@Tom2000
In Deinen Vorstellungen finde ich so einiges wieder, was mir auch durch den Kopf geht. Zum Beispiel die Einseitigkeit in den deutschen Musikformaten und der viele "Plasik-Scheiß", der gespielt wird. Ich bekomme jedesmal das Heulen, wenn ich z.B. Virgin Radio oder einen geilen Franzosen höre und an die musikalische Engstirnigkeit in Deutschland denke.
Zumindest ich komme aber mit 24h-Spartenkanälen nicht so gut klar. Vielleicht bin ich nur zu faul, ständig mit der Fernbedienung zu hantieren, aber ich mag einfach nicht eine Musikrichtung den ganzen Tag. Als alter Punkvinyl-Sammler kann ich auch nicht ständig Punk ertragen, wenn ich was schreibe, geht das zum Beispiel nicht. Da zappe ich dann doch um auf z.B. SSL oder schalte ganz aus <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />
Selbst eine ganze CD eines Künstlers ertrage ich selten am Stück, es kommt vor, daß ich abends stundenlang mit einem Stapel Vinyl und einem Stapel CDs vor den Geräten stehe und mir daheim selbst den "besten Mix" bastele...
Aber wenn die Einfalt auf vielen Frequenzen (es gibt Orte, da kann man auf 5 oder noch mehr Programmen quasi das gleiche hören) ein Ende hätte, wäre in der Tat mehr Raum für ein breiteres Angebot.
Die Radio-Kleinstaaterei kann ich auch nicht logisch nachvollziehen. Man muß nichtmal soweit gehen, daß man sagt, es gibt zu viele private ACs, ich frage mich immer wieder, wieso die ARD soviele Popwellen betreibt oder soviele Klassikwellen, wo man doch sowieso nur immer einen Sender gleichzeitig hören kann. Lassen wir mal die Arbeitsplatz-Problematik der dort beschäftigten Kollegen außen vor und stellen nüchtern fest: man hat sich ganz schön aufgebläht in den letzten Jahren. Für jedes Programmelement, das aus den vorhandenen Programmen verbannt wurde, weil man Angst hatte, es könnte Quote kosten, mußte ein neues Programm her, das man aber kaum mit Leben füllen kann. Dann gibts eben auf der neuen Infowelle die gleichen Nachrichten im 15-Minuten-Takt, anstatt in der Frühsendung auf der Popwelle vernünftig zu informieren, oder es gibt Klassik nonstop, wobei ich dann nichtmal weiß, was man jetzt damit kompensieren wolle und wo das was mit Kultur zu tun hat. Und wenn ich mir beispielsweise N-Joy hernehme, dann läuft das wirklich ansprechende Jugendprogramm nicht etwa dort, sondern abends auf NDR info...
Ich weiß, der Föderalismus ist festgeschrieben, aber effektiv ist das in Zeiten knapper Kassen nicht. Und ich bin auch nicht glücklicher, wenn ich 10 mal Fastfood bekomme, als einmal was anständiges. Beschränkung, Kräfte bündeln - das wäre angesagt. Aber wenn es Einschränkungen gibt, dann läuft es immer so ab, daß die, die man nicht in Prozentpunkten abrechnen kann, rausgeschmissen werden. Und deshalb bin ich froh, daß man auf Radio 1 und Fritz teils noch Sachen hören kann, die es anderswo nicht gibt und für die sich auch keine speziellen Spartenkanäle lohnen. Was wäre John Peel 24 Stunden am Tag? Ich bin froh, daß ich ihn einmal pro Woche hören kann. Ähnlich ist es mit anderen Spezialsendungen: Heavy, Dark, Electronic, Singer/Songwriter etc. Ein Programm, das deutschlandweit verbreitet wird und mit solchen Musikstrecken den Abend füllt, käme zumindest bei mir gut an. Besonders dann, wenn auch noch kompetente Leute am Mikrofon säßen, die nicht nur reden, sondern auch was zu sagen haben. Den Tag könnte man mit eben dieser "nicht-Plastik-Musik" füllen und aus eigener Erfahrung weiß ich, daß sich dann auch eigentlich eingefleischte nur-Punk- oder nur-Metal-Hörer nicht verarscht vorkommen, sondern dran bleiben. Denn das, was zählt, ist die Glaubwürdigkeit des Programms, und die geht verloren, wenn man sich beim Zuhören schämen muß, nicht aber, wenn mal was anderes gutes kommt als das, was man nun persönlich präferiert.
Und was die Freiheit der ÖRs angeht, so würde mich schon gerne mal interessieren, wer beispielsweise dem MDR diesen unsäglichen Dummfunk-Kurs aufdiktiert hat. Ich kann mir kaum vorstellen, daß z.B. Jump so inhaltslos ist, weil das Herr Biedenkopf oder die JU Thüringen gewollt haben. Was die Medienkompetenz unserer Politiker angeht, will ich lieber gar nix mehr sagen. Da wetterte die JU Thüringen noch Jahre nach dem Ende von DT64 über diesen "FDJ-Funk" namens Sputnik - die Hörer waren längst abgewandert, weil eben nichts mehr von den bewahrenswerten Inhalten, die DT64 bei aller politischer Belastung aus der Zeit vor 89 hatte, übriggebleiben war. Und genau in dem Moment spendiert Sachsen-Anhalt (damals SPD) UKW-Frequenzen für das Elend, weil man der Jugend eine programmliche Alternative bieten wollte. Fast bin ich geneigt zu sagen, gut, daß die SPD in Sachsen-Unhold jetzt nix mehr zu melden hat...
Nachtrag:
Ein guter Freund von mir ist familiär bedingt letztens nach Berlin gezogen. Getsern nannte er mir seine Speicherbelegung. Neben Radio 1 und Fritz steht da auch Multikulti weit oben - und er trägt keine Korksandalen <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />
Kinders, ich bin müde. Ich hau mich jetzt ins Bett.
<small>[ 01-11-2002, 22:41: Beitrag editiert von Radiowaves ]</small>