Bei der "Schnelligkeit" der Sender sind die Sender selbst schuld. Manche Nachrichten dauern ca. 2-3 Minuten, dann kommt 45 sec. das Wetter, 1-2 Min. der Verkehrsservice, nach allerhöchstens 5-6 Minuten sind die Nachrichten vorbei.... Dann gehts weiter mit "Bayerns bestem Mix", oder "meinem Lieblingsmix im Radio", und man hat spätestens nach dem 3. Lied vergessen, was eigentlich in den Nachrichten dran war.
Daher gibt es Programme wie B5 Aktuell, NDR info, Inforadio, MDR info, die dieses Informationsbedürfnis abdecken.
Zudem beim DLF/DRadio Kultur, wo auf Grund des Rundfunkstaatsvertrages hier eine andere Art des Informierens besteht: hier soll auf kausale Zusammenhänge wert gelegt werden, eine politische Meinung erzeugt werden, mit Hilfe von Hintergrundberichten auch etwas tiefer gebohrt werden... Das kann Leute überfordern, die in Hektik und Eile sind, und die es gewohnt sind, mehr in Stichworten News zu hören (bspw. im Stil der "Breaking News").
Junge Leute sind heutzutage mit Twitter, etc. aufgewachsen. Sie sind es gewohnt, in kurzen, abgehakten Infostichpunkten informiert zu werden. Das ist eine Kehrseite; eine andere ist die, dass damit aber das Bildungsniveau sinkt, weil hier kausale Zusammenhänge, interpretierendes Eigendenken, und die Fähigkeit, Dinge zu formulieren, und abzuwägen, verloren zu gehen drohen. Nach meiner felsenfesten Überzeugung ist das auch der Grund, weswegen wir in Deutschland uns mit unserer Sprache so schwer tun, warum wir es z.T. verlernt haben, eine sprachliche Fundierung zu generieren. Der DLF könnte hier ein Ankerpunkt sein, dass man sich mal allein Sprache anhört, wie man sie formuliert, welche Stilmittel eingesetzt werden, welche Nachrichtentechnik zum Einsatz kommt, und weiter: wie man aus diesem wieder Hin-Hören Nutzen für das eigene Hören, Denken und Formulieren ziehen kann. Denn: dieses kann die Nachrichtentechnik à la N24 nicht leisten, weil sie ein Spiegelbild der schnelllebigen Gesellschaft geworden ist.
Nostalgie kann etwas erfrischendes sein, muss aber begründbar sein: ich halte persönlich nicht sehr viel davon, das ist sehr subjektiv, aber das ist so. Wie man nun, objektiv gesprochen, zu einer früheren Zeit steht, in der Informationen nicht so schnell quer über den Erdball schossen, das ist jedem seine Sache.
Mir fällt auf, dass hier v.a. Leute diskutieren, die älter und erfahrener sind, wie ich (29), aber man kann voneinander profitieren.
Ich verstehe "die Jugend von heute" auch nicht mehr so ganz, mit den vielen sozialen Mitteln, die es gibt, wie Instagram, etc. Aber: muss man jedes mitmachen? Ich denke mal, nein...
Vielleicht liegt auch "Entschleunigung" mal darin, manchem "Scheiß", der da von dem sogenannten "Zeitgeist" produziert wird, "nein" zu sagen, und dann sich freuen, weil diese Zeit wieder frei wird für Dinge, die man wirklich genießen kann... selbst wenn es "nur" die 10-Minuten-Nachrichten des DLF oder ein Nachtkonzert beim DRadio Kultur ist, aber die Zeit, die nimmt man sich halt, köpft eine Flasche guten Rotweins, legt die Füße hoch und hört sich das an. Selbst ein "jüngerer Hörer" wie ich ist von diesem staccatohaften "Schlachthofstil" mancher Radiosender überfordert. Daher bin ich überzeugt, dass der DLF und DRadio Kultur genau ein Programm auch für solche Hörer ist, quasi wie eine Oase in der Wüste von Hitdudlern, überforderten Morning-Show-Selbstdarstellern, übertriebenen Gewinnspielen, etc.
Seien wir froh, dass wir zudem auch dem föderalen Grundgerüst der Radiosender einen nationalen Rundfunk entgegensetzen können, der vielleicht beispielgebend für andere Sender sein kann...
Schönen Sonntag allen!