Inzwischen ist mein gesamtes selbstgebranntes Archiv tot.
Wie hast Du das geschafft?
Ich habe letztens eine 100er Spindel CD-R (meist mit Daten allerdings, nicht im Audio-CD-Standard) entsorgt. Alte Treiber-Sammlungen für Mainboards und Grafikkarten von 1999 oder 2001, die ich damals oft im Service auf Arbeit brauchte. Software-Sammlungen aus dubiosen Quellen, die man sich 1998 als Student herumreichte, Fotos von WG-Partys von ex-Kollegen etc.
Spaßenshalber habe ich mal durchgescannt mit nem schrabbeligen externen LiteOn-Laufwerk, das nicht nur C2-Fehler (von denen es bitteschön keinen einzigen geben sollte auf einer CD-R), sondern auch die immer vorhandenen C1-Fehler zurückmeldet. Und da war auffällig wenig auffälliges zu erkennen. Eher sogar: die meisten CD-R von "damals" lieferten bessere Werte als neu gebrannte auf aktuellen Rohlingen.
Hier mal eine 1998 auf TDK Reflex 650 MByte / 74 Minuten gebrannte Audio-CD, extra für Dich gerade eben gescannt:
Die Disc wurde vor 22 Jahren gebrannt!
Zum Vergleich eine erst vor 1 1/2 Jahren gebrannte, angeblich mit TDK-Chemie nach TDK-Prozessen hergestellte Falcon (Vereinigte Arabische Emirate) "
Medical Disc", also eine CD-R, die erhöhten Anforderungen an Kompatibilität und Lebensdauer genügen soll für den Einsatz im medizinischen Bereich (MRT-Aufnahmen speichern etc.):
Die hat 7 mal so hohe durchschnittliche C1-Rate - direkt nach dem Brennen! Und da hatte ich gnädigerweise schon nur mit 10x zurückgelesen und nicht mit voller Geschwindigkeit.
Zurück ins Jahr 1998: eine Verbatim, getestet 21 Jahre nach dem Brennen:
Und noch eine Taiyo Yuden nach 14 Jahren:
Die war mit einem Yamaha CRW-F1 (der skurrile "DiscT@too"-Brenner) testweise gebrannt worden, im Außenbereich mit idiotischen knapp 48x max. Und sieht bis auf diesen Außenbereich auch nach 14 Jahren sehr gut aus.
Ähnliches habe ich mit diversen Moser Baer, PrimeDisc Wiesbaden, CMC, Plasmon, Daxon etc. erlebt. Nicht ganz auf diesem Niveau, aber alle problemlos lesbar. Nicht lesbar nach 3 Jahren waren einst Customer Pressing Oosterhout und irgendeine skurrile Schweizer Marke. Auch manches, was ich von einem einstigen Bekannten (Medienjournalist) bekam, war nach einigen Jahren regelrecht aufgelöst. Er hatte ab ca. 1997 mit einem Philips-Brenner auf Chaoten-Rohlingen gebrannt ("ProMarkt - Wir sind die guten" und sowas).
Was einem heute in Spindeln mit Allerwelts-Neuware passieren kann, ist ein hoher Anteil an sowas:
Die sind dann halt gleich nach dem Brennen nur noch ein Fall für die Tonne. Sowas kannte ich vor 20 Jahren nicht.
In der ARD in Zusammenarbeit mit dem IRT gab es eine Untersuchung dahingehend, wie lange CDs leben und abspielbar sind, hier das Ergebnis
Waren das CD-R oder waren das gepresste Industrie-CDs? Die sind nach meiner Erfahrung noch deutlich haltbarer. Ich habe genau eine defekte Fehlpressung in meinem Bestand, soweit ich mich erinnere. In der Anfangszeit (1980er Jahre) gab es wohl in UK ein Klassik-Label, dessen Fertigung aggressive Lacke verwendet hat, die die Alu-Schicht in den CDs aufgefressen haben.
Aber sonst?
Inzwischen finden in der ARD Gespräche statt, hochwertige Musikaufnahmen wieder analog durchzuführen, da Digital zu Ende entwickelt ist mit gewissen Nachteilen.
Dazu hätte ich dann doch gerne eine Quellenangabe.
Eingendlich ist er auch zumindestens etwas Selbst schuld, weil wer in Zeiten wo 2TB Festplatten unter 50€ kosten, seine Musiksammlung noch auf CDs behält, obwohl man diese Heute in kürzester Zeit auf seine Platte rippen kann
...und in noch kürzerer Zeit verlieren kann, wenn die Festplatte nicht mehr will. Kann ruckzuck gehen. Klar, ein Speziallabor holt die Daten wieder, aber zu welchem Preis?
Ich habe mehrere Platten, externe wie interne, verloren oder teilverloren durch defekte Magnetscheiben. Deshalb lagert meine private Digicam-Fotosammlung auch nicht nur auf 2 externen HDD, sondern auch noch auf CD-R (!!!) (genauer: auf jeweils zwei mit unterschiedlicher Schicht-Chemie) und dann nochmal gesammelt auf DVD. Und das wird bei Dateigrößen von inzwischen 5-7 MByte je JPG und zunehmender Zahl an "kurzen Handy-Videos" die dann ganz schnell mal 1 GByte klein sind, eine ätzende bis unmögliche Geschichte.