Das (unselige) Erbe des SFB

Adolar

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Drei Fundstücke aus der Fachpresse des Jahres 1987 über den Sender Freies Berlin, kurz SFB. Kommt jemanden etwas bekannt vor? Allen zum Lesen empfohlen, die sämtliche rbb-Probleme und -Sauereien einer Frau Schlesinger in die Schuhe schieben wollen. Tatsächlich ist alles in Westberliner Zeiten fundamentiert und seitdem mit voller Absicht mitgeschleppt worden. Die ORBler haben sich nicht gewehrt gegen diese Tischlein deck dich-Welt und sich widerstandslos eingruppiert. So ist eben fast alles bis heute so geblieben wie anno dazumal.
 

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...Tatsächlich ist alles in Westberliner Zeiten fundamentiert und seitdem mit voller Absicht mitgeschleppt worden...
Ich hätte das, sicher nur aus dem Bauch heraus, zunächst nicht so hart formuliert. Ich hätte hier eher (auch) die Dynamik der 1990er und 2000er prägend gesehen, die im Grunde (erst) mit der RBB-Gründung eskalierte.
Der Reihe nach: einige, sicherlich beliebige, Fundstücke aus dieser Zeit zeichnen zwar ein tristes, aber kein skandalaffines Bild vom SFB.
Martin Recke, 1996: https://userpage.fu-berlin.de/mr94/epd/SFB-Intendant-Juni-96.html
Tobias Jaecker, 2001, FU-Hausarbeit: https://www.jaecker.com/2001/04/der-sender-freies-berlin-auf-dem-weg-zur-zwei-lander-anstalt/
Die Welt, 9.3.2001, Interview mit V. Kähne: https://www.welt.de/print-welt/arti...n-Ausbau-der-Kooperation-von-SFB-und-ORB.html
Tagesspiegel, 1.10.2002: Artikel im Vorfeld der Fusion (J. Huber)

Also kurz gesagt: Finanzen knapp aber nicht hoffnungslos, Sparwille mäßig bis mittel, Programme nicht unbedingt attraktiv, Techtelmechtel SFB/ORB, bedingter Fusionswille auf beiden Seiten - aber eigentlich keine größeren Skandale.

Den ersten richtigen Knall gab es dann wohl kurz nach der Fusion zum RBB ("Causa Lerch"):
Was auffällt, unabhängig davon wie ich mich als Gebührenzahler hier in der Sache positionieren würde, ist der extrem rüde und eigentlich unakzeptable Ton, folgt man den Spiegel-Details.
Das war aber schon nicht mehr der "alte" West-Berliner Mief, sondern eine neue Dimension. Eine, die auch in unangenehmer Weise von einem vermeintlich progressiven Milieu geprägt wurde. Und die sich bis heute noch stark ausgeweitet hat, wenn man nur mal ganz simples Diskursverhalten betrachtet (Stichwort "Speeddating" vs. "normale Erreichbarkeit"). Man hypt sich selbst in immer stärkerer Weise, mit der Rechtfertigung, dies sei so gewollt. Wer nicht mit-hypt, wird nicht ernst genommen. Das funktioniert gut, also ist es richtig. Gerade Schlesinger war eine Führungsperson des glamourösen Hypens, die sich auch mit "ihresgleichen" umgeben hat und ihren Stil bis weit nach unten geprägt hat.

Schlesinger, und darauf will ich hinaus, galt als Hoffnungsträgerin, völlig unverdächtig der Zugehörigkeit zum "alten West-Berliner-Baulöwen-/CDU-Mief".
Bei mir bspw. durch ihre Biografie, Enkelin eines gewissen Artur Schlesingers, mit kindlichen und jugendlichen Fahrten in den Südosten der DDR, was sie selbst auch recht bodenständig und respektvoll schilderte, sozialisiert in einer Bundesrepublik mit bürgerbewegten, grünen Veränderungswillen gegen starre, konservative Strukturen. Wenn so jemand im Verhalten "noch eine Schippe drauflegt" im Vergleich zu dem, wogegen man sich doch vermeintlich aufgelehnt hat, hört bei mir das Verständnis auf.

Die ORBler haben sich nicht gewehrt gegen diese Tischlein deck dich-Welt und sich widerstandslos eingruppiert. So ist eben fast alles bis heute so geblieben wie anno dazumal.

Warum fällt mir hier jetzt ausgerechnet ein Andreas Ulrich ein, der - je nachdem welche Fahne am Rathaus gerade hängt - entweder begeistert die Oberligaspiele von Dynamo verfolgt oder eben stets hochgradig euphorisiert die von Union in einer völlig kommerzialisierten Bundesliga....🙄
[das mag jetzt viele völlig zu unrecht treffen, dafür sorry, aber es ist eben mein Bild bei solch einem Satz]

Wer es weniger polemisch mag, analysiert die Rolle von Hannelore Steer (siehe Spiegel-Artikel). Eine honorige Person, DDR-sozialisiert, Berufserfahrung bei RBI, dann im ORB Chefin von Antenne Brandenburg, später - nachdem SPD-Kader und Rosenbauer-Vertrauter Hirschfeld im Ruhestand war - Hörfunkdirektorin bei ORB und RBB. Wie mag sie sich 2004 gefühlt haben in Erinnerung an die Nalepastraße 1989/1990?
 
Schlesinger hatte für mich ungefähr dasselbe "Hoffnungsträger"-Level wie Egon Krenz 1989. Wie es intern im Sender gesehen wurde, weiß ich natürlich nicht.
 
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Wenn man das alles hier so liest, kann einem ja nur schlecht werden. Nach außen hin zeigt sich die ARD immer als bürgernah und Moralinstanz und sorgsam abgewägt - und wenn man rein schaut, dann ist es wohl ein Saustall erster Klasse. Wenn die hier beschriebenen Betriebsklimata tatsächlich exisitier(t)en, dann würde ich als Mitarbeiter sekündlich die Krise kriegen. Wie soll man da offen und unbelastet arbeiten? Gerade von öffentlich-rechtlichem Rundfunk, der ja alles mögliche ständig in der Gesellschaft anprangert, erwarte ich Vorbildfunktion. Offenbar liegt hier manches im Argen. Schade.
 
Schlesinger hatte für mich ungefähr dasselbe "Hoffnungsträger"-Level wie Egon Krenz 1989. Wie es intern im Sender gesehen wurde, weiß ich natürlich nicht.
Vielleicht ist Hoffnung ja auch eine komische Kategorie. Entweder man packt Dinge an oder nicht. Da ist aus meiner Sicht wenig Wahrsagerei Voraussetzung, sondern Wille, Struktur und Respekt. Aber wenn man qua Gesetz existieren darf, braucht man sich ja nicht so anzustrengen. Ich bedauere nur, dass die ehrlichen Menschen in dem System eigentlich darunter leiden müssen, dass manche übers Ziel hinausschießen und alles in den Abgrund reißen. Die Öffentlichkeit hat ja nur bedingt Möglichkeiten, hierauf Einfluss zu nehmen. Bei einem privatwirtschaftlichen Konzern würde man raten, die Produkte nicht mehr zu konsumieren. Aber die Öffis sind ja da - so oder so. Für Kritik im Sinne von Kritik gibts ja wenig Sendungen und wenn mal kritische Stimmen kommen wird der- oder diejenige schnell abgebügelt. Dann reicht die Zeit oft nicht, oder man verlagert die Themen auf später und dann verläuft es im Sande...
 
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Es steht und fällt alles mit dem Mythos, ein Intendant könnte allein einen Sender ausmisten/umkrempeln/reformieren... Wer frischen Wind reinbringt oder anders ist, holt sich irgendwann eine blutige Nase beim Kampf gegen die Strukturen und Eigeninteressen.
 
Wird es auch nicht geben. Manchmal geht man wo hin und kommt dann mit leeren Händen wieder. Es war von dem Abend absolut nichts brauchbar.
 
nich schlimm. War es wenigstens interessant, was Herr Kulpok erzählt hat?
Das war ja das Schlimme, das war so eine Grütze, es war nicht zum Aushalten! Über Frauen hat der sich abfällig geäußert, dann wollt er er noch erklären, warum man das N Wort doch eigentlich sagen könne und vom Radio hat er kaum geredet. Das Mikrofon hat er auch nicht richtig gehalten und so ploppte es ohne Ende, ich hatte richtig Kopfschmerzen am Ende der Veranstaltung. Man weiß ja bei solchen Veranstaltungen nie was einen erwartet aber die Zeit zum Suchen muss man sich halt nehmen.
 
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