkompatibilität. Siehe Anhang. Das war bei nur 3 Wellen ein Verhältnis 1/3 Unterhaltung zu 2/3 Aufmerksamkeit erforderndes Zuhörradio.
 

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  • Bayern 3 - Schellack-Souvenirs 19840930.mp3
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Ich würde für folgendes plädieren:

- you FM: einstellen
- hr info: einstellen
- hr 4: einstellen

hr 1: werbefreies Informationsradio mit Hintergundberichterstattung (ähnlich DLF) und breitgefächertem Musikangebot, also vom Gesamtkonzept her in etwa so wie "France Inter", ein "Generalist".
hr 2: werbefreies Kulturradio mit Klassik, Jazz und einem Informationsangebot, das weniger die aktuelle Politik, sondern eher die (regionale) Kultur (im Unterschied zu DLF Kultur) beleuchtet (also im Grunde genommen wie bisher)
hr 3: werbefreies Musik- und Unterhaltungsprogramm ohne Anspruch, eine bestimmte Zielgruppe erreichen zu müssen. Vielleicht eine Mischung aus FM4 in Österreich und FIP.

Wozu muss der hr Geld verdienen? Wenn ich so etwas höre wie "Cash-Cow", verstehe ich den Sinn des öffentlich rechtlichen Rundfunks nicht mehr. Der hr bekommt doch Gebühren. Wenn die nicht ausreichen, anstatt uns mit Werbung zuzumüllen, soll er Programme streichen, die keinen Mehrwert bieten.

Wer Musik im Privatfunk-Stil hören möchte, ist mit harmony, FFH und planet in Hessen doch sehr gut bedient. Wer Werbung hören möchte, wird dort doch auch bedient. Wenn diese Programme viele Hörer anziehen, ist ja nicht schlimm, sie finanzieren sich durch Werbung und brauchen viele Hörer.

Der hr sollte sich, als öffentlich rechtlicher Rundfunk, auf seine Kernaufgaben konzentrieren und einen Mehrwert bieten. Einen Mehrwert, den der Privatfunk nicht bieten kann, da er eine breite Masse erreichen muss, um überleben zu können. Der hr braucht keine Marktanalyse, wenn er denn keine Werbung ausstrahlt. Er soll qualitativ hochwertiges Radio produzieren. Dafür, und nur dafür, bekommt er Gebühren! Er bekommt keine Gebühren, um seine Programme zu verdoppeln (aus 3 mach 6) und bestücke 5 davon mit Werbung und verflache diese, damit möglichst viele zuhören und er möglichst viel verdienen kann.
 
Nein, nur deren Bewertung.
So ähnlich wie Reduzierung der Arbeitslosen durch neue Bewertung der AL welche sich in Schulungen befinden oder als unvermittelbar gelten.
 
hm.... ein Beispiel wie es am Ende aussehen wird.

hr1 = WDR2
hr2 = WDR3
hr3/You FM = Einslive
hr4 = WDR 4
hr info ungleich WDR5

Einheitsradio vom Feinsten
 
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@ Funkervogt

Zwei der vier Vergleiche passen, nämlich Hr 1 und WDR 2 und HR 4 und WDR 4b passen

Die Popwellen kann ich nicht vergleichen, weil ich beide bzw. fie drei gar nicht oder selten höre.

Bei den den Infowellen sehe ich ein Problem

WDR 5 setzt doch sehr auf Magazine. Das macht HR Info nur am Abend und am Wochenende, sonst läuft ne Stunden Uhr, die im Zwanzigminutentakt von Nachrichten unterbrochen wird und da müsste sich ein Sender sehr verändern

kwegner

werbefrei gefällt mir :)
 
Also bei hr4 spielt man zwar noch überwiegend Schlager aber es kommen mit der Zeit immer mehr internationale Titel ins Programm. Der Tag wird kommen und hr4 wird die "Lieblingshits" spielen und sich dafür schämen, dass sie mal Schlager gespielt haben. Ist doch bei WDR 4 das gleiche, man schämt sich wegen früher und jetzt ist WDR 4 doch so super und spielt die "Lieblingshits" der Hörer. Was will man mehr?:wall:
 
Wie war das vor über 30 Jahren? Da lief dann u.U. nur auf einer Welle "Unterhaltung", dafür auf zwei Wellen ausdrücklich "Minderheitenprogramm", da zu ernst und zu anstrengend für Massenkompatibilität. Siehe Anhang. Das war bei nur 3 Wellen ein Verhältnis 1/3 Unterhaltung zu 2/3 Aufmerksamkeit erforderndes Zuhörradio.

Wie Recht Du hast!!!!!
 
denn Inhalte existieren in diesen vier Programmen schon lange fast keine mehr.
Ich möchte hier gerne widersprechen, und zwar in Hinblick auf hr1. Wenn hr1 wie WDR2 würde, wäre das echt schlimm, denn es ist das letzte terrestrische AC-Programm hier in Ostwestfalen, dessen Musikauswahl man m.E. überhaupt noch ernst nehmen, ertragen und wegen Ihrer relativen Breite sogar mögen kann. Auch Wort/Information ist auch noch immer etwas ernstzunehmender als das, was WDR2 bringt.
Wenn man genauer hinschaut, wird man feststellen, dass die Musikauswahl vor allem in der Lounge und natürlich bei Werner Reinke, und punktuell sogar im Tagesprogramm (!) Perlen (d.h. hier: kein typischer Dudeltitel aus dem deutschen Radio) aufweist, die das aktuelle WDR2 niemals spielen würde, höchstens in der letzten Halbstunde von POP: Rock alter Schule, Neuvorstellungen abseits der Charts, Titel "aus der zweiten Reihe" von bekannten Künstlern. Also das, wozu ein Rock-Pop-Radioprogramm eigentlich mal da war...
 
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Wahrscheinlich würde die Programmvielfalt in Hessen durch eine HR Programmreform nicht größer werden.
Was ist zb mit einer echten Jugendwelle?
Der BR macht das doch vor. Warum bekommt der HR das nicht hin?
 
Weil man oft ein abgeschlossenes Studium und fünf Jahre Arbeitserfahrung braucht, nur um dann mit Anfang-Mitte 30 in der Pop Unit des hr anfangen zu dürfen? Mir war's "damals" zu affig für einen Jugendsender.

Ansonsten muss ich Hembsen-FM recht geben. hr1 ist nicht mehr das, was es mal war, aber immer noch weit davon entfernt, blutleer zu sein.
 
Der Hessische Rundfunk tritt Spekulationen entgegen, nach denen wegen Spardrucks eine große Hörfunk-Reform vor der Tür stehe. Bei radioforen.de wird gemunkelt, dass eine Fusion von You FM und hr3 bevorstehen könne, zugleich hr1 verjüngt würde und hr4 zum Oldie/Classic-Format umgebaut werden solle. Hörfunkdirektor Heinz Sommer verweist das auf DWDL.de-Anfrage in den Bereich der Fantasie. Mit den Gerüchten konfrontiert antwortet er kurz und knapp: "Nein, es steht keine größere Hörfunkreform an."
Quelle: https://www.dwdl.de/radioupdate/62566/sputnik_spart_klagen_gegen_pulsklassiktausch_abgewiesen/
 
Danke!

Da ist die andere Meldung unter diesem Link ja fast noch spannender: bei MDR Sputnik spart man nun noch weiter. Mal sehen, wann Sputnik zum Videostream von Jump wird. Ein trauerspiel, aber Sputnik ist ja bereits seit Sommer 2010 mausetot.
 
Wobei "keine größere Hörfunkreform" ja nicht automatisch bedeutet, dass sich gar nichts verändern wird, bloß wohl nicht in dem Maße wie im Eröffnungsposting skizziert...
 
Der Knackpunkt dürfte aber wirklich die angebliche Einstellung von You FM sein, wie ein Kumpel, selbst Ex-Pop-Unit-Redakteur, vermutet. "Im Prinzip ist das ein Sender auf zwei Frequenzen." Damit sei maximale Wirtschaftlichkeit implementiert worden, wie wir alle schon wissen.

Die Frage ist eine andere: Wie können fünf hr-Sender maximale Reichweite erlangen? In unserer Diskussion haben wir die Vermutung aufgestellt, dass die Einstellung von You FM von der Neuordnung der hr-Frequenzen abhängt. Es klingt plausibel, dass man FFH und Co. in dem Punkt keine Angriffsflächen bieten und möglichst alle Frequenzen behalten möchte.

Das ist aber weitaus komplexer als die Formatwechsel bei hr1, hr3 und hr4. Bei Letzterem kann Heinz Sommer ohne mit der Wimper zu zucken "Nein, es steht keine größere Hörfunkreform an" behaupten, weil die "neuen" Formate gar nicht neu sind, sondern im hr-Portfolio schon existieren.
 
Die Frage ist eine andere: Wie können fünf hr-Sender maximale Reichweite erlangen?

Ist das tatsächlich der Knackpunkt?

Wir reden hier von einem ÖR-Sender, bei dem man auch ganz gelassen jede MA abwarten könnte. Weil die Zahlen sowieso uninteressant sind. Es ist bestenfalls nett, viele Hörer zu haben. Aber wichtig ist das nicht. Die Haushaltsabgabe fliesst ohnehin, und solange man kein krasses Exoten-Programm macht, kann man sich zurücklehnen. Kritik an der Haushaltsabgabe generell kommt sowieso.

Die Werbeeinnahmen sind zweifellos wichtig, aber nicht überlebenswichtig. Natürlich sieht es im hr-Haushalt mau aus, weil man sich bei der Altersversorgung vergaloppiert hat. Aber pleite geht ein ARD-Sender nicht. Eher gibt's Geld aus dem Landeshaushalt. Was man natürlich vermeiden möchte, aber ein Untergang ist weit und breit nicht in Sicht.
 
Von den Werbeeinnahmen war nie explizit die Rede. Manfred Krupp hat in einem DWDL-Beitrag (den ich gerade nicht aufrufen kann) deutlich gemacht, dass er das öffentlich-rechtliche System in Zeiten der Medienfragmentierung durch blanke Reichweite legitimiert sieht. Die Einstellung von You FM zugunsten der anderen fünf hr-UKW-Programme wäre also als Reaktion auf eine Grundsatzdebatte zu werten.
 
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