Gafron wird Bild-Kommentator / Weimer startet Polit-Magazin
Brenda Strohmaier
Georg Gafron ist keiner, der Schadenfreude in aller Stille genießt. So verabschiedete er die Berliner Seiten der FAZ im vergangenen Jahr mit den Worten: "Ein guter Tag für Berlin, die taz in der Faz verschwindet." Den Redakteuren wünschte er ironisch "viel Glück bei der Stellensuche - zumal sich nur bei einem Quäntchen Selbstachtung eine Bewerbung im Hause Springer verbietet". Nun dürfen Gafrons Feinde hämisch sein. Seit Freitag ist er nicht mehr Chefredakteur des Boulevardblatts B.Z. Stattdessen wird er bald für Beilagen der Berliner Springer-Zeitungen zuständig sein. Gewiss kein Topjob für einen, der auch schon mal Chef des Radiosenders 100,6 und der Fernsehstation TV-Berlin war. Doch immerhin: Arbeitgeber Springer kümmert sich um einen wie Gafron.
Nicht nur, dass der Konzern den neuen Gafron-Job mit dem Titel "Geschäftsführer und Chefredakteur der Axel Springer Medien Service GmbH" adelt. Nein, Gafron darf ab und zu auch auf Seite zwei der Bild-Zeitung Kommentare schreiben, dort, wo Franz Josef Wagner, auch Ex-B.Z.-Chefredakteur, Dauergast ist. Am Freitag kommentierten die beiden im Doppelpack: Oben links schimpfte Gafron über Politiker ("Deutschland braucht Taten"), darunter dankte der bald 60-jährige Wagner dem 85-jährigen Atze Brauner für dessen Lebenswerk. Im Kleingedruckten kündigte er an, wegen einer Bandscheibenoperation für eine Weile auszufallen ("Manche Kolumne schrieb ich liegend, stehend und weinend vor Schmerzen").
Man hat es eben auch als altgedienter Springer-Mann nicht leicht. Vor allem, wenn man zu jung für die Kommentator-Rente ist. So wie der 38-jährige Wolfram Weimer. Bis Ende vergangenen Jahres war er Chefredakteur der Zeitungen Morgenpost und Die Welt, nun bereitet er dem Branchendienst kressreport zufolge den Start eines politischen Magazins vor. Eine Entwicklungsredaktion feile seit Jahresbeginn an dem Konzept, eine Nullnummer sei potenziellen Anzeigenkunden bereits vorgelegt worden. Welcher Verlag dahinter steht, ist nicht bekannt. Doch wohl nicht der fürsorgliche Ex-Arbeitgeber Springer?