Ich bin jemand, der sehr viel Radio hört. Hitradio Ö3 höre ich vor allem zu dessen Prime Time, sprich am Morgen den Ö3 Wecker. Diesen aber am liebsten, wenn Robert Kratky moderiert. Robert Kratky ist einer der hörenswertesten Zeitgenossen, die ich bei Ö3 kenne.
Und trotzdem möchte ich einige grundsätzliche Anmerkungen zum Ö3 Wecker bzw. zur Moderation bzw. dem Moderationsstil machen. Mir persönlich ist in den Ö3-Wecker viel zu viel „mit hinein verpackt“, was mich – auf österreichisch gesagt – immer etwas „wurdlat“ macht.
Angefangen von nervigen, ständig Hektik verbreitenden Durchsagen von wegen Stau auf der Süd-Ost-Tangente (Überraschung!) und dergleichen, das Bedürfnis des Moderatoren-Teams inklusive Robert Kratky, nach fast jedem gespielten Song etwas „gscheites“ sagen zu müssen, dann noch die ganzen Aktionen, ob Quiz gegen Kratky, Kulis und Konsorten mit halblustigen Beiträgen, jede Menge „Übereinstimmungs“-Spiele unter Ehepaaren etc. und dazu die „normalen“ Wortbeiträge mit mitunter „Betroffenheits-Themen“ machen aus der Sendung einen wilden Mix. Man ist - so geht es mir - fast schon geschafft, bevor man am Morgen das Haus verläßt.
Dazu kommt eine Song-Playlist, die es allen und keinem recht machen kann. Aber….. bei meinem Küchenradio ist unter 250 Sendern auf der Favoritenliste Hitradio 3 immer auf Nummer 1 gesetzt, manchmal bleibt mir aber keine andere Wahl als zumindest kurzfristig wieder einen Senderwechsel vorzunehmen.
Da lande ich dann am Morgen z.B. beim hessischen YOU FM, was zugegeben ein Sender eigentlich für die bis 29-Jährigen sein soll (warum auch immer), welcher zum Frühstück eine total unaufgeregte Morning-Show macht, wo oft auch 3 Songs am Stück hintereinander laufen können ohne einem Wort Moderation.
So etwas vermisse ich bei Ö3. Mir persönlich wäre es am liebsten, wenn der Kratky den Ö3-Wecker ganz allein moderieren würde, sozusagen ohne die ganzen „Sidekicks“ im Studio. Er müsste dann ja nicht unbedingt wie ein Radio-Nachtfalke a la Tom Waits in Jim Jarmusch`s Film MYSTERY TRAIN moderieren, aber weniger gesprochenes Wort wäre eine Wohltat.
Und die Musikauswahl von Ö3 belastet mich schon seit Jahren. Sie ist es auch, die ein „Durchhören“ über sehr viele Stunden, zumindest für mich, nahezu unmöglich macht. Da läuft direkt nach Max Giesinger Guns n` Roses mit Paradise City und dann darauf Luis Fonsi mit Despacito. Und dann vielleicht Pizzera & Jaus. Oder nach Toto kommt Hubert von Goisern und dann Jonas Brothers usw. usw. Mit solchen wilden Mixes ist defacto niemanden wirklich geholfen.
Die jungen Hörer werden mit dem derzeitigen Radioangebot des ORF wenig anfangen können, wenn Ö3 weiterhin wie zuvor beschrieben seine Playlisten gestaltet oder gestalten lässt (von welcher Agentur auch immer) und wenn FM4 für viele zu alternativ und elitär auftritt. Richtige Sender, um eine jüngere Zielgruppe zu binden, gibt es eigentlich beim ORF nicht.
KRONEHIT ist nicht unbedingt mein Lieblingssender, aber, wenn man selbigen dann doch einmal über ein Stunde laufen lässt, ist eine ganz andere „Durchhörbarkeit“ vorhanden, weil man es nicht „jedem Recht machen will“. Ich hoffe, bei Ö3 werden die Verantwortlichen ganz bald eine längst fällige Reform anstoßen, um dem Sender ein zeitgemäßes, neues Profil zu verpassen.