Der Radiotor
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Dudelfunker mischen Radio-Markt auf
Die französische Charts-Playstation ‚Radio Energy’ drängt ins werbeträchtige System des nordrhein-westfälischen
Privatfunks – und will der WAZ-Gruppe 16 Radiosender abkaufen. Doch in Aachen scheitert ein erster Einstiegsversuch
von DAVID SCHRAVEN
AACHEN taz – Die Radiolandschaft in NRW steht vor einem Umbruch. Der französische Medienkonzern NRJ strebt mit Millioneneinsatz in den von örtlichen Verlegern dominierten Markt. Nach Informationen der taz verhandeln Manager des in Deutschland unter dem Namen „Radio Energy“ bekannten Senders mit der WAZ-Gruppe über den Verkauf von 16 der 46 NRW-Lokalstationen. WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach (SPD) sagte, in den nächsten Wochen werde eine Entscheidung über den Verkauf gefällt.
Der erste Versuch des europaweiten Popsenders Energy in den werbeträchtigen NRW-Markt einzusteigen, ist allerdings Anfang des Monats in Aachen gescheitert. Dort bemühten sich die Franzosen um eine Beteiligung am letzten verlagsunabhängigen Sender des Landes, 107,8 Antenne. Ohne Erfolg.
Gegner der Franzosen machten sich eine Besonderheit des NRW-Mediengesetzes zunutze und verhinderten den Einstieg von Energy: In NRW bekommt nicht eine Privatfirma die Sendelizenz, sondern ein Verein, in dem unter anderem Gewerkschafter, Rot-Kreuzler und Caritas-Mitarbeiter sitzen. Dieser Radioclub soll die Medienvielfalt erhalten. Die Sende-Laien schließen einen Vertrag mit einer sogenannten Betriebsgesellschaft und überlassen ihr das tägliche Geschäft.
An der Betriebsgesellschaft für 107,8 Antenne (BG) wollte sich Radio Energy beteiligen. Die Verhandlungen mit den Gesellschaftern waren weit gediehen. Ein Notar-Termin für die Übernahme der Geschäfte stand. Die Franzosen hatten sich verpflichtet, alle Schulden der in Zahlungsschwierigkeiten steckenden BG zu übernehmen. Dafür wollten sie 50 Prozent der Gesellschaft kaufen.
Nur fünf Tage vor dem Termin kündigte dann der Aachener Radioclub als Lizenzinhaber den Vertrag mit der BG. Begründung des verantwortlichen Rechtsanwaltes Martin Dreschers: Die BG habe ihre Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen können. „Wir mussten für einen neuen Investor frei werden.“ Von einem Verkaufs-Termin der BG mit den Franzosen, nach dem die Gesellschaft ihre Schulen hätte bezahlen können, will Dreschers nichts wissen. „Radio Energy hat mir persönlich gesagt, dass sie kein Interesse an der BG hätten.“ Nach Aussage der BG-Verantwortlichen dagegen wurde Dreschers über den anstehenden Verkauf an NRJ frühzeitig informiert.
Für den Radioclub gab es noch einen anderen Grund, die Übernahme zu verhindern. „Radio Energy“ habe das Profil des Senders ändern wollen, sagt Dreschers. Die Frequenz sollte umbenannt und verstärkt auf Jugendliche ausgerichtet werden. Das sei für die Aachener Lokalpatrioten zuviel gewesen. Die Folge: Sie vergaben die Lizenz an einen belgischen Konkurrenten des französischen Konzerns. Die BG musste ihre Pleite anmelden.
Seltsam ist die Rolle der Landesanstalt für Medien (LfM) bei diesem Deal. Nach dem nordrhein-westfälischen Rundfunkgesetz ist die Aufsichtsbehörde dazu verpflichtet, Betriebsgesellschaften vor einem Lizenzentzug zu bewahren. Bei Streitfällen soll die LfM ein sogenanntes Einigungsverfahren einleiten. Sonst könnten die Radiobetreiber über einen Lizenzentzug „erpresst oder still enteignet werden“, erklärt ein Marktkenner.
LfM-Vizedirektor Jürgen Brautmeier sagt, in Aachen habe es ein solches Verfahren gegeben. Über zwei Wochen habe er sich in mehreren Telefonaten um eine Einigung bemüht. Der Radioclub wollte aber nicht mehr mit der BG zusammenarbeiten. „Damit war der Vorgang für uns abgeschlossen.“
Dem widerspricht Christopher Welwert, Geschäftsführer der BG. „Telefonate ersetzen kein formelles Verfahren. Wir wurden in die Pleite getrieben.“ Der Geschäftsführer prüft nun, ob er Regressansprüche gegen die Landesanstalt durchsetzen kann.
Quelle: taz
Die französische Charts-Playstation ‚Radio Energy’ drängt ins werbeträchtige System des nordrhein-westfälischen
Privatfunks – und will der WAZ-Gruppe 16 Radiosender abkaufen. Doch in Aachen scheitert ein erster Einstiegsversuch
von DAVID SCHRAVEN
AACHEN taz – Die Radiolandschaft in NRW steht vor einem Umbruch. Der französische Medienkonzern NRJ strebt mit Millioneneinsatz in den von örtlichen Verlegern dominierten Markt. Nach Informationen der taz verhandeln Manager des in Deutschland unter dem Namen „Radio Energy“ bekannten Senders mit der WAZ-Gruppe über den Verkauf von 16 der 46 NRW-Lokalstationen. WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach (SPD) sagte, in den nächsten Wochen werde eine Entscheidung über den Verkauf gefällt.
Der erste Versuch des europaweiten Popsenders Energy in den werbeträchtigen NRW-Markt einzusteigen, ist allerdings Anfang des Monats in Aachen gescheitert. Dort bemühten sich die Franzosen um eine Beteiligung am letzten verlagsunabhängigen Sender des Landes, 107,8 Antenne. Ohne Erfolg.
Gegner der Franzosen machten sich eine Besonderheit des NRW-Mediengesetzes zunutze und verhinderten den Einstieg von Energy: In NRW bekommt nicht eine Privatfirma die Sendelizenz, sondern ein Verein, in dem unter anderem Gewerkschafter, Rot-Kreuzler und Caritas-Mitarbeiter sitzen. Dieser Radioclub soll die Medienvielfalt erhalten. Die Sende-Laien schließen einen Vertrag mit einer sogenannten Betriebsgesellschaft und überlassen ihr das tägliche Geschäft.
An der Betriebsgesellschaft für 107,8 Antenne (BG) wollte sich Radio Energy beteiligen. Die Verhandlungen mit den Gesellschaftern waren weit gediehen. Ein Notar-Termin für die Übernahme der Geschäfte stand. Die Franzosen hatten sich verpflichtet, alle Schulden der in Zahlungsschwierigkeiten steckenden BG zu übernehmen. Dafür wollten sie 50 Prozent der Gesellschaft kaufen.
Nur fünf Tage vor dem Termin kündigte dann der Aachener Radioclub als Lizenzinhaber den Vertrag mit der BG. Begründung des verantwortlichen Rechtsanwaltes Martin Dreschers: Die BG habe ihre Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen können. „Wir mussten für einen neuen Investor frei werden.“ Von einem Verkaufs-Termin der BG mit den Franzosen, nach dem die Gesellschaft ihre Schulen hätte bezahlen können, will Dreschers nichts wissen. „Radio Energy hat mir persönlich gesagt, dass sie kein Interesse an der BG hätten.“ Nach Aussage der BG-Verantwortlichen dagegen wurde Dreschers über den anstehenden Verkauf an NRJ frühzeitig informiert.
Für den Radioclub gab es noch einen anderen Grund, die Übernahme zu verhindern. „Radio Energy“ habe das Profil des Senders ändern wollen, sagt Dreschers. Die Frequenz sollte umbenannt und verstärkt auf Jugendliche ausgerichtet werden. Das sei für die Aachener Lokalpatrioten zuviel gewesen. Die Folge: Sie vergaben die Lizenz an einen belgischen Konkurrenten des französischen Konzerns. Die BG musste ihre Pleite anmelden.
Seltsam ist die Rolle der Landesanstalt für Medien (LfM) bei diesem Deal. Nach dem nordrhein-westfälischen Rundfunkgesetz ist die Aufsichtsbehörde dazu verpflichtet, Betriebsgesellschaften vor einem Lizenzentzug zu bewahren. Bei Streitfällen soll die LfM ein sogenanntes Einigungsverfahren einleiten. Sonst könnten die Radiobetreiber über einen Lizenzentzug „erpresst oder still enteignet werden“, erklärt ein Marktkenner.
LfM-Vizedirektor Jürgen Brautmeier sagt, in Aachen habe es ein solches Verfahren gegeben. Über zwei Wochen habe er sich in mehreren Telefonaten um eine Einigung bemüht. Der Radioclub wollte aber nicht mehr mit der BG zusammenarbeiten. „Damit war der Vorgang für uns abgeschlossen.“
Dem widerspricht Christopher Welwert, Geschäftsführer der BG. „Telefonate ersetzen kein formelles Verfahren. Wir wurden in die Pleite getrieben.“ Der Geschäftsführer prüft nun, ob er Regressansprüche gegen die Landesanstalt durchsetzen kann.
Quelle: taz