AW: Antenne Mainz - ein R(h)einfall?
@Radiocat: Na wenigstens einer, der hier noch einen gewissen Optimismus verbreitet!
Klar gibt es die Tendenz, mache Dinge von Anfang an, ohne eine hinreichende Prüfung, in ein schlechtes Licht zu rücken, was sich besonders in Deutschland einer gewissen Beliebtheit erfreut.
Ein wenig kann ich jedoch die hier, sowie im "Paralleluniversum" geübte Kritik nachvollziehen.
Es lässt sich nunmal leider nicht leugnen, dass die deutsche Radiolandschaft ärmer ist, als in anderen Ländern.
In Deutschland hat man wirklich den Eindruck, als würden fast alle Programmveranstalter die gleichen musikalischen Inhalte und die selbe Präsentationsform favorisieren.
Wie groß ist dann die Erwartung, wenn endlich ein neuer Sender an den Start geht!
Wenn dort dann aber dort auch nur wieder "
die Superhits der 80er, der 90er und das Beste von heute" laufen, ist die Enttäuschung natürlich groß.
Ich kann mich noch gut an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Achtzigern erinnern: Wie staubtrocken und langweilig war seinerzeit das Programm des WDR!
Die Hoffnungen, die damals in den Privatfunk gelegt wurden, waren hoch, und in der Tat brachten die ersten Programme, insbesondere jene, die vom Ausland her nach Deutschland einstrahlten, nicht nur eine echte Abwechslung, sondern sie waren vorallem originell gemacht, wie Du zutreffend schreibst; - eine Tatsache, die durch den Einfluss diverser Beraterfirmen inzwischen weitestgehend abhanden gekommen ist: Heute hat ein Moderator so wenig Freiheiten, dass eigentlich jeder seine Aufgabe übernehmen kann, der einen entsprechenden Crashkurs absolviert hat.
Manches mag damals durchaus diletantisch gewesen sein, aber genau damit atmeten die Programme für ihre Zeit einen Hauch von Freiheit, von der man beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk nur träumen konnte.
Bereits in den Neunzigern setzte eine Entwicklung ein, die zu einer stetigen Verkleinerung der Rotation führte; häufige Wiederholungen von allseits bekannten Titeln waren die Folge.
Davon betroffen waren nicht nur Privatsender, sondern ebenso öffentlich-rechtliche Popwellen, die nicht nur vom Inhalt, sondern sogar vom Namen ("Einslive", "Jump") her bei den Privaten abkupferten.
Besonders bedauerlich ist dabei die Tatsache, dass es ja durchaus innovative Ansätze gab, die jedoch nahezu alle früher oder später dem Quotendruck zum Opfer vielen: Ich denke hier nur an Jam FM und Planet Radio; ganz aktuell wäre in diesem Zusammenhang Rockland Radio Sachsen-Anhalt zu nennen.
Derartige Tendenzen gibt es auch im Ausland, nur sind sie in Deutschland bedauerlicherweise wohl am stärksten ausgeprägt.
Das innovationsfeindliche Gebaren der Programmveranstalter im Hinblick auf das neue DAB+-Digitalradio spricht in diesem Zusammenhang Bände.
Natürlich kann man es den Machern von Antenne Mainz nicht verübeln, dass sie von der Musikauswahl genau die selbe Schiene fahren wie bspw. RPR1 oder FFH, da ein kleiner Lokalsender noch viel stärker ums Überleben kämpfen muss, als ein landesweites Programm, was dazu führt, dass man sich am quotenträchtigsten Format orientiert; bei echten "Radioenthusiasten" wird dies jedoch sehr wahrscheinlich zu einer Enttäuschung führen.