AW: Hat Berlins Radio-Frosch ausgequackt?
Ein "9-Live-Radio" wäre die konsequente Weiterführung der schon vorhandenen Gewinnspiele und wurde die Radio-Medienlandschaft weiter verflachen. Das hat auch mit Weiterentwicklung nichts zu tun. Ich fürchte nur, man wird es nicht verhindern können. Der Sender erwirtschaftet Gewinn und alle Gazetten und Finanziers jubeln. Andere Sender (siehe TV) folgen.
nochmal zu Lt. Cmdr. Lee:
Ganz ehrlich: Ich würde auch nicht zulassen, wie heute "versucht wird" zu moderieren.
Ich möchte einschränken: Es gibt sicher solche und so'ne Beispiele. Aber die weichgespülten, frohsinngetrimmten, stromlinienförmigen und damit austauschbaren Absonderungen, die sich auf den nicht mehr bunten Wellen tummeln, gehn mir zu oft auf den Sender.
Stur und verknöchert.. Nun ja, wir reden sicherlich auch irgendwie aneinander vorbei. Früher schrieb man Kucke mit A und Besen mit U. Geschenkt!
Früher wurde ein Mitarbeiter in den "Keller" geschickt um ne Platte zu holen, heute fährt ein "Datenbus von der Festplatte". Gut, und was nützt das, wenn die Musik und der "Spass-Text" vorgegeben ist?
Ob Bett oder nicht, egal! Technischer Fortschritt soll doch genutzt werden, wenn nicht gerade "akustische" Abstriche damit verbunden sind.
Früher habe ich jedenfalls keine Klimaanlage gehört und Mikros und Musik waren ausgewogen ausgesteuert. Der Verkehrspiep kam punktgenau und wurde nicht laufend vergessen inkl. Auspiepen. Kurz: Man hat sich mehr Mühe gegeben.
Außerdem gab es mehr Radio-Persönlichkeiten. Die gibt es heute nicht mehr, weil ihnen gar kein Raum mehr gegeben wird. "Unser Sender macht das und das und Du hast das mit zu vertreten. Wenn nicht, dann trennen wir uns."
Da sich aber laufend in dem selbst inzenierten, marketinggesteuerten Neuerfinden, die Richtung verschiebt, braucht man nur Leute, die ihr Fähnchen immer in den Wind hängen können. Eine Mitarbeiter-Rotation ist die Folge.
Heute ist XY bei FFN, morgen bei ÖR und übermorgen bei RTL um dann
wieder bei FFN oder SAW.... zu landen.
Der Mut eines Senders, gerade mit einem Moderator oder einer Sendung gegen den Strom zu schwimmen und damit eine kleine aber treue Fangemeinde zu binden und ggf. neue zu gewinnen, hält sich doch derzeit sehr in Grenzen bzw. tendiert gegen Null.
Der Hörer wird nicht mehr wirklich
ernst genommen. Ernst genommen werden Marketingstrategen und statistisch ermittelte Hörerzahlen. Im Ergebnis ist wieder jeder Sender der "Beste" aus seinem Blickwinkel.
Ich streite mich über die Grundidee, nur das Jetzt und Heute ist das einzig Richtige. Es gibt eine Vergangenheit, dessen positive Erfahrungen man nutzen, deren Schattenseiten man hinter sich lassen sollte. Und es gibt eine Zukunft, eine Vision, eine Weiterentwicklung, die man austesten muß.
Die alleinige Ausrichtung auf Effizienz und Gewinn und die Orientierung an den
"diktierten" imaginären Zeitgeist wird das Radio schleichend weiter umbringen.
Quizradio wird eine weitere schreckliche Entwicklung.
Ich gebe zu, in einer Zeit groß geworden zu sein, in welcher man eine eigene
Meinung nicht haben sollte, aber dazu erzogen wurde (auch durch das Radio)
eine eigene zu haben!
Insofern bin ich seit 1978 in einer "Radio-Parallel-Welt" erfolgreich tätig und habe mich immer aktuell gehalten. Und das Beste: als Persönlichkeit bin ich authentisch und glücklicherweise frei in der Auswahl meiner Chefs.
Diejenigen, die sich meine Dienste leisten können und selbst genug frei sind,
können auch wirtschaftliche Erfolge mit mir erwirtschaften.