Die Peppers und Green Day gehören mittlerweile eigentlich auf WDR2. Progressive Musik für Erwachsene.
Und daraus erschließt sich dann (leider) der gesamte sinnbefreite Kategorisierungswahn der dt. Rundfunks (und nicht nur der) in einem einzigen Satz. Nur weil Greenday und die Peppers aus den 90ern sind bzw. ihren Ursprung dort hatten, ist das jetzt die Musik der Mitvierziger? Sorry, aber die Sichtweise funktioniert so nicht, denn natürlich hören sowas auch Jugendliche. Je nach Region sind das nicht mal wenige.
Die eigentliche Schizophrenie des deutschen Rundfunks besteht darin, dass die Hörer ab 30 zur nächsten Welle "abgeschoben" werden und nicht mit "ihrem" Sender altern dürfen. Rundfunk funktioniert immer weniger, weil er kein "Gemischwarenladen" mehr sein darf, in dem in der richtigen Dosierung alle Hörer ihren kleinen Platz finden. Die Jugendwelle dudelt nichts als die aktuelle Top 50 der letzten 2 Monate, die Servicewelle dudelt brav den Popkram der 80er bis heute, mit etwas Glück kommt sogar noch ein Schlager drin vor, und das Oldieprogramm spielt unentwegt die erfolgreichsten Schnulzen der 70er und 80er Jahre. Das bei soviel unflexibler Starrheit die Hörer irgendwann entnervt ab- oder umschalten bzw. das berühmt-berüchtigte Zapping zur "Lieblingsbeschäftigung" wird, sollte da nicht weiter verwundern. Das einzige was Hörer noch hält ist dann der Service. Statt aber mal ernsthaft darüber nachzudenken und nach einem Weg aus den festgefahrenen Strukturen der letzten 20 Jahre zu suchen, ändert man lieber von Quotenmessung zu Quotenmessung die Regularien eben jener, um dann behaupten zu können, es würde plötzlich sogar mehr Radio gehört als früher.
Es gibt in diesem Land zwei Paradebeispiele für kaputtformatierte Radiosender. Das ist zum einen WDR2 und zum anderen das einstige SFB1, jetzt 88.8-Stadtradio Berlin. Ich frage mich manches Mal was wäre, wenn auf beiden Sendern von jetzt auf gleich sämtliche Informationsinhalte dort verschwinden würden. Die Zahl der Hörer würde sintflutartig abhanden kommen, weil beide Programme eben nicht, wie gern behauptet, der ach so tollen Popmusik wegen gehört werden. Wenn man den Hörern schon umfangreiche und gute Informationsstrecken gibt, warum muss man sie dann mit langweiliger Musik vom Fließband langweilen? Es muss ja nicht gleich Klassik sein, aber es gibt auch Musik jenseits der immergleichen Popschnulzen aus dem Einheitsbreiprogramm der Major Labels. Optimum wäre eine durchdachte Mixtur aus beidem, so wie es WDR2 oder eben 88.8 in Berlin einst taten.
Im Umkehrschluß verhält es sich mit den Jugendwellen ganz genauso. Warum muss sich der Moderator den ganzen Tag so anhören, als wäre er grade auf Drogen? Warum machen ernsthafte Themen nur einen Bruchteil des Programms aus? Warum ist die musikalische Vielfalt einer 50er-Jahre-Kneipen-Jukebox größer, als die der meisten Jugendsender in diesem Land? Natürlich gibt es teils erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Jugendprogrammen. Aber es gibt bei ausnahmslos allen, noch einen teils erheblichen Spielraum nach oben.