AW: Aus "88acht - Das Stadtradio" wird "radioBerlin 88acht"
Aus 88acht wird "radioBerlin 88acht" - das Metropolenprogramm...
1. Wir loben den renitenten Programmchef Florian Barckhausen heraus. Schließlich war der ja viel zu sehr mit der Welle verbandelt, konnte somit (betriebsblind) auch nichts ändern, geschweige denn jemanden rauswerfen. Dafür setzen wir einen rücksichtslosen Stümper (Konrad Kuhnt) ohne Erfahrung ein.
2. Wir versprechen den Mitarbeitern eine sanfte Sanierung des Senders (warum eigentlich? Die Quote stimmt und wir sind ÖR). Keiner soll fliegen, der neue Besetzungsplan geht ab nur bis Ende September. Das erzeugt zwar Unruhe, aber die gröbsten Queluranten werden in den Umwandlungsprozeß eingebunden (s. Schritt 3) und halten den Mund.
3. Wir beteiligen alle irgendwie am Umwandlungsprozeß um sie ruhig zu stellen. Jeder soll das Gefühl haben, er trüge ernsthaft etwas zum neuen Programm bei, obwohl schon alles fertig in der Schublade liegt. Aber das wissen die Dummerchen ja nicht.
4. Wir entwickeln scheinbar eine neue Programmstruktur, diese muss wie die der Mitbewerber strukturiert sein, um so gesichtslos wie möglich zu werden.
5. Wir nennen das neue Kind "radioBerlin 88acht"* und sind unheimlich stolz darauf. Als Programmstart verkünden wir den 7. Nov. 2005.
6. Wir bestellen nach und nach die Mitarbeiter ein und teilen Ihnen mit, ob sie bei "radioBerlin 88acht" dabei sind oder nicht. Viele bleiben unter Einhaltung der drei Monate Kündigungsfrist auf der Strecke. Was aber auch egal ist, schließlich schließt der Moderationsvertrag ein Anrecht auf Beschäftigung aus. Man wird eben ab dem 7. Nov. nicht mehr eingesetzt.
7. Wenn die Kiste dann läuft und keine Quote macht, dann wird festgestellt, dass man ja "alles" versucht hätte, das Stadtradio 88acht attraktiv zu machen, aber es wäre wohl besser, mit Antenne Brandenburg zu fusionieren......
Hätte man gleich gesagt "Schluß, Aus, Ende", wären die Emotionen heiß gelaufen und der rbb hätte Klagen über Klagen am Hals gehabt. Und besonders Mutti Reim hätte das so nicht gefallen....
Übrigens: viele beschuldigen Mutti Reim und sind der Meinung, sie sei Schuld an den Mißständen im rbb. Aber da muss ich sie in Schutz nehmen! Unsere Heidelbergerin hat sehr lange beim diebischen Bergvolk gedient, war dann lange bei den Fischköppen.
Diese Mischung muss daneben gehen -> und: sie kann ja nichts anderes als Servicewellen einrichten. Das hat sie beim NDR so gemacht und nun macht sie das auch beim rbb.
Außerdem muss Mutti Reim sparen! Ja. Stellt euch doch einmal diese arme Frau vor, wie sie als einzige Intendantin in der Intendantenrunde sitzt...
"Daggi", sagen die Intendanten, "Daggi, so geht das nicht! Du hast viel zu viele Hörfunkwellen..." (In Intendantenkreisen spricht man von "Hörfunkwellen") - "Daggi, wo soll das nur hinführen? - Daggi, das ist zu koschtspielig..." (Die Intendaten sagen "koscht" statt "kost" als Anspielung auf Mutti Reims Heidelberger Herkunft).
"Oi, oi, oi..", denkt sich die arme Mutti Reim jedes Mal, "die machen mir ganz schön Druck, die anderen Intendanten. Aber ich bin die erste Intendantin einer ARD-Anstalt in der Bundesrepublik Deutschland, ich werde denen schon zeigen, wo das lang geht..."
Und nur das tut sie! Deshalb kann ich ihr nicht böse sein - naja, vielleicht ein bißchen, aber nur, weil journalistische wertvolle Programme unter Mutti Reims Führung gegen den Baum gefahren werden. Und weil man beim rbb solch eine merkwürdige Auffassung von Qualität hat. Aber das muss ja nicht an Mutti Reim liegen.
Warum sollen die Programme überhaupt gegen den Baum gefahren werden? Weil man beim rbb Wellen zusammenfassen will und muss und weil man das eben moderat tun möchte, sozusagen "sozial verträglich", einfach nach und nach die Quote runter und dann zusammenlegen.
Was ich hier immer am besten finde, ist die Zweiklassengesellschaft in ÖR-Sendern. Es gibt die Festangestellten und die Freien. Die Freien sind die Kreativen, die können nach belieben getauscht werden, die dürfen nicht mitreden. Sie sind quasi die Vasallen, sitzen ständig auf dem Schleudersitz, müssen ständig um ihr Dasein fürchten.
Die Festangestellten führen jedoch ein herrliches Leben - sie sind die Herren, dürfen mit den Vasallen machen, was sie wollen.
Ungestraft!
Bestes Beispiel ist Christoph Singelnstein von Antenne Brandenburg, er sitzt auf dem Posten des Chefredakteurs wie einbetoniert. AB hat in den Jahren verloren ohne Ende (na gut, ab und zu auch zugelegt) von über 400.000 Hörern auf unter 200.000 - der Mann sitzt da und bleibt. Fertig.
Oder Konrad Kuhnt - Fritz verliert ohne Ende (23.000 in der letzten MA) und der Mann wird sogar dafür eingesetzt, eine neues Programm auf die Beine zu stellen. Und das, obwohl er sich überhaupt nicht damit identifizieren kann).
Oder man setzt den "alten Knacker" Florian Barckhausen als Programmchef von Radio Eins ein.... Der Mann hat überhaupt keine Ahnung von der Zielgruppe seines Programms. Man kann erste Einbrüche auch schon hören.
Bei den Privaten wäre Kuhnt mit Sicherheit raus, irgendwo Praktikant bei Radio Kiepenkerl oder so was, Singelnstein hätte schon längst seine obligatorische Beratungsfirma.
Apropos Beratungsfirma! Ist euch schon einmal aufgefallen, dass zu ziemlich alle geschassten und überalterten und aus der Mode gekommenden Moderator(inn)en eine Beratungsagentur aufmachen?
"Consulting & more" - so heisst das dann immer. Und wenn man sich dann ansieht, was die so bieten, dann sind das durch die bank weg "Vollprofis", wie sie voller nicht sein können. Und erst die Referenzen - unglaublich. An der Rate der Gründungen von "Consulting & more"-Agenturen kann man immer schön erkennen, dass gerade wieder ein Radiosender in der Region "relaunched" wurde.
Schön auch zu sehen, dass aufgrund des großen Andrangs von "Beratungsfirmen" nun "Coachs" aus dem Boden schießen, wie Pilze im Wald. Auch ein unglaubliches Phänomen: jeder, der mal am Mikrofon war und nicht mehr darf/will, ist nun "Coach". Und "gecoacht" wird alles, vom Auftritt am Mikro, über den Auftritt im Autohaus bis hin zum Auftritt im Freundeskreis. Es ist genial und offenbar voll akzeptiert bei den "zu Coachenden".
Ihr könnt ja mal nach alten Mikrogrößen "googlen": Nick Maloney, Andreas Dorfmann, Oliver Dunk, Jürgen Neumann, etc.... alles Berater und/oder Coaches.
Ich bin ein wenig vom Thema abgekommen - tut mir leid! Trotzdem wünsche ich euch einen schönen Tag....
Alfie Khan
* In den 80er Jahren gab es bereits ein "Radio Berlin" - dieses wurde von den Mitbewerbern verklagt und musste sich fortan "Radio in Berlin" nennen......