LarryHH
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Radiosender störte Polizei
OLIVER KUBE
Erinnerungen an Gladbeck Moderator rief Geiseln in der Bank an
Gestern früh, 9.40 Uhr. In der Haspa-Filiale in Osdorf läuft gerade die Geiselnahme, da geht beim Hamburger Radiosender "106!8 rock `n pop" ein Live-Telefonat über den Äther. Moderator Lars Grudzinski wählt die Nummer der Bank. Beim ersten Mal wird der Telefonhörer sofort wieder aufgelegt. Er bleibt hartnäckig, versucht es erneut. "Guten Tag, hier ist ,106!8 rock `n pop'. Was ist denn da bei Ihnen los?", fragt er. Die Hörer hören mit, wie eine Bankangestellte, die sich mit Namen vorstellt, zur Antwort gibt: "Wir haben jetzt keine Zeit. Wir rufen zurück." Ende.
MOPO-Leserin Anja Kruse, die das Gespräch am Radio verfolgte, fühlte sich an das Gladbecker Geiseldrama 1988 erinnert, als Journalisten die Polizei störten, weil sie mit den Geiselnehmern Interviews führten. Auch Kriminaldirektor Thomas Janssen, der den Einsatz in Osdorf leitete, übt Kritik: "Der Sender hat uns behindert. Die Leitung war besetzt."
Ulrich Bunsmann, Geschäftsführer von "106!8" kleinlaut: "Ich kann die Aufregung verstehen. Wir haben das Telefonat zwar als ,Live-Gespräch' gesendet. In Wahrheit hatten wir es eine Stunde vorher aufgezeichnet. Doch da wussten wir nur, dass in der Bank irgendetwas passiert war, aber nicht, dass es sich um eine Geiselnahme handelte. Hätten wir das gewusst, hätten wir auf das Telefonat selbstverständlich verzichtet."
Quelle: Hamburger Morgenpost