Mannis Fan
Benutzer
Eine nette Glosse von Hans Wühler heute (22.04.11) in der Badischen Zeitung zum 50. Geburtstag des Hinztriller.
Immer wenn Herr Hinz trillert
50 Jahre Verkehrsfunk und warum wir doch im Stau stehen / Von Hans P. Wühler.
Sie kennen den Hinz-Triller nicht? Doch, bestimmt kennen Sie den. Sie sind doch sicher schon mal Auto gefahren und hatten ein Radio laufen. Pünktlich kurz nach jeder vollen und halben Stunde wurde Ihnen dabei dieses ätzend dissonante Stück Gegenwartskultur in die Gehörgänge gedrückt, um Anfang und Ende der Verkehrsfunkmeldungen zu signalisieren.
Er kann ja nichts dafür, der Triller des Herrn Diplom-Ingenieurs Werner Hinz, dass er zwar zu den meistgespielten Sentenzen der Weltmusikgeschichte gehören dürfte, aber gleichzeitig wohl auch zu den unbeliebtesten. Vor allem nervt der Verkehrsfunkpiepser ja, wenn er für so weltbewegende Eilmeldungen über "Falschfahrer auf der B 465 zwischen Biberach an der Riß und Warthausen" oder die berühmten "Kühe auf der Fahrbahn bei Kleinkleckersdorf" den gerade gespielten Lieblingshit abwürgt. Und selbst wenn es um Verkehrsmeldungen auf der gerade befahrenen Strecke geht, erschließt sich die Daseinsberechtigung ja auch oft nicht. Oder standen Sie jemals in dem Stau, der gerade im Radio angekündigt wurde?
Das Signal, das der technische Leiter des Deutschlandfunks Anfang der 70er-Jahre ersann, musste übrigens systembedingt möglichst unharmonisch sein. Versuche mit einem D-Dur-Dreiklang führten dazu, dass sich die Radios allzu oft bei schöner Musik laut stellten. Denn dazu war der Triller in der damals hochmodernen ARI-Funktion (Autofahrer-Rundfunk-Information) vor allem da. Heute ist das Nachfolge-System RDS (Radio Data System) fast schon veraltet angesichts allgegenwärtiger Navis, Smartphones und Internet in immer mehr Karossen.
Angefangen hat alles noch ohne Triller. Heute vor 50 Jahren strahlte der WDR, genauer: UKW-West, wie das zu Zeiten von Käfern mit Brezelfenstern und Opel Rekords hieß, im Rahmen der Aktion "Blaulicht" die erste dokumentierte Stauwarnung aus: Sechs Kilometer Autobahnbaustelle zwischen Köln-Mülheim und Leverkusen. Kommt uns bekannt vor: Die Technik ändert sich, der Stau bleibt.