Information: Schlägt Internet das Radio?

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Pustekuchen

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Gerne höre ich die aktuellen Sendungen morgens und abends auf Deutschlandfunk (Informationen am Morgen/Abend), alternativ schalte ich auch schon mal NDR Info (Echo des Tages) ein. In der Regel lese ich vorher oder parallel in den Online-Angeboten von Spiegel, Zeit, Süddeutsche, FAZ und Welt.

Zunehmend verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass die (Korrespondenten-) Berichte und Interviews selten Erkenntnisse jenseits der bereits online zu lesenden Informationen vermitteln. Die eigene Recherche oder hartnäckiges Nachfragen zur Erlangung neuer Einsichten scheint im Radio zunehmend unter die Räder gekommen zu sein.

Wie ist Euer Eindruck? Hat das Radio gegenüber dem Internet, selbstverschuldet, Schnelligkeit und Informationskompetenz verloren?
 
Das sehe ich ähnlich.
Nachhaken wird kaum mehr gemacht in Deutschland.
Fragen vorab besprochen und meist nur Agenturmeldungen wiedergegeben, besonders bei Tierbabys.
Seltsamerweise erfahren wir hier über Tausend Dinger aus aller Welt, aber wenig von regionaler und nationaler Relevanz.
Beim Netz ist es so, dass man sich die News mühsam zusammen suchen muss. Diese Klick-baiting-Meldungen nimmt mir immer mehr die Lust im Netz etwas zu lesen.

Für mich dürfte ein 'Kein Kommentar' von Politikern nicht geben. Die vertreten uns.
 
Ich glaube das nicht so sehr, selbst wenn es eine kostenlose 5 Mbit/s Internetversorgung für jeden Bürger des Landes gibt. Ähnlich wie in Estonia.
 
@Nordi207

Eine Offenbahrung dieser Woche war der Umgang der von mir in Beitrag #1 genannten Sender mit dem Thema "Cum-Ex-Skandal". Es gab ja diesen Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses des Bundestages, in dem sich CDU und SPD, also die Parteien, die in den letzten 20 Jahren die Finanzminister gestellt haben, die Hände in Unschuld waschen. Und das, obwohl verschiedene Fachleute bezeugen, frühzeitig das Finanzministerium gewarnt zu haben. Nun sind angeblich 32 Mrd. € verschwunden. Da denke ich, dass muss doch selbst in den behäbigen ARD-Programmen ein mittleres "Erdbeben" auslösen. Stattdessen gibt es ein paar belanglos anmutende Berichte und Interviews, und es dauert nicht lange, da ist das Thema schon wieder verschwunden. Hier hätte ich mir eine wesentlich tiefergehende und kritischere Berichterstattung im Radio gewünscht.

Zumindest im Fernsehen der ARD gab es schon ein paar aufschlussreiche Dokus. Die versteckte die ARD bislang aber leider bevorzugt im Nachtprogramm von "Das Erste" oder brachte sie auf einem ihrer Sub-TV-Kanäle.
 
Meine Antwort wäre das Pseudonym des Fadenerstellers....

Genauer: beides hat seine Berechtigung. Während einer ansonsten intellektuell anspruchlosen Tätigkeit bevorzuge ich nachwie vor verschiedene Gattungsformen des Radios, Informations- und Kulturprogramme sind da eine wichige davon.
Wenn ich Augen und Hände frei habe, sind verschiedenste Räume im Netz wichtige Informationsquelle (die dann gelegentlich auch wieder aufs Radio verweist...) unterstützt durch Twitter- und RSS-Feeds meiner Wahl. Im Netz sind allerdings die etablierten Printmedien nur eine Quelle von vielen, individuelle Feeds machen auf das Interessierende aufmerksam. Wobei häufig Infos im einen Medium im anderen dann verifiziert oder vertieft werden.
Anders ausgedrückt, das Eingangsthema ist keine Frage von Ent oder Weder.

Wer weniger Ansprüche an die Qualität des Gehörten oder gelesenen stellt, für den ist die Eingangsfragestellung vielleicht doch relevant - B*ld-Zeitung oder News-Häppchen im Kommerz-Dudelfunk? Da ist dann das Internet u.U. ergiebiger und Datenverbrauch schlägt weniger zu Buche...
 
[B]@WilliWinzich[/B]

Was verbirgt sich hinter "verschiedenste Räume" oder Deinen "individuellen Feeds" genau?
Sei so nett und gib mir bitte, ich bin neugierig, Einblick.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du kannst das Fragezeichen weglassen! In Sachen Info schlägt das Internet das Radio schon lange. In der puren Masse ist Radio gegen Internet nahezu chancenlos. Hinsichtlich der Qualität könnte es mithalten, im Hinblick auf Authentizität könnte es das Internet sogar schlagen - es verzichtet aber zunehmend (freiwillig) auf diese USPs und müllt uns lieber mit Dudelplaylists und flachem, inhaltsleerem Moderatorengesülze zu.
 
Das Internet hat die Informationserlangung wesentlich leichter gemacht: nie kam man ungehindert an mehr Informationen ran als heute. Ohne irgendwelche Agenturen abonnieren zu müssen, ohne eigene Leute an der Quelle zu haben. Problem: man muß auch in der Lage sein, diese Informationen bewerten, einordnen und deuten zu können. Und damit sind die meisten Menschen überfordert. Ich behaupte: jeder Mensch hat Gebiete, auf denen er damit völlig überfordert ist, weil ihm einfach die dafür nötige Kompetenz fehlt. Niemand ist Naturwissenschaftsexperte und Gesellschaftsexperte, Politikexperte und Medizinexperte gleichzeitig. Und niemand hat die Zeit und die Ressourcen, Quellen z.B. durch eigene Recherche zu bestätigen.

Dafür sollte es auch heute noch im Internet das geben, was es in Radio und TV auch gab und teilweise auch noch gibt (zumindest bei den Nicht-Dudlern): Redaktionen, die hoffentlich mit fachlich versierten Spezialisten besetzt sind und bestimmte Themen eben über jene aufbereiten / sichten / prüfen / vertiefen lassen können. Bei der Flut an neuen "Informationsanbietern" im Netz, die dann auch noch billig sein müssen (werbefinanziert, auf hohe Klickzahlen angewiesen und damit letztlich der Versuchung erliegend, das zu schreiben, was gerade gern gelesen wird statt dem, was tatsächlich ist), bezweifle ich, es hier überhaupt noch irgendwo mit verlässlicher Qualität zu tun zu haben. Den meisten Internet-Quellen (außer denen, die schon "ewig" als z.B. Totholz-Quellen existierten und nun nur auch noch zusätzlich das Internet bespielen) merkt man doch schon an Wortwahl und Tiefgang an, daß keine Substanz vorhanden ist. "Informationen" bekomme ich natürlich auch dort, nur sind die dann zumindest wertlos oder irritierend, im schlechteren Fall gefährlich (für den Blick auf die Realität und damit für das Zusammenleben der Menschen).

Damit schrumpfen die Quellen, denen ich ohne weiteres bzw. wenigstens "meist" vertrauen kann, deutlich zusammen.

Fies ist, wenn auch die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medien inzwischen auch großteils in diese Kategorie fallen. Bei den Dudlern bekommt man sowieso keine relevanten Informationen nebst Hintergründen mehr, aber wenn ich auch bei den "gehobeneren" Angeboten außer der Vermeldung dessen, was angeblich passiert ist, kaum noch etwas tiefergehendes esfahre, wird es böse. Auch gern gemacht heute: man wird zur Vertiefung ins Internet verwiesen, auf die eigenen Plattformen zwar, aber eben weg vom Radio. Und das ist sehr traurig fürs Radio und macht es nicht unbedingt zukunftsfähig.
 
Ich denke, es kommt immer darauf an, wie man sich gerade informieren will.

Für einen groben Überblick ist sicherlich DLF oder eine Informationswelle eine gute Wahl.
Wenn man es aber detailreicher wissen will, dann kommt man kaum um das Internet drumherum.

Auch eine Zeitung kann eine Alternative sein.
Die Älteren kennen dieses Medium ja noch.

Für die Mützeandersrumträger (die ja hier ohnehin nicht mitlesen werden):

Eine Zeitung besteht aus mehreren Seiten Papier, die man umblättern kann.
Da ist nix mit wischen oder ziehen :D
 
Auch gern gemacht heute: man wird zur Vertiefung ins Internet verwiesen, auf die eigenen Plattformen zwar, aber eben weg vom Radio.

Da kann ich Dir nur rechtgeben. Dieser Verweis ist übrigens mittlerweile auch Standard in der Tagesschau um 20:00 Uhr. Da könnte ich immer kotzen. Die im Netz hinterlegten Informationen gehören gefälligst ins Programm. Mir ist eh schleierhaft, warum die ARD ihre Hauptnachrichtensendung auf lächerliche 15 Minuten zusammenstaucht. In der heutigen Zeit ist eine dermaßen hintergrundbefreite Nachrichtensendung zu einer Zeit, zu der sich die meisten Menschen bereits per Radio und Internet informiert haben, schlicht überflüssig.

Auch eine Zeitung kann eine Alternative sein.

Das sehe ich genauso. Die großen Printmedien sind oftmals interessanter und aufschlussreicher als der ARD-Hörfunk einschließlich DLF.
 
Die großen Printmedien
Unter diesen Begriff fällt auch z.B. die BILD. Es gibt genug Leute, die diese "Zeitung" lesen (leider).
Wenn man seriöse Printmedien ansprechen will, dann sollte man sie schon auch nennen.
Allgemein gute Berichterstattung haben z.B. die Süddeutsche Zeitung oder die Frankfurter Allgemeine.
Dass mittlerweile selbst die Hörfunknachrichten der ARD Wellen nicht über das BILD-Niveau hinaus gehen, ist leider Realität.
Was dort teilweise berichtet wird, ist bezüglich meiner Relevanz nicht einmal eine Randnotiz wert.
Aber, wenn dem Grünen-Wähler wieder regelmäßig berichtet wird, ob er heute wieder Frösche über die Straße tragen muss, ist doch alles supi! Oder?

http://www.jumpradio.de/jump/kroetenzaun-100.html

Und wenn ein nackter Mann aufs Hausdach flüchtet, nur um seiner Freundin zu entgehen (verständlich), und anschließend von der Feuerwehr gerettet wird, ist das auch sicherlich wochenlang eine Schlagzeile wert.

https://www.bayern3.de/landshut-mann-nackt-streit-freundin-dach-feuerwehr

Also worüber machen wir uns eigentlich Sorgen?
Ich sage nur: "Alles von Relevanz"

Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
@icecube919

Sorry, wenn ich unscharf formuliert habe. Ich meinte natürlich weniger die BILD-Zeitung, als vielmehr die von Dir genannten Blätter SZ, FAZ und zusätzlich noch Spiegel, Zeit und mit Abstrichen Welt. Manchmal lande ich auch bei Frankfurter Rundschau oder TAZ. :)
 
Die pure Anzahl an Informationen ist im Internet natürlich größer und leichter zu finden. Aber meistens wird einem nur die reine Information gegeben, ohne das sie eingeordnet wird. Dies kann das Radio meistens sofort leisten,weil es hoffentlich die Experten schnell an der Hand hat.

Außerdem muss ich beim Radiohören "nur" zuhören und kann noch etwas anderes machen. So war es immer sehr entspannend in der Bahn zwischen Bad Nauheim und Frankfurt Main zu sitzen, zu dösen und Radio zu hören ( Deutschlandfunk Kultur, HR Info oder HR 1 ). Wenn ich meine Informationen im Internet suche muss ich doch sehr aktiv sein und das will ich in der Bahn odr frühmorgens vor dem ersten Kaffee nicht sein.

@ Pustekuchen

Du Informationsjunkie (-:

Oh mein Gott gleichzeitig ein Wortprogramm hören und dann noch im Internet lesen du musst das Hirn eines Vulkaniners haben (-:
 
@Wertham

Alles halb so wild. In der Regel läuft das Radio, und ich sitze gleichzeitig vor dem PC. Kommt etwas im Radio, das mich interessiert, konzentriere ich mich darauf. Wird es langweilig, widme ich mich dem Internet. Es geht also munter hin und her.
 
...den Querverweis, dass ich mich bspw. als TV-Zuschauer (Tagesschau) gefälligst im Internet zu informieren habe, den habe ich ehrlich gesagt nie so richtig verstanden.
Die sollen doch froh sein, dass sich die Leute ganz bewusst für ihre Sendung entschieden haben, und nicht für das Internet.
Mann kann meinetwegen den Hinweis gerne zum Schluss noch mal geben, dass man die Sendung online nachsehen kann, bzw. dass man sich im Internet noch ausführlicher (gründlicher) informieren kann.

Aber Hauptsache, man bringt danach noch was aus dem Boulevard-Bereich :thumbsdown:
 
Es gibt da ja noch die Verkehrsinformation. Ein Plus fürs Radio. Mir gefällt auch die Musikauswahl von SANEF 107.7 EST. Und regionale Informationen kommen glaube ich immer noch schneller übers Radio als übers Netz bei den meisten Leuten an.
 
Naja, ich würde behaupten, dass die meisten Menschen während der Autofahrt noch Radio hören, und das nicht zuletzt wegen des Verkehrsservices.
Mich haben die Staumeldungen im Radio zumindest schon vor langen Wartezeiten bewahrt.
Klar, in Zeiten von Navis mit TMC sind die gesprochenen Verkehrsinformationen unwichtig geworden, aber TMC ist dann eben nicht ganz so schnell, wie eine Gefahrenmeldung, für die der Moderator das laufende Programm sofort unterbricht. So konnte ich letztes Jahr einem Wildunfall entgehen. Mein Navi hat mir noch nichts angezeigt, der Moderator warnte mich im laufenden Programm jedoch schon eine Minute vorher vor den Hirschen auf der Autobahn.
 
Wie oft soll ich es noch sagen: Gefahrenmeldungen sind etwas anderes als Verkehrsmeldungen. Gefahrenmeldungen lasse ich mir gefallen, selbst wenn 98 Prozent der Hörer auf einer völlig anderen Straße unterwegs und daher nicht betroffen sind.
Aber das minutenlange Aufzählen irgendwelcher Staus ("wegen der großen Zahl nur diejenigen über vier Kilometer"), die häufig gar nicht mehr aktuell sind und ebenfalls jeweils die meisten Hörer weder betreffen noch interessieren, oder bei denen es sich um die täglichen Sowieso-Staus handelt, die jeder kennt, das grenzt an Idiotie.
Wenn man sich dagegen vor Augen hält, welchen Wert die Sender darauf legen, dass ihre Playlisttitel mindestens 90 Prozent aller Hörer gefallen müssen oder sie jedenfalls nicht stören dürfen, dann ist der Fetisch Verkehrsfunk ein Kardinalverstoß gegen diese Regel.
Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, dass alle Sender an diesem Stuss festhalten ist die, dass es sich dabei um kostenlosen Scheincontent handelt, der auch noch den Anspruch von "Regionalbezug" erfüllt. Schon wieder einen teuren Sendeplatz für umme gefüllt!
 
Dieser Verweis ist übrigens mittlerweile auch Standard in der Tagesschau um 20:00 Uhr. Da könnte ich immer kotzen. Die im Netz hinterlegten Informationen gehören gefälligst ins Programm.
Machen die das nicht hauptsächlich aus rechtlichen Gründen, weil die Webseite und die App "sendungsbezogen" sein müssen?
An sich gebe ich dir recht.

Ich habe übrigens den Eindruck, dass die Artikel auf der Tagesschau-Webseite auf den Radioberichten der ARD-Reporter basieren, machmal sogar 1 zu 1 übernommen werden.
 
Aber das minutenlange Aufzählen irgendwelcher Staus ("wegen der großen Zahl nur diejenigen über vier Kilometer"), die häufig gar nicht mehr aktuell sind und ebenfalls jeweils die meisten Hörer weder betreffen noch interessieren, oder bei denen es sich um die täglichen Sowieso-Staus handelt, die jeder kennt, das grenzt an Idiotie.
Das ist eine sehr deutsche Eigenschaft, wenn dann sie wir sehr sehr akribisch ))) Ich finde SANEF 107.7 EST gut, weil das der Verkehrssender für Frankreich ist, das macht das Programm aber nicht langweilig. Außerdem werden tagsüber die Verkehrsmeldungen, neben Französisch auch auf Englisch durchgesagt. Darüber könnte man in Deutschland mal nachdenken, weil es ist a) ein Transitland und b) hat einen hohen Anteil an Einwohnern die besser Englisch verstehen als Deutsch.
 
Wie geschrieben, in Frankreich hat man dafür einen eigenen Radiosender, der ist aufgeteilt in Nord, West, Süd und Ost. Dafür haben andere Radiosender mehr Platz im Programm, ist das so schlecht? Mindestens der ganze Gewerbeverkehr spricht doch eher Englisch als Deutsch, der ist schon enorm, auf der A2 "Warschauer Allee".
 
Der Verkehrssender auf der 107.7 in Frankreich sendet aber nur auf den Autobahnen. Dort stark gerichtet in die jeweiligen Fahrtrichtungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hat das Radio gegenüber dem Internet, selbstverschuldet, Schnelligkeit und Informationskompetenz verloren?

Internet geht natürlich schneller. Das ist unschlagbar.

Aber: Sehr viele Menschen haben darauf tagsüber keinen Zugriff! Ganz einfach, weil die private Nutzung von Internet während der Arbeitszeit nicht erlaubt ist. Das geht bis zur kompletten Sperrung von Seiten, die aus Sicht des Arbeitgebers nicht für die Arbeit nötig sind. Doch - sowas gibt es wirklich.

Radioempfang hingegen wird häufig gestattet.
 
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