Kanzler und TV-Journalistin: Thema bei Euch?

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Lisa Simpson

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Die Presse hat sich ja nun erfolgreich durch Drohungen von weiterer Namensnennung abbringen lassen, aber natürlich ist das ein Klatschthema für die bunten Sendungen.

Wie sieht es bei Euch aus? Nennt Ihr Namen? Oder empfindet Ihr das auch als unzulässigen Eingriff in die Privatsphäre?
 
Wenn man meldet, dass Medium XY über ein Gerücht berichtet, welches eine Person des öffentlichen Lebens tangiert, dann ist das keine Verletzung von Persönlichkeitsrechten meint die Jasemine.

Wichtig ist die Nennung der Quelle. Nicht behaupten, sondern von der Behauptung berichten. Die Quelle ist dann auch Schuld, wenn's ne Ente ist.

Die WAZ hat sich übrigens gerade für die Meldung beim Kandesbunzler entschuldigt.

PS: und wenn es keine Person des öffentlichen Lebens ist, dann sollte man sich zweimal überlegen, was man für einen Schaden anrichtet.

<small>[ 08-01-2003, 20:28: Beitrag editiert von Jasemine ]</small>
 
Liebe Jasemine,
ganz so einfach ist das nicht. Durch Nennung der Quelle bist du deine journalistische Sorgfaltspflicht nicht los. Du musst selber noch einmal abwägen, ob die Nennung des Namens der Person nicht Schaden zuführt. Und da ist ein Kanzler und eine Moderatorin ein Unterschied.

In diesem Fall gilt es für dich abzuwägen:
Wie seriös ist die Quelle? Antwort: Eine englische Boulevardzeitung, die sich auf Hiltrud Schröder beruft, die angeblich von Gerüchten spricht. Frau Schröder widerruft aber selbst dieses Zitat.

Auf Grund dieser Quellenlage ist es meiner Auffassung nach ein Verstoß gegen die Sorgfaltsplficht, den Namen der Moderatorin zu nennen.

Nächster Schritt: Die Moderatorin droht jedem mit Klage - dir oder deinem Medienunternehmen kann also ein wirtschaftlicher Schaden entstehen. Für dich deshalb wichtig: Alles, was du machst, muss das ok deines Chefs haben. Wenn du bei so einer rechtlich schwierigen Lage ohne Segen "von oben" agierst, kann es für dich persönlich noch teuer werden. Ich als Chef würde dir aus wirtschaftlichen und professionell-ethsichen Gründen die Nennung des Namens ganz klar verbieten und rate das auch jedem anderen.

Dritter Schritt: Was ist deine persönliche Meinung, was sagt dir dein "Bauch"? Schröder hat seine Privatspähre öffentlich gemacht - aber die TV-Moderatorin? Ich kenne keinen Artikel oder kein Interview über sie, in der sie über private Dinge mehr sagt als dass sie seit langem einen festen Freund hat. Sie schützt also bei aller Popularität geradezu beispielhaft ihre Privatspähre.

Also: Es gibt keinen Vorwand für dich, diese Privatspähre nun zu verletzen. Frage dich: Wolltest du umgekehrt in diesen miesen Gerüchtestrudel reingeraten? Und das, wo die Gerüchte offensichtlich keinen "harten" Hintergrund haben! Sie sind rein böswillig! Zu welcher Leute Instrument machst du dich, wenn du diese Gerüchte kolportierst?

Wenn du (und alle, die das lesen) diese drei Schritte genau im Kopf durchgehst, dann gibt es ethisch, professionell und rechtlich keine andere Entscheidung, als den Namen der Frau nicht zu nennen. Leute, wir haben auch als Radiofutzis eine Berufsehre zu verlieren! Denken wir daran!
 
Bei Hit-Radio RPR Eins wurde der Name Maischberger am Montag vormittag mehrfach genannt, die Hörer konnten zu dem Thema anrufen...:)
 
Hallo,

natürlich kann man(n) unter ethisch-moralischen
Grundsätzen des Pressekodex' dieses Thema lang und
auch ganz breit dikutieren. Ändert aber nix an der Tatsache, dass an ( fast ) jedem Gerücht 'was
Wahres dran ist. Und wenn es nicht mehr möglich sein sollte aufgrund von "Gerüchten", denen ja zumeist Indizien voraus gehen, eine öffentliche Vermutung anzustellen, dann wäre dies' und gerade für die, die sich Journalist nennen, ein Schritt zurück.
Wie wären denn sonst viele der "bedeutenden" Enthüllungen der Neuzeit sonst zustande gekommen ?
Das unser sog. Bundeskanzler kein "Kostverächter" ist, ist nun auch nicht wirklich neu. Das er und Frau XY mit Sicherheit auch schon mal irgendwo im "privaten" Kreis zusammen gesehen worden sein könnten, bzw. Indiskretionen aus dem Stab dieser Herrschaften kolpotiert wurden, ist doch sehr wohl denkbar, oder ?!
Und ob's nun stimmt, oder nicht. In jedem Fall lenkt so eine Geschichte wieder einmal von wirklich wichtigen Dingen ab. Und damit hat diese Bundesregierung ( Bsp. Scharping ) nun wahrlich Erfahrung.
Es mag ja für einige falsch sein, aber ich halt's da mit der legendären Bild-Philosophie: Wahr ist, was wahr sein könnte !!! Zumindest für die, die im öffentlichen Fokus stehen.

Beste Grüße

US
 
Lieber Uwe Schneider,

ich weiß ja nicht, wer dich ausgebildet hat, aber die Vermutung "An jedem Gerücht ist eine Wahrheit" genügt eben genau nicht zur journalistischen Recherche. Wenn man so vorgeht, kann man im Berliner Haifischbecken jeden anschwärzen. Wer denkt wie du, ist definitv ein sehr schlechter Journalist!
 
Viel Spaß mit den englischen Zeitungen, den Herren Schröder und Co.
Da ist unsere hiesige Bild-Zeitung harmlos dagegen. Müntefering, der Ministerpräsident Gabriel oder unsere Kanzlerfrau Doris hätten sich dort niemals getraut, sich so wie hier mit Bild anzulegen. Dann hätten sie nämlich die vereinte Macht der englischen Presse gegen sich und das könnte schmerzen.
 
@dudelhuber

Über die 'dubiose Quelle' müssen wir wohl nicht streiten. Sich auf "Mail on Sunday" als Quelle zu berufen ist wohl daneben.

Aber es geht in meinen Augen NICHT um die Meldung "Schröder hat eine Affäre mit einer Journalistin", sondern um "Schröder regt sich wahnsinnig über eine Meldung auf, in der es heisst, er habe eine Verhältnis mit Sandra Maischberger". Das ist das Thema. Deswegen ist die britische Boulevard-Zeitung NICHT die Quelle.

Auch wenn Frau M. es nicht will, durch ihre Tätigkeit im TV steht sie in der Öffentlichkeit. Und wir dürfen ihren Namen nennen.

Ich möchte nicht in einem Sender arbeiten, wo die Androhung einer Klage reicht, um eine Meldung zu ändern. DAS ist gegen die Berufehre!
 
Es ist nicht die Drohung einer Klage, sondern die drei Umstände, die dazu führen, dass nicht der Name der Frau genannt wird (nur das würde ich verbieten, es geht nicht um das Thema als solches!):

- es ist nicht ethisch, weil keine Notwendigkeit für die Nennung des Namens der Frau besteht.
- es ist nicht ok, weil ich selber nicht in der selben Lage sein will und weil es keine Andeutung eines seriösen Anlasses für die Gerüchte gibt.
- die Klage hat alle Aussicht auf Erfolg (sonst würde es ja die Bildzeitung auch mit Namen melden!), sie ist damit rechtens. Und warum sollte ich ohne Not einen Rechtsanspruch auf unversehrte Privatsphäre einer hochseriösen Kollegin verletzen. Es geht also letzlich um verantworliches berufliches Handeln!
 
Wenn jemand wie Sandra Maischberger von sich aus einen Job in der Öffentlichkeit wählt, kann er sich aber eben nicht einfach darauf berufen, dass er den Job so machen möchte, wie er ihn gerne hätte. Fernsehmoderatoren werden in Deutschland zu Stars gemacht. Das Interesse an der Person gehört folglich zum Job dazu, das weiss man vorher. Und Frau M. bekommt ihr Geld ja nicht nur dafür, weil sie die einzige Interviewerin in Deutschland ist, sondern weil sie ein Star ist. Und das strebt sie auch an, sonst würde sie keine Fernsehpreise im Glitzerfummel moderieren.

Was die Bild angeht, so ist doch wohl klar, dass die die Sache mit der geheimnisvollen Moderatorin einfach nur ausschlachten, weil es das noch viel spannender macht. Über die Schadenersatzsummen die in Dtld. gezahlt werden, lachen die sich bei Springer tot.
 
Mensch Dudelhuber,

nich' gleich so grantig. Wie war das noch gleich
mit "jeder hat das Recht auf freie Meinungsäusserung" ? Im übrigen ein Thema, welches unbedingt auch in diesem Zusammenhang gesehen werden dürfte, gell. <img border="0" title="" alt="[L&auml;cheln]" src="smile.gif" />

Alles Gute auch weiterhin

U.S.
 
Lieber Uwe,
auch von mir ein Veto. Nur weil irgendwoher Gerüchte kommen, gibt dies nciht die Berechtigung, daraus ein Thema zu machen.
Und wenn du die bedeutenden Enthüllungen ansprichst: ich denke, ob ein Kanzler quervögelt oder nicht ist miener Meinung nach für die Öffentlichkeit nicht wirklich von Bedeutung (selbst wenn er es nun gemacht hat -was mir (wie weiland im Falle CLinton) ganz furchtbar am Allerwertesten vorbei geht).
Noch kurz zur Frau M. Nur weil sie Fernsehjournalistin ist und dadurch in der Öffentlichkeit steht, berechtigt das auf keinen Fall, sie zum Freiwild des Boulevards zu machen - sie ist schließlich keine Naddel.
 
Wer hat denn in erster Linie etwas gegen die Weiterverbreitung dieser Gerüchte? Doch wohl nicht der Kanzler selbst. Hier wird deutlich, welche Macht eine KanzlerGATTIN hat!!!
Im übrigen: ich glaube auch, dass die BILD den Namen von Frau M. aus dem Grund verschweigt, um die ganze Geschichte spannend am Köcheln zu halten. Warum sollte sie sonst den Namen des Kanzlers erwähnen und den der angeblichen Geliebten nicht?
Ein verheirateter Bundespolitiker hat eine Affäre mit einer anderen Frau - wer liest da noch weiter?
 
Noch ein Versuch:

1. Die Bild hält den Namen der Moderatorin geheim, weil es sonst sehr teuer wird. Sie droht wirkungsvoll mit Klage.

2. Tatsächlich hat Steinberger recht: Auch wenn eine Moderatorin ein "Star" ist, ist ihr Privatleben nicht zum Abschuß freigegeben. Das sage ich nicht, weil ich die Berufsehre hochhalte (die es übrigens wirklich gibt!), sondern weil das eine juristisch relevante Unterscheidung ist. Wer sie nicht akzeptiert, kriegt einfach Ärger vor Gericht. Und ich kann Kollegen in den Medien nur warnen: In dieser Frage ist die Luft bleihaltig. Die betroffene Kollegin wird klagen und sie hat schon einen Verwendugszweck für das eingeklagte Geld: Eine Skihütte in den Dolomiten (siehe SZ vom Mittwoch). Also ich weiß nicht, was euer GF davon hält, wenn er einer Fremden die Skihütte bezahlen muss.
 
Heisse Diskussion...

Ich persönlich bin der Meinung, der Name der Dame muss nicht genannt werden. weiss ohnehin jeder, wer gemeint ist.
Was Uwe meint ist wahrscheinlich: Bei jedem Gerücht bleibt was hängen, ob's nun stimmt oder nicht.

Faktisch ist es mir total wurst mit wem unser Bundeskanzler in die Kiste springt. Aber durch seine Wutanfälle zu diesem Thema schaukelt er es ja selber mit hoch. Rauch gibts nur da, wo auch Feuer ist (oder war).

Über Kohl und seine Büroleiterin wurde auch eisern geschwiegen, aber jeder hat darüber getuschelt :)

Das Ganze ist doch ein herrlicher Versuch unseren Versager-Kanzler aus der Reserve zu locken. Und der regt sich doch köstlich darüber auf!
Ich habe gestern übrigens aus dem Mund eines wichtigen Chefredateurs gehört, dass an der geschichte selbstverständlich etwas dran sei, aber eben alle so verfahren wie seinerzeit bei Kohl.

Ts ts ts...

OPTI
 
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