Fräulein Kaiserin
Das schwul-lesbische Radio Blu erfüllt die Erwartungen – leider
Zum ersten Mal geht in Berlin eine rein lesbisch-schwule Radiostation auf Sendung. Was kann man davon erwarten? Knappe Informationen zum Nachtleben der Stadt, ein paar Interviews und ansonsten viel Musik, meist bestehend aus tanzbaren Dance- und Pop-Stücken - ein Programm, das sich von den üblichen Format-Radio-Stationen kaum unterscheidet.
Radio Blu (auf der UKW-Frequenz 97,2) sendet jetzt jeweils freitags bis sonntags von 20 bis 2 Uhr, Premiere war am Sonntag. Zwischen viel Musik von Madonna bis zu den Weather-Girls gab es erwartbare Veranstaltungshinweise (die Schwulen gehen zur Sex-Party ins „Triebwerk", die Lesben zum Gedankenaustausch beim Milchkaffee in die „Begine") und einige Klatsch-News, vorgetragen von der Szene-Nervensäge „Fräulein Kaiserin", sowie der Aufforderung des Moderators, das Radio auszuschalten und in den Club zu kommen, aus dessen Keller Radio „Blu" sendet. „Hier trefft ihr Super-Promis und alle, die man sonst gerne in der Stadt treffen möchte", sagt der Moderator und nennt auszugsweise drei Namen aus der Gästeliste: den Alba-Vorstand und CDU-Politiker Peter Kurth, „Abendschau"-Moderator Michael Flotho und Schauspieler Georg Uecker. Fräulein Kaiserin versucht so tuntig wie möglich zu klingen und klatscht: „Die Ueckersche hält sich vor allem als Redakteur von ,Blond am Freitag' über Wasser." Dann gibt es noch ein als „heißes Interview" angekündigtes Gespräch mit der Kern-Passage: „Wie findest du's hier?" – „Das ist ein angenehmer Club."
Der Club heißt natürlich nicht nur zufällig auch „Blu", das Radioprogramm funktionierte am Premieren-Sonntag vor allem als Dauer-Werbeschleife für den Club. Ab Mitternacht gab es dann nur noch Musik – live geschaltet vom DJ-Pult. Bilanz des ersten Sendetags: Radio Blu hat alle Erwartungen erfüllt. Leider. Matthias Oloew