AW: ABY: Titelanzahl erhöht?
JEDER, der beim Radio arbeitet weiß, dass man nur erfolgreich mit einer kleinen Rotation ist! Warum das so ist, haben wir schon hundert Mal besprochen)
Nein, das haben wir eben nicht besprochen - deine Andeutungen bleiben leider nebulös, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du diesen Sachverhalt etwas erhellen könntest. Im amerikanischen Dudelradio (das den Reformbemühungen der deutschen Beraterbranche angeblich Pate stand) ist die Playlist der meisten Radiostationen überaus klein, sie liegt zwischen 150 Titeln bei CHRs, 500-800 bei AC-, Hot-Country- und Urban AC-Stationen und über 1000 bei kleineren Lokalstationen und AOR-Rock-Nischenformaten. Sender mit großem aktuellen Musikanteil haben immer eine kleine Rotation, um Neuvorstellungen und chartrelevantes Material zu promoten bzw. nach oben zu schieben.
In großen amerikanischen Radiomärkten kann man auf über 30 verschiedene Musikvarietäten zurückgreifen, angesichts dieser Auswahl fällt die Minirotation der einzelnen Stationen nicht so stark ins Gewicht, vielmehr stören die endlosen Werbeunterbrechungen und PR-Aktionen. Langzeit-Hörer machen heutzutage einen großen Bogen ums terrestrische Musik-Radio, nahezu jeder Amerikaner verweilt heute wesentlich länger im Internet als am Radio. Wer besonders viel Zeit mit dem Medium verbringt hört entweder Cable Radio (zuhause) oder Sirius/XM (unterwegs und zuhause). FM-Radio eignet sich nur noch für zwischendurch und fungiert als Werbeträger und PR-Instrument der Musikwirtschaft. Wer wissen will, was sich in den Musikcharts abspielt und alles gut findet was gerade aktuell ist, der hört Mainstream-Radio.
Auch die weniger zeitgenössischen Formate haben winzige Playlists, die mit den Wünschen der Plattenmanager konform gehen, schließlich hat man es heute fast ausnahmslos mit Kurzzeit-Hörern zu tun, bei denen man keine Experimente eingehen kann.
Die deutsche Radiolandschaft plagt aber ein ganz anderes Problem - sie wird von engstirnigen Marketing-Fachleuten beherrscht, die das Medium zur Ramschhalde für jungen Durchschnittspop verkommen ließen, während Sender mit reiferer Zielgruppe auf deren Geheiß zu Oldieabspielstationen mutierten. In manchen Gegenden findet man im Äther kaum noch eine nennenswerte musikalische Vielfalt, fast jeder Sender spielt in Nuancen dasselbe Zeug und kaum noch einer verfügt über einen besonderen Markenkern.
Fast überall erschallt derselbe unausgewogene Musikmix, dabei kommt kein Hörer mehr auf seine Kosten, wie die missbilligenden und abschätzigen Beiträge der Hörer in Foren und Diskussionsrunden, wegen durchgängiger Schmähkritik geschlossene Gästebücher und böse Rezensionen nahelegen (können es sich die Sender wirklich leisten, ihre Kindschaft in Zeiten wie diesen dermaßen zu vergrämen?). Die meisten Menschen haben sich offenbar schon längst vom Dudel-Radio abgewandt, sobald die Alternativen marktreif sind, sind sie endgültig weg. Schon allein deswegen gilt es gegenzusteuern.
Was unterscheidet die amerikanische von der deutschen Radiolandschaft? Ganz einfach - die Werber in den USA haben die Gesamtgesellschaft im Auge und investieren auch stark ins Internet, während die deutsche Werbe- und Beraterbranche einer verfehlten, weltfremden Doktrin folgt.
USA:
Angepeiltes Alterssegment:
12-65
Besonders begehrte Altersgruppe:
25-55
Deutschland:
Angepeiltes Alterssegment:
14-49
Besonders begehrte Altersgruppe:
14-29
Noch Fragen?
Es mag vielleicht auch daran liegen, dass die heutige generation von Mitte 30 oder Mitte 40-Jährigen viel "jünger" ist, als 40-Jährige vor 15 Jahren. Auch da müssen sich Radiosender anpassen. Heiraten, Familie gründen, Haus kaufen war früher mit Ende 20 ein Thema, heute mit Mitte/ Ende 30 bei den meisten - und da ändert sich dann offenbar langsam auch der Musikgeschmack der Hörer, die länger jung bleiben!
Das glaube ich nicht. Der Mainstream-Pop und die Rockmusik der 80er-Jahre richteten sich an das große Kollektiv der 18-45-Jährigen, für die das Radio noch ein willkommener Tagesbegleiter war, schon allein deshalb gilt diese Musik heute als durchhörbar, generationsübergreifend und "zeitlos gut". Zeitgenössischer Mainstream-Pop amerikanischer Prägung (Dance-Pop, teilweise mit Hip-Hop-Anleihen) richtet sich hingegen an die 12-25-Jährigen (an die Hörer der Top-40/CHR-Pop- und teilweise an die der Hot-AC-Stationen).
Mit der Mainstream-Offensive will Antenne Bayern wieder mal den Altersschnitt senken. Offensichtlich ein wirtschaftlich erzwungener Schritt, gelten doch die 40-jährigen Hörer in Deutschland heute schon als zu alt.
Bayern 3 setzt zb. verstärkt wieder auf eine größere und breitere Rotation
Je kleiner die Senderauswahl, umso wünschenswerter und erfolgversprechender ist eine große Rotation.