Radio 100 kehrt für einen Tag zurück (4.3.17)

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Radiokult

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WOW. Das ist ja Wahnsinn.
Werden denn auch ehemalige Moderatoren zu hören sein?

Das war schon ein sehr interessanter Gegensatz: Georg Gafron, erzkonservativ und ein kalter Krieger vor dem Herrn durfte auf der Frequenz in Berlin 100,6 Mhz mit seinem Radio Hundert,6 von 23.00-19.00 Uhr senden. Das ultralinke Radioprojekt Radio 100 sendete von 19.00-23.00 Uhr.
 
Besten Dank an Radiokult für den Hinweis (der ansonsten vermutlich an mir vorbeigegangen wäre...).


Eine Schreibweise, die umstritten ist:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/d...heit-west-berlin-oder-westberlin/8624724.html
http://www.berliner-zeitung.de/berliner-spezialitaeten-westberlin-16793918
...aber interessanterweise auch in der linken West-Berliner Szene (inkl. Taz) gern Verwendung fand und findet, was im Gesamtkontext irgendwie suspekt wirkt.


[Radio 100], der einst als Programmfenster beim einstigen Hundert,6 begann und später auf die heutige Frequenz von Energy Berlin wechselte.

"Programmfenster" trifft es nicht richtig, da es sich bei den Lizensierungen durch den damaligen (West-)Berliner Kabelrat um zwei eigenständige Programme handelte. Zum Zeitpunkt der Entscheidung, etwa Mitte/Herbst 1986, war nur die Frequenz 100,6 MHz vom Kreuzberger Postscheckamt koordiniert (und freigegeben), so dass man sich beim Kabelrat aus Proporzgründen zu dieser Lösung veranlasst sah.
Radio 100 war einfach früher, nämlich pünklich am 1.3.1987, auf Sendung, während Gafrons Froschfunk noch knapp 2 Wochen benötigte...(dumm gelaufen :p)

In Ost-Berlin - so meine Erinnerung - hat man davon erst einmal gar nicht viel mitbekommen, die DDR-Presse enthielt natürlich keinerlei Information und SFB bzw. Rias machten auch keine Reklame für die neue private Konkurrenz...
Es war irgendwann ein "Zufallstreffer", der sich dann durch Mund-zu-Mund-Propaganda erst ca. April / Mai 1987 zu einem Hörphänonem (allerdings bezogen auf Radio Hundert,6) ausweitete. Es ist glaubhaft überliefert, dass Radio Hundert,6 - unter Nutzung der vorhandenen UKW-Antennen für SFB und Rias - auch bis in den Raum Dresden sehr schnell seine Anhänger fand (Radio 100 wurde in der Tat höchstens als störendes und sehr merkwürdiges "Programmfenster" wahrgenommen...). Als die DDR im Frühsommer 1987 in Hoyerswerda die Frequenz 100,4 MHz in Betrieb nahm, gab es bereits deutlichen Unmut.
Zu Radio 100 empfehle ich für Hintergründe die Wikipedia-Seite, die wesentliche Fakten und Hintergründe sehr präzise darstellt. Hier sind auch der Zeitpunkt und Hintergründe zum Wechsel auf die Frequenz 103,4 MHz und Erweiterung der Sendezeit von 17 bis 23 Uhr beschrieben. Die gemeinsame Zeit von Radio 100 und Radio Hundert,6 auf einer Frequenz war also doch erheblich beschränkt...

Ich will dem Radio 100-Tag nicht vorgreifen, aber nach (unfreiwilliger) Abschaltung zum 28.2.1991 durch den sehr eigenwilligen Geschäftsführer Thomas Thimme wechselte etliches Personal zu DT 64 (Angela Gobelin, Karla Schlender, Fabian Maier, Ari Gosh, Mario Neumann, ...) und "rettete" zunächst einiges von Radio 100 (später dann überwiegend zur ORB-Jugendwelle Rockradio B). Mein persönlicher Eindruck war, dass damit auch eine deutliche Entkrampfung, aber auch alternative Kantigkeit, beim ehemaligen DDR-Jugendfunk einzog, die mir nicht unsympathisch war. Was man (eigentlich) allen ehemaligen Radio 100-MitarbeiterInnen, die in den Osten wechselten, zugute halten muss, war ihre Offenheit und Aufgeschlossenheit. Kein Vergleich dazu das, was an Borniertheit, Arroganz, Ignoranz und Unfreundlichkeit damals aus der Masurenallee, speziell dem 4. Programm, kam...

...
Werden denn auch ehemalige Moderatoren zu hören sein?

Wie Radiokult schon schrieb, nach Programmvorschau "ja"... Auch die Sendungsnamenn sind authentisch, auch wenn natürlich vieles fehlt.

Harald Asel, einer der Radio 100-Protagonisten, äußerte einmal (durchaus schon vor 10 oder 15 Jahren) bei Jörg Wagner, dass "Radio 100 heute nicht mehr funktionieren würde". Mal schauen, ob der 4.3.2017 einen Gegenbeweis antritt...
 
Ari Gosh und Harald Asel waren mal bei Radio 100? Schön.

Heute kann man sie im rbb-Inforadio hören. Ari Gosh ist Nachrichtensprecher und harald Asel moderiert u. a. die Sendung "Ungeschichtet - Vergangenheit aus der Nähe betrachtet".

Vielleicht erleben wir ja am 4.3. die Radio-100-Nachrichten mit Ari Gosh:).
 
Radiokult schrieb:
Astereix schrieb:
Eine Schreibweise, die umstritten ist:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/d...heit-west-berlin-oder-westberlin/8624724.html
http://www.berliner-zeitung.de/berliner-spezialitaeten-westberlin-16793918
...aber interessanterweise auch in der linken West-Berliner Szene (inkl. Taz) gern Verwendung fand und findet, was im Gesamtkontext irgendwie suspekt wirkt.
Da es inzwischen kein Berlin(West) und auch kein Ost-Berlin mehr gibt, ist die Schreibweise doch schlußendlich völlig egal. Jeder weiß was gemeint ist, wenn er von Westberlin redet oder von West-Berlin oder halt von Berlin(West). Die Deutsch-Fetischisten können ja von mir aus protestieren. Aber darüber zu diskutieren, ob sich das nun West-Berlin oder Westberlin schreibt... das ist irgendwo ziemlich albern. Hat die Welt eigentlich keine anderen Probleme? ;)
 
In Ost-Berlin - so meine Erinnerung - hat man davon erst einmal gar nicht viel mitbekommen, die DDR-Presse enthielt natürlich keinerlei Information und SFB bzw. Rias machten auch keine Reklame für die neue private Konkurrenz...
In diesem Detail unterscheiden sich unsere Erinnerungen. Ein SKR700 hatte mir gegen 19:05 die Eröffnungsrunde am ersten Sendetag in 1a Qualität aus dem Äther gezaubert (und hatte damals keine Ahnung, dass die Luftlinie zum Sender pi mal Daumen 10 km betragen haben muss). Könnte mich heute noch in den Allerwertesten beißen, dass ich keine Kasette parat hatte.
Aufmerksam auf den Termin war ich durch den SFBeat ein oder zwei Wochen vorher geworden!
 
Interessant. Ein Mitschnitt wäre heute wohl Gold wert, schade dass Du keine Kassette parat hattest. Vielleicht gehst Du aber in der Relativierung mit, dass es doch eine kleine Weile dauerte, bis (in Ost-Berlin) die Existenz der Frequenz 100,6 MHz so richtig wahrgenommen wurde (und dann sicher, das sollte der Fairness halber und losgelöst von persönlichen Sympathien nicht verschwiegen werden, eher durch Radio Hundert,6 als durch Radio 100).
Ich war damals in der 10. Klasse und bspw. so ziemlich der Einzige, der SFBeat gehört bzw. überhaupt dem zum 1.1.1987 stark reformiertem SFB 2 den Vorzug vor Rias 2 gegeben hat (besagten SFBeat habe ich offenbar leider nicht gehört). Von Radio 100 einmal ganz zu schweigen...

Aber darüber zu diskutieren, ob sich das nun West-Berlin oder Westberlin schreibt... das ist irgendwo ziemlich albern.
Die Wortwahl war (und ist) schlicht der Versuch, durch eine "ideologisch geprägte Wirkung von Sprache" gesellschaftliche Auseinandersetzungen zu führen. Diesen Versuch "albern" (oder untauglich) zu finden, ist völlig okay, jedoch eine Diskussion über dieses Phänomen "albern zu finden" hielte ich für töricht.
Ich persönlich glaube z.B. nicht an Zufall oder Unbedarftheit, wenn bspw. "Neues Deutschland" auch heute in der Retrospektive immer noch von "Westberlin" spricht..., auch kann ich mir lebhaft die "diebische Freude" der MitarbeiterInnen der Berliner Zeitung mit Ost-Biografie im oben verlinkten Artikel vorstellen (denn auch diese Zeitung hat bis weit in die 1990er Jahre in der Regel "Westberlin" verwandt, genauso wie das im Kopf der Zeitung befindliche Stadtwappen bis weit nach der Wiedervereinigung (so bis etwa Herbst 1992) das ehemalige, in der DDR geprägte, Ost-Berliner war, ehe ein findiger West-Redakteur diesen Umstand bemerkte und das dann rasch geändert wurde...).

Eine Diskussion über das "Austragen ideologischer Grabenkämpfe" über Sprache (oder Symbolik) ist doch gerade im Kontext von Radio 100 naheliegend (siehe auch die inzwischen arg strapazierte "Klospülung"...).

Ari Gosh und Harald Asel waren mal bei Radio 100? Schön.
Vielleicht erleben wir ja am 4.3. die Radio-100-Nachrichten mit Ari Gosh:).

Ari Gosh war wohl der Nachrichtensprecher von Radio 100, manchmal glaubte man, der gute Ari wohnt in der Potsdamer Straße 131 (das Studio war ja eine Altbauwohnung, die als solche prinzipiell auch nutzbar war).

Harald Asel galt bei nicht wenigen KollegInnen quasi als "Mastermind" von Radio 100, als fast der Einzige, der Radio 100 als ganzheitliches Programm verstehen konnte. Diese Fähigkeit war besonders gefragt bei der Ausdehnung auf ein 24-h-Programm im September 1989.

Weitere Namen: Ilona Marenbach, Claudia Daseking, Torsten Mandalka, Mr. Blowfish (Wolfgang Stahl), Jörg Schulze, Michael Schulz, Weng (Sabine Wahrmann), A.B. (der Techniker, der nur "A.B." genannt wurde), Der wahre Heino (Norbert Hähnel), ...

Auch ein gewisser Robert Skuppin soll seine Radioanfänge bei Radio 100 gehabt haben :cool:
 
Die Wortwahl war (und ist) schlicht der Versuch, durch eine "ideologisch geprägte Wirkung von Sprache" gesellschaftliche Auseinandersetzungen zu führen. Diesen Versuch "albern" (oder untauglich) zu finden, ist völlig okay, jedoch eine Diskussion über dieses Phänomen "albern zu finden" hielte ich für töricht.
Ich persönlich glaube z.B. nicht an Zufall oder Unbedarftheit, wenn bspw. "Neues Deutschland" auch heute in der Retrospektive immer noch von "Westberlin" spricht..., auch kann ich mir lebhaft die "diebische Freude" der MitarbeiterInnen der Berliner Zeitung mit Ost-Biografie im oben verlinkten Artikel vorstellen (denn auch diese Zeitung hat bis weit in die 1990er Jahre in der Regel "Westberlin" verwandt, genauso wie das im Kopf der Zeitung befindliche Stadtwappen bis weit nach der Wiedervereinigung (so bis etwa Herbst 1992) das ehemalige, in der DDR geprägte, Ost-Berliner war, ehe ein findiger West-Redakteur diesen Umstand bemerkte und das dann rasch geändert wurde...).

Eine Diskussion über das "Austragen ideologischer Grabenkämpfe" über Sprache (oder Symbolik) ist doch gerade im Kontext von Radio 100 naheliegend (siehe auch die inzwischen arg strapazierte "Klospülung"...).
In gewisser Weise hast du ja Recht. Dennoch glaube ich, dass du das schlicht zu hoch hängst. Im allgemeinen Sprachgebrauch wurde stets von Westberlin gesprochen. Lediglich bei offiziellen Verlautbarungen hieß es dann Berlin (West). "Ideologische Grabenkämpfe" kann ich da ehrlich gesagt keine erkennen. Du interpretierst da glaube ich ein wenig zu viel in den Stadtnamen rein.
 
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Im allgemeinen Sprachgebrauch wurde stets von Westberlin gesprochen.
Eben nicht im / vom "offiziellen Westteil". Tagesspiegel oder Morgenpost, SFB oder Politiker (vielleicht abgesehen von der Alternativen Liste oder SEW) waren pendantisch darauf bedacht, dieses Wort (diese Schreibweise) nicht zu benutzen. Auch mir mutet das "dämlich" oder "kleinkariert" an, aber es ist offenbar ein Baustein der ideologischen Auseinandersetzung dieser Zeit.

Umgekehrt wurde ich einmal in der Schule darauf hingewiesen, ein bestimmtes T-Shirt nicht mehr zu tragen (ein Berlin-T-Shirt mit dem West-Berliner-Wappen, ein Ansinnen mit dem ich als ca. 12-Jähriger nun überhaupt nichts anfangen konnte, weil mir das ganze Thema komplett unbewusst war...).
Insofern also bitte nicht allzuviel relativieren...
 
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Da ist mir doch gerade noch was nach kurzem Rütteln regelrecht vor die Füße gefallen...

Eigentlich liegen hier knapp 19 Minuten in 2 Teilen, die Geschichte von Radio 100. Ich kanns mangels schnellem Internet momentan nicht hochladen und muss auch erstmal schauen, wer da der Autor war. Die Begleitinformationen sind nicht da, wo ich gerade bin.

Dann wäre noch das hier hochzuholen:
https://www.radioforen.de/index.php...vate-radiosender-in-berlin.16508/#post-268348

und das hier:
http://web.archive.org/web/20081025...g/nadir/periodika/jungle_world/_98/30/18a.htm

(da drin steckt auch eine damals wohl als nebensächlich gemeinte Information, die bereits viel über die sogenannte "friedliche Revolution" in Ostdeutschland sagt)

Und bei einem der Fotos auf der neuen Radio-100-Webseite ahne ich, bei wem ich vor einem knappen Jahr (oder sind es schon zwei?) beinahe mal den Garten mit umgegraben hätte. Die Welt ist so klein...
 

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Auszüge aus Wikipedia
West-Berlin, auch Westberlin, war eine Bezeichnung für den Teil von Groß-Berlin, der ab Ende des Zweiten Weltkriegs von den drei westlichen Besatzungsmächten Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich und Frankreich bis 1990 verwaltet wurde. West-Berlin wurde mit Genehmigung der Westalliierten seit 1950 vom Senat von Berlin regiert. Angesichts der seit Kriegsende anhaltenden Diskussion um den Berlin-Status und der sich wiederholt ändernden Begrifflichkeiten ordnete der Senat für das von ihm regierte Gebiet schließlich 1982 als amtliche Bezeichnung „Berlin (West) “ an. Umgangssprachlich wurden sowohl die Westsektoren als auch der Ostsektor der Stadt auf der jeweils eigenen Seite der Grenze häufig einfach nur „Berlin“ genannt.
Im Westteil der Stadt wie auch in der Bundesrepublik galt amtlich die Schreibweise Berlin (West). In der DDR hingegen benutzte man mit bewusster Abgrenzung die Begriffe besondere politische Einheit (offizielle Bezeichnung bei Dokumenten der Alliierten) oder selbständige politische Einheit Westberlin, während mit Berlin, Hauptstadt der DDR der Ostteil bezeichnet wurde. In Zeiten des Kalten Krieges konnte man allein an der unterschiedlichen Schreibweise Herkunft oder politischen Standort eines Textes erkennen.

Die in der DDR verwendete Bezeichnung sollte einerseits eine politische Abgrenzung West-Berlins und seine besonders deutliche Selbstständigkeit (von der Bundesrepublik Deutschland) darstellen, andererseits sollte vermieden werden, dass der als „Hauptstadt der DDR“ bezeichnete Ostteil der Stadt nur als Stadthälfte wahrgenommen würde. Als Kurzform war in der DDR lange Zeit die Zusammenschreibung „Westberlin“ üblich.

Nach der deutschen Wiedervereinigung hat die Frage der Begrifflichkeiten ihre politische Brisanz verloren.
 
Radiokult schrieb:
Im allgemeinen Sprachgebrauch wurde stets von Westberlin gesprochen.
Astereix schrieb:
Eben nicht im / vom "offiziellen Westteil". Tagesspiegel oder Morgenpost, SFB oder Politiker (vielleicht abgesehen von der Alternativen Liste oder SEW) waren pendantisch darauf bedacht, dieses Wort (diese Schreibweise) nicht zu benutzen.
Und genau die meinte ich eben nicht. Der vor allem im Osten "durchgestylte" offizielle Sprachgebrauch, hat doch kaum jemanden interessiert. In der ganz normalen Umgangssprache wurde schlicht von Westberlin gesprochen. Es mag sein, das der Bindestrich rein optisch betrachtet einen gewissen Effekt gehabt haben mag, zumindest aus der Sicht der DDR-Sprachakrobaten. In der Form wahrgenommen, wie sich das manche heute eventuell einreden, wurde der nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht gehst Du aber in der Relativierung mit, dass es doch eine kleine Weile dauerte, bis (in Ost-Berlin) die Existenz der Frequenz 100,6 MHz so richtig wahrgenommen wurde
1987 sendete die 100,6 mit der selben bescheidenen technischen Reichweite, wie heute die 88.4 oder die 104.1, solange die noch vom Postgiroamt sendeten. Insofern ist fehlende Wahrnehmung kein Wunder (und schon gar nicht außerhalb Berlins). Als später der Froschfunk bekannter wurde war die Sendeleistung deutlich höher und Radio 100 belegte ja nur die wenigen Abendstunden.
(und dann sicher, das sollte der Fairness halber und losgelöst von persönlichen Sympathien nicht verschwiegen werden, eher durch Radio Hundert,6 als durch Radio 100).
Und Fairness ist bei diesem Detail an dieser Stelle IMHO nicht erforderlich, da medial meist nur der Froschfunk genannt wird und es erst seit gefühlt wenigen Jahren ohne Schaum vorm Mund möglich ist, sachlich sachlich korrekt darüber zu reden (sachliches Reden ist gefühlt seit jener Zeit möglich, wo die Kernzielgruppe des ehemaligen Froschfunkes von der CDU in die AFD ausgelagert wurde). Insofern sehe ich meine Chronistenpflicht ganz und garnicht darin, bei Gesprächen über Radio 100 eine Bedeutung des Froschfunks zu würdigen.
(Auch wenn mir Radiowaves diesbezüglich gerade etwas Amnesie nachgewiesen hat, daß man hier zum Thema sehr wohl bereits 2006 sachlich korrekt richtigstellen konnte :oops::confused:)

.. überhaupt dem zum 1.1.1987 stark reformiertem SFB 2 den Vorzug vor Rias 2 gegeben hat (besagten SFBeat habe ich offenbar leider nicht gehört). Von Radio 100 einmal ganz zu schweigen...
Als SFBeat-Fan war ich auch Exot. Diese Reform hatte ich nicht mehr in Erinnerung. Kann gut sein, dass besagter SFBeat schon um die Weihnachtszeit herum gesendet wurde und es ging da schon um geänderte Zukunftsperspektiven des SFBeats im speziellen und dass sich wohl die Wege von Redakteuren (Namen weiß ich nicht mehr) trennten (wo dann im Gespräch der Verweis auf das vor dem Sendestart stehende Radio100 vorkam).
 
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Am Samstag mal das Medienmagazin auf Radio Eins hören, 18-19 Uhr. Habe läuten gehört, die Aktivitäten werden dort ihre Schatten vorauswerfen.
 
Bitte auch nicht vergessen: als DT64 vom 7. bis 8. September 1990 zugunsten des RIAS abgewürgt wurde, hat Radio 100 zwei Stunden lang aus Solidarität das Programm von DT64 übernommen.
Am Samstag mal das Medienmagazin auf Radio Eins hören, 18-19 Uhr. Habe läuten gehört, die Aktivitäten werden dort ihre Schatten vorauswerfen.
Danke für den Tipp für Samstag. Zu DT 64 / Radio 100 lässt sich noch ergänzen, dass es im Januar 1990 eine 2-stündige Gemeinschaftssendung von "Take Five" und dem "Großstadtfieber" zwischen 10 und 12 Uhr gegeben hat. Gesendet wurde nach meiner Erinnerung aus der Nalepastraße, leider weiß ich nicht mehr, wer von beiden Programmen beteiligt war. Es war jedenfalls ein sehr angenehmes und sympathisches gegenseitiges Kennenlernen.

1987 sendete die 100,6 mit der selben bescheidenen technischen Reichweite, wie heute die 88.4 oder die 104.1, solange die noch vom Postgiroamt sendeten. Insofern ist fehlende Wahrnehmung kein Wunder (und schon gar nicht außerhalb Berlins). Als später der Froschfunk bekannter wurde war die Sendeleistung deutlich höher und Radio 100 belegte ja nur die wenigen Abendstunden.
...na ja, die Sendeleistungen der 100,6 MHz bzw. 103,4 MHz auf der einen und der 88,4 MHz bzw. 104,1 MHz von Postscheckamt unterschieden sich schon signifikant.
Die erstgenannten Frequenzen wurden im Genfer Wellenplan Mitte der 1980er Jahre mit Erweiterung des UKW-Bandes für Berlin (West) mit Leistungen von jeweils einigen kW (ich habe die Unterlage nicht hier, aber in etwa so zwischen 1 und 5 kW ERP) koordiniert. Wie später einmal kolportiert wurde, soll die 100,6 MHz mit etwa 10 kW voll "ausgereizt" worden sein, während die 103,4 MHz in etwa mit der koordinierten Leistung betrieben wurde. Leistungs- oder sonstige Anpassungen der Sendeanlage zwischen 1987 und 1994 sind nicht bekannt, anders gesagt: beide Frequenzen wurden von Beginn an mit der "vollen" Leistung (und in Rundstrahlung) betrieben.

Empfangstechnisch sah das dann nach eigenen Erfahrungen so aus:
Ostern 1987 (18.-21.4.) --> Empfang der 100,6 MHz in der Lausitz (Bernsdorf, 5-Elemente-UKW-Antenne einer GAA sowie Weißwasser, 7-Elemente UKW-Antenne einer GAA); Empfangsqualität stationär (mono) okay, aber schlechter als SFB und Rias; keine angehobenen (sondern normale) Bedingungen.
"Hörerbestätigungen" gab es in dieser Zeit aus Schwepnitz und Königsbrück, was dann aber wohl das "Ende der Fahnenstange" bedeutete. Mit Inbetriebnahme Hoyerswerda 100,4 MHz im Frühsommer 1987 war für viele "Schluß mit lustig", der Unmut war deutlich spürbar.

Mobil Trabant (Blaupunkt-Autoradio (mono, Typ unbekannt, aber relativ hohe Eingangsempfindlichkeit und Trennschärfe, Standard-4-Elemente-Teleskop-Antenne, Montage vorn rechts, daher kurze Zuleitung), entlang der A13:
100,6 MHz gut empfangbar bis etwa Lübbenau/Calau, danach Abbrüche
103,4 MHz gut empfangbar bis etwa Duben/Rasthof Rüblingerheide, danach Abbrücche
SFB/Rias-UKW-Frequenzen gut empfangbar bis etwa Freienhufen (bei angehobenen Bedingungen auch durchgängig bis ins oben erwähnte Bernsdorf (etwa 135 km Luftlinie nach Berlin)).

Das spricht eigentlich für die o.g. Leistungen.

Die Frequenzen 88,4 MHz und 104,1 MHz (vom Postscheckamt) sind bereits im Berliner Stadtgebiet deutlich schlechter empfangbar (gewesen) und reichten - im geografischen Vergleich, aber mit deutlich besserer mobiler Empfangstechnik - höchstens bis Mittenwalde / Groß Köris.

Kai Ludwig wüsste sicher mehr bzw. die Dinge genauer, hier nur ein Link, der das Thema prinzipiell skizziert.
http://www.radioeins.de/programm/sendungen/medienmagazin/radio_news/beitraege/2015/kreuzberg.html
 
...na ja, die Sendeleistungen der 100,6 MHz bzw. 103,4 MHz auf der einen und der 88,4 MHz bzw. 104,1 MHz von Postscheckamt unterschieden sich schon signifikant.
Die erstgenannten Frequenzen wurden im Genfer Wellenplan Mitte der 1980er Jahre mit Erweiterung des UKW-Bandes für Berlin (West) mit Leistungen von jeweils einigen kW (ich habe die Unterlage nicht hier, aber in etwa so zwischen 1 und 5 kW ERP) koordiniert. Wie später einmal kolportiert wurde, soll die 100,6 MHz mit etwa 10 kW voll "ausgereizt" worden sein, während die 103,4 MHz in etwa mit der koordinierten Leistung betrieben wurde. Leistungs- oder sonstige Anpassungen der Sendeanlage zwischen 1987 und 1994 sind nicht bekannt, anders gesagt: beide Frequenzen wurden von Beginn an mit der "vollen" Leistung (und in Rundstrahlung) betrieben....
Mindestens in der Zeit, wo tagsüber abgeschaltet wurde (März 1987) wurde nicht mit der vollen Leistung gesendet. Ob sofort mit dem Froschfunk-Start aufgedreht wurde oder später, kann ich nicht sagen. Ich war in jener Zeit Wochenend-Pendler, nur an verlängerten WEs im Sendegebiet. Und da wars am Rande der heutigen Reichweite von 88.4/104.1 (südöstl. Schönefelder Kreuz) mindestens im März mit 'nem Kofferradio schwierig, mit der Teleskopantenne vernünftigen Empfang zu bekommen. Später war das kein Thema mehr, keine Ahnung, seit wann.
Zum Empfag über GAAs in der Lausitz kann ich nicht mitreden. Aber möglicherweise hat genau wegen geringerer Sendeleistung am Anfang niemand im weiteren Umland den früheren Start von Radio 100 mitbekommen.
 
Eine tolle Aktion und auch schön, dass man dieser Idee einen Sendeplatz für diesen Tag einräumt!

Im August 2018 könnte man auch an das Ende von SWF3 erinnern, welches dann 20 Jahre her ist. Aber beim SWR wird man das eher anders herum machen: das 20-jährige Bestehen von SWR3 feiern, im schlimmsten Fall mit Gratiskonzerten von Tim Bendzko und Reamonn... :thumbsdown:

Wäre schön, wenn man sich bei SWR3 dann einen Tag der "internen Konkurrenz" SWF3 widmen würde, mit alten Aufnahmen und (ehemaligen) Moderatoren aus der Zeit. Aber vermutlich wird mein Wunsch ungehört bleiben. Man will die Hörer wohl nicht mit der Tatsache erschrecken, dass es auch gute Radioinhalte und "Volldampfradio" gab. :p
 
Zuletzt bearbeitet:
Was den Empfang angeht, waren die leistungsstärksten Berliner Sender bis in die 90er Jahre hinein bis weit ins sächsische Land relativ problemlos zu empfangen, weil das UKW-Band damals noch nicht so zugemüllt war wie heute, wo sich zig Sender gegenseitig die Reichweite wegnehmen. Insofern sind die Angaben von Astereix richtig.

Und hier gibts noch eine kleine Abhandlung über die Frequenz 100,6 aus 2012: http://www.berliner-zeitung.de/hoerfunk-radio-mythos-in-berlin---geteilter-himmel-bei-100-6-7147614
 
Zufallsfund, aber hochinteressanter (vor allem authentischer) Abriss der (West-)Berliner Hörfunk- bzw. Mediensituation anno 1987 in einem "Zeit"-Artikel (18.12.1987).
Autor Mathias Greffrath ist übrigens auch kein Unbekannter...
http://www.zeit.de/1987/52/wem-gehoert-der-himmel-ueber-berlin

Immerhin lässt sich nun auch das Datum des Wechsels von Radio 100 von der 100,6 MHz auf die 103,4 MHz (und damit die Erweiterung auf ein zunächst 6-h-Programm von 17 bis 23 Uhr) eruieren: 1.12.1987
:)
 
...noch ein Zufallsfund (der ebenfalls einige "Faktenverzerrungen" ein für allemal ausräumen sollte):
http://fmkompakt.de/File0887.PDF

Interessant, dass im November 1986 bereits auch schon zur Frequenz 103,4 MHz entschieden wurde (die ja erst zur IFA 1987 in Betrieb ging). Leider fehlt im pdf der offenbar unter "B. Frequenz 103,4 MHz" behandelte Tagesordnungspunkt der Kabelrat-Sitzung.
 
Zufallsfund, aber hochinteressanter (vor allem authentischer) Abriss der (West-)Berliner Hörfunk- bzw. Mediensituation anno 1987 in einem "Zeit"-Artikel (18.12.1987).
Danke! Hochgradig widerlich und übelkeitserregend, was Mathias Greffrath da zusammen- und schonungslos vorgetragen hat. Die einrahmenden Zitate geben dem Ganzen dann noch den richtigen Abgrund.

Kant irrte freilich gewaltig. Und weil die Menschen in Ost und West und auch sonst überall in der sogenannten "westlichen Welt" auch heute noch mehrheitlich den Sumpf der Umnachtung, das Delirium, die Dauerparty, das Unwichtige, das Schädliche und das Giftige bevorzugen, hat dieses System nun halt fertig und fiebert seinem letzten Krieg, seiner Selbstzerstörung entgegen. Ich kann darüber nichtmal trauern. Mir grauts nur davor, daß danach wegen o.g. Eigenschaften der Mehrheit der Menschheit die vollkommene Barbarei kommen wird und eine Flucht nicht möglich ist, denn dieser Planet ist als Lebensraum nach außen hin nunmal abgeschlossen.

Nach dem Lesen dieses Artikels empfinde ich ganz ehrlich ein Gefühl der Dankbarkeit, daß die DDR wenigstens bis 1989 gehalten hat und ich wenigstens eine weitgehend unbeschwerte Kindheit ohne dieses perverse System, das solche Widerwärtigkeiten wie Hundert,6 hervorbringt, erleben durfte. Das Bewußtsein dafür konnte ich aber auch erst erlangen, nachdem mir dieses System 1990 ungefragt drübergestülpt wurde. Der Blick in diesen Abgrund fehlte mir weitgehend - trotz Leben im "Westfernsehen-Empfangsbereich". Hier dürfte das Alter zu diesem Zeitpunkt eine Rolle gespielt haben. Ich wäre gerne 25 Jahre älter. Dann hätte ich weitaus größere Chancen gehabt, am Aufbau erkennbar sinnvoller Dinge mitzuwirken, als es heute den Menschen möglich ist - und ich hätte meine Erdenzeit bald hinter mir.
 
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