Das erklärt auch deine, gelinde gesagt, rabiate Haltung zur Umstellung der BR-Klassik-Frequenzen zugunsten von Puls. Zumindest kann ich mich daran erinnern, dass du die Verschiebung von BR-Klassik als weiteres Zeichen für den Niedergang der Gesellschaft bewertet hast, während du nicht einsehen wolltest, dass Puls als Quasi-Ableger des Zündfunks durchaus von Wert ist. Weil dort Popkultur stattfindet. Wie grausam!
Du irrst partiell.
Ich halte den Zündfunk für wichtig. Inzwischen ist er längst einzigartig in Deutschland. Als damals die Aktionen für den Erhalt des Zündfunk liefen, war ich auch dabei, so gut es mir als nicht in Bayern Lebendem möglich war. Die letzte Zündfunk-Sendung aus dem "analogen Saloon" (Studio 12) habe ich mitgeschnitten und aufgehoben. Eine faszinierend lebendige Sendung! Nur die Fotos sind inzwischen weg:
https://www.radioforen.de/index.php?threads/r-i-p-studio-12.34640/
Meine Haltung zu PULS steht u.a.
hier:
Der BR darf 3 UKW-Ketten verdudeln und kommt um eine Befassung mit seinem eigentlichen Programmauftrag herum. Die Kulturmenschen müssen dafür bluten. BR Klassik dürfte nicht unerheblich Hörer verlieren und für Bayern 2 erwarte ich auch Änderungen, die zu Lasten des Profils des Programms gehen. Auch für PULS erwarte ich nichts anderes als die Verdudelung, sobald es auf UKW kommt. Dann wird das Programm auf den Quoten-Straßenstrich geschickt werden.
Ich bleibe dabei: die sinnvolle und korrekte Lösung wäre gewesen, eine der Unterhaltungswellen einzustellen und PULS auf diesem Wege auf UKW zu bringen. Wozu braucht man 3 mal Pop auf UKW?
Und dazu stehe ich bis heute.
Bei uns (kleines Thüringer Netz) läuft PULS übrigens auf UKW im Kabel. Bin ich dran schuld. Niemand hatte dieses Programm gefordert, ich habe dafür einen Platz reserviert, weil ichs für die beste der ARD-Jugendwellen halte:
Würdest du dich auf den Zündfunk einlassen, würdest du einmal jene wahrhaftige Offenheit beweisen, die du von anderen polternd einforderst, könntest du sehen, dass der Zündfunk das poptheoretische Fundament im BR bildet und Puls die Praxis beispielhaft vorlebt.
Das ist mir schon bekannt. Zündfunk-Generator-Podcasts liegen hier übrigens auch herum. Aber aus der Popkultur bin ich (zumindest derzeit, seit etwa 2012) aus "innerbetrieblichen" Gründen raus. Es paßt derzeit einfach nicht zu meinem seelischen Zustand. Es sind andere Dinge in den Vordergrund getreten. Die gehen ohnehin mit deutlich weniger Beschallung einher, haben zum weitgehenden oder auch totalen Verlust mancher Hobbies geführt und eben auch die Popkultur weit zurückgedrängt. Ich halte es dennoch für wichtig, daß man sich darum genauso kümmert wie um andere Kultur. Letztlich wie um jede Kultur, die Nischenkultur ist und es nicht durch Massen-Hype zum Selbstläufer schafft.
Ich bin absolut unglücklich darüber, dass Klassik- und Pophörer unnötigerweise gegeneinander ausgespielt wurden. Ebenso ist es peinlich für den BR, dass drei UKW-Frequenzen mit Popformaten bespielt werden.
Da sind wir doch sehr nah beieinander, um nicht zu sagen: deckungsgleich.
Ich finde es interessant, dass "digital" im Jahr 2017 immer noch als "Nirvana" bezeichnet wird.
Mich wundert das hingegen gar nicht. Aufs Radio bezogen haben es weder DVB noch DAB außerhalb gewisser Freak-Kreise zu größerer Verbreitung gebracht. In meinem privaten Umfeld gibt es DAB-Empfänger fast nur dort, wo Menschen mit beruflichem Rundfunk-Hintergrund oder Radiofreaks am Werkeln sind.
Ein weiterer Grund, DAB zu besitzen, ist ein "zufälliger": Nämlich der, das jeweils teuerste System haben zu wollen - an DAB wird dabei gar nicht speziell gedacht. So findet sich im Mazda meines Nachbarn ein DAB-Radio - aber er wußte es gar nicht. Ich stellte das mal für ihn ein, er bat mich dann, auf UKW zurückzuschalten - da weiß er, was er hat. In der Küche steht ein sauteures Bose Wave-Radio, da läuft wiederum DAB - mit 88acht Radio Berlin. Würde da UKW laufen, er würde es auch nicht merken. Es ging ihm nur um das Bose-Radio. Egal, was es kann.
Besonders auffällig ist mir aber, daß ältere Musik- und Kulturliebhaber in meinem Umfeld nicht DAB-affin sind. Die nutzen auch kein DVB (was viel besser für sie wäre), oft haben sie keinen Internetzugang, womit Internetradio auch wegfällt. Man hört UKW, günstigstenfalls Kabel-UKW (manchen ist dieses eine Kabel aber schon zuviel Aufwand und sie begnügen sich mit dem, was die Wurfantenne liefert). Wenn ein Angebot verschwindet (was im Kabel durchaus mal passieren kann), dann bekomme ich das bekannte "dann geht es eben nicht mehr" zu hören, gefolgt von "war sowieso nicht mehr so gut wie früher". Die Hemmschwelle, auf eine neue Technik umzusteigen, ist da sehr hoch bis unüberwindbar. MDR Klassik z.B. ist fast durchweg unbekannt und wenn man diesen Namen nennt, assoziieren die meisten MDR Kultur.
MDR Schlagerwelt wird aber wohl deutlich nachgefragt in den Rundfunkgeschäften - diese Klientel kauft dann wieder DAB, vermutlich auch und vor allem für Schlagerparadies. Sollten diesen Beobachtungen kein Einzelfall sein, würde das bedeuten, daß Klassik-Hörer lieber verzichten. Irgendwie so eine Art mißverstandenes "der Klügere gibt
nach auf"? Oder eine merkwürdige Form von "Reife", nicht "jede Mode" mitzumachen?
Und das kann gefährlich nach hinten losgehen für BR Klassik. Auch da gibt es Stimmen, die einen schleichenden Tod von BR Klassik prognostizieren, wenn es von UKW runter ist.
Wenn der BR argumentiert, ein Rundfunkprogramm könne sich neue Hörer nur erschließen, wenn es auf UKW verbreitet wird, weswegen PULS auf UKW kommen soll, muß er auch die Aussage gelten lassen, daß er damit BR Klassik neue Hörer vorenthält, wenn er das Programm von UKW nimmt. Und da jährlich Hörer wegsterben, ...
Wer, wenn nicht die "digital natives", also die Jugend, wäre am ehesten für einen digitalen Weg zu begeistern? Aber dieser Weg heißt auch nicht DAB, sondern IP.
Meine größten Sorgen sind eine Abschaffung der Sprechernachrichten auch beim BR und im Zusammehang mit dem Frequenztausch BR-KLASSIK/PULS nebem dem sowieso schon stattfindenden programmlichen Abbau, eine Mischwelle aus Bayern 2 und BR-KLASSIK in einigen Jahren.
Ist da was im Busch(funk)?
Im Norden wäre man wohl dankbar für solch ein Angebot...
Im Norden hat man immerhin auf NDR Info Jazz und Popkultur, beides angenehm unaufgeregt präsentiert. Ein Äquivalent zum großartigen Wortprogramm von Bayern 2 fehlt allerdings. Das fehlt in einer vergleichbaren Form auch in Berlin/Brandenburg (nein, Radio Eins bietet es nicht) und beim MDR sowieso. Hier sollten dringend Sendungen von Bayern 2 auch bei anderen Anstalten ausgestrahlt werden.