40 Jahre Radio Dreyeckland

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In der neuen Ausgabe der iz3w gibt es einen Schwerpunkt zu Aktivismus in Freien Radios. Der Anlaß: Radio Dreyeckland aus Freiburg wird 40 Jahre alt. Freie Texte auf der Website der Zeitschrift:
  • Editorial: Dazwischenfunken.
  • „Nichts als die Wirklichkeit“. Interview mit Jean-Marie Etter über Radios in Konfliktregionen.
  • „Mühsam und zugleich großartig“: Radio Dreyeckland feiert dieses Jahr 40-jähriges Jubliäum. iz3w sprach mit fünf Aktiven über ihre Erfahrungen mit solidarischem Radiomachen und die Frage, wie die internationalistische Bewegung Radio Dreyeckland über vier Jahrzehnte mitgeprägt hat - im praktischen Alltag des Radiomachens und in der Themensetzung.
 
Radio Dreyeckland hat eine sehr authentische und abenteuerliche Gründungsgeschichte. Spätestens mit der Legalisierung (und Alimentierung) in den 1990er Jahren sind allerdings aus den einstigen Guerillaradiomachern zahme Salonkommunisten geworden. Was gleich geblieben ist zu früher: Die eiserne Ignoranz jeglichen Radiohandwerks, sowohl was Sprechen am Mikro als auch Zusammenstellung der Musiklaufpläne betrifft; die unbeirrbare Gewissheit, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben; der vollkommene Verzicht auf Recherche in allen Fällen, in denen man schon eine Meinung hat; das unreflektierte Draufhauen auf alles, was man unter Establishment versteht; die niederschmetternde Bedeutungslosigkeit; die unterhalb jeglichen Messbereichs liegenden Hörerzahlen.
 
Das alles kannst Du übrigens auch ohne politischen Aktivismus haben – bei uns in Frankfurt auf Radio X. ;) Einschließlich Gilles Peterson, Scrambled X, Jazz 91,8 und der Machtdose. Und was die Reichweite angeht, so wurde angemerkt, daß es nicht so sehr auf die einzelne Publikation ankomme als vielmehr auf den ganzen Sektor – alle Blogs, alle freien Radios. Bezogen auf die Blogs heiße das: Rechnen wir die oben genannten wordpress.com-Seitenaufrufe auf alle deutschen Blogs um, ergeben sich über 800 Millionen Page Impressions im Monat! Das sind weit mehr als die von FAZ, SZ, Welt und Zeit zusammen. Hinzu kommen Multiplikatoreffekte: Es spielt gar keine Rolle, wieviele etwas konsumieren, solange es das gibt und die wenigen Hörer, Leser, Diskutanten es weitergeben. Irgendwo wird es wieder einfließen. Daß das funktioniert, haben wir übrigens – leider – gerade auf der ganz anderen Seite des politischen Spektrums gesehen. Die „Hebelwirkung“ von solchen Außenseiter-Medien kann mitunter recht groß sein. Früher gab es „Flugschriften“, Flyer, dann kamen solche kleinen Radios wie RDL, heute gibts das Web.
 
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Selbst wenn man die Reichweite aller freien Radios zusammenzählen könnte, käme man nicht mal ansatzweise in die Sphären, die die deutschen Blogs erreichen. Ich bezweifle auch mal stark, dass sich mit einer Tagesreichweite von ein paar tausend Hörern (bspw. hat die 88,4 in Berlin eine ausgewiesene Tagesreichweite von 6.000 Hörern) irgendeine Hebelwirkung erreichen lässt.
 
Bitte die „Hebelwirkung“ nicht unterschätzen. Ich bin in einer kleinen Gemeinde aktiv (um den Begriff der „Community“ zu vermeiden), in der es nur wenige Kommunikationskanäle gibt. Da hat ein Blogpost schon eine ordentliche Wirkung, und zwar schlicht deswegen, weil man damit fast alle erreicht, die man überhaupt erreichen kann. Das ist eine Reichweite, annähernd hundert Prozent. Und das ist hiermit recht gut vergleichbar. Ich glaube schon, daß es Hörer gibt. Die Beiträge der Freien Radios stehen ja auch in einem Archiv längerfristig zur Verfügung, können also auch nachträglich gehört werden – im Gegensatz zu den ÖR Mediatheken, die weiterhin depublizieren müssen. Das eigene Nachrichtenmagazin zip-fm gibts leider nicht mehr, aber auch diese Beiträge sind im Archiv nachzuhören, oft mit Experteninterviews zu damals aktuellen Themen. Es gibt Leute, die das nutzen. Ebenso wie Zeitungsarchive, Open-Access-Server, Newsgroups, Mailinglisten… alles kleine Kreise, die aber gleichwohl eine Wirkung haben. Nicht immer nur vom Massenmedium her denken.
 
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Radio Dreyeckland hatte Ende der 80er, immer wenn ich mal auf deren Frequenz war ein Testband laufen. Heute sind sie ein Teil der freien Community Radios Deutschland, Östereich und der Schweiz und tauschen sich Beiträge aus. Diese kann man inzwischen auch unabhängig linearer Sendezeiten hören, eben wie Radio heutzutage grundsätzlich funktionieren sollte. Außerdem laufen diese Beiträge ja nicht ausschließlich im Äther sondern werden auch über Blogs, Facebook Posts etc. verbreitet.
Wieso sollte man Community nicht schreiben? Ich sehe in dem Begriff überhaupt nichts verwerfliches.

https://www.freie-radios.net/portal/archiv.php
 
Ich kann das Posting von @Mannis Fan nur mit einem Like unterstützen, obwohl wir das Thema schonmal hatten... https://www.radioforen.de/index.php...-bzw-buergerfunk-zu-halten.37709/#post-658828

Geändert hat sich seitdem offenbar nichts.

Ein Kumpel hat mir letztens einen längeren Mitschnitt einer Sendung von "Radio Blau" (Leipzig) geschickt. Leute, wer hört bei einer solchen gequirllten Scheiße zu? Ich habe bald das Gefühl, daß die LMA die Frequenz nur freigegeben hat, damit man in Connewitz oder anderswo auf andere Gedanken kommt und eben (kurzzeitig) keine Bomben bastelt...
 
Wie genau lief eigentlich die Entwicklung des französischen RDL ab?

Dreyeckland Colmar ist mir nur als kommerzieller Lokalsender bekannt, der deutsche Schlager mit französischen Chansons und englischem Soft-Pop mischt.
Das war vor 20 Jahren auch schon so, während Dreyeckland Freiburg damals wie heute ein klassisches nicht-kommerzielles Programm ganz unterschiedlicher Genres bietet.
 
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@Funker: Könntest Du dir vorstellen, das Adjektiv "klassisches" aus deinem Satz oben zu streichen?

Bei dieser (handwerklichen) "Stümperei", ist dieses Wort total fehl am Platz. Mein Kumpel war (als Bürger) kurz im "Sender" zu Besuch und hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen! Die Technik ist da und durchaus brauchbar. Aber _SO_ wird das nix.
 
@Funker : Bei Wikipedia steht etwas darüber !

Genaugenommen gibt es mindestens drei Sender mit dem Namen Radio Dreyeckland in dieser Gegend :
1. Das eingangs erwähnte nicht-kommerzielle Radio aus Freiburg
2. Radio Dreyeckland aus dem Südelsass/Frankreich
3. Radio Dreyeckland Libré aus Colmar/Frankreich
 
Danke. Demnach gibt es im Elsass zwei Programme mit dem Namen Radio Dreyeckland, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Radio Dreyeckland Libré, welches dem Freiburger Radio Dreyeckland inhaltlich relativ nahe kommt, sowie der Schlagersender Radio Dreyeckland, quasi eine Art französisches SWR4.
 
Es ist schon länger her, dass ich in der Freiburger Gegend war, aber damals, 98/99 und 2004 kam Radio Dreyeckland Libre in Freiburg ziemlich gut an. Auch im Höllental, oder in Seelbach bei Lahr kam der Sender noch an.

Auch das Mulhouser Radio Dreyeckland kam damals gut in der Gegend an. Die 101.9 konnte man noch gut am Titisee empfangen.
Ist zufällig jemand an Jingles der Mulhouser Station interessiert? Ein paar habe ich nämlich damals aufgenommen.
 
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