AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing
Ein sehr schöner Beitrag, Dottore Gonzo, jedoch fachlich so weit daneben, dass er bestenfalls Unterhaltungswert hat.
Zum Thema Soundprocessing hätte ich ein paar Fragen. Da die Übertragungseigenschaften von UKW und Webradio (gängige 128kbits angenommen) doch recht unterschiedlich sind, müssten doch auch die Anforderungen an ein eventuelles Soundprocessing recht unterschiedlich sein.
Das ist so nicht ganz richtig. Wenn auch wandlertechnisch auf höherem Niveau, so ist doch die digitale Übertragung des Programmes zum Modulator heute Gang und Gäbe. Mittlerweile ist ja sogar der Digitale Weg vom Studio zum Hörer nicht mehr das Problem. Insofern ist der Unterschied also gar nicht so dramatisch.
Speziell im Dynamikbereich scheint das Webradio dem UKW-Rundfunk doch einiges voraus zu haben, was die Möglichkeit größerer Dynamkumfänge zu nutzen eröfnet.
Jain. Dem Gedanken liegt der Irrglaube zu Grunde, klassischer UKW-Rundfunk wäre prinzipbedingt ein Rauschmedium, könne deshalb keine leisen Töne übertragen und wäre physikalisch auch so schwach, dass Maximalpegel auch nur recht niedrig liegen, ein UKW-Sender also nur schwach aussteuerbar sei.
Das ist weit verbreiteter Unsinn und unterm Strich ist UKW zu weit mehr in der Lage, als angenommen wird. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass man digitales Audio (besonders 16 bit) nicht beliebig untersteuern kann. Bei zu geringen Pegeln leidet die Wiedergabepräzision, da sich die Datenbandbreite am maximal möglichen orientiert. Leisen Signalen steht also nur eine geringe Auflösung zur Verfügung.
Wieviel Sinn macht dann noch der Compressor im Gesamtsignal ?
Da es nicht DEN Kompressor und DIE Einstellungen gibt, kann dazu keine allgemeingültige Aussage getroffen werden. Die Verwendung und deren Erfolg ist auch sehr stark von dem Abhängig, was über den Sender läuft, welche Beschaffenheit das Ausgangmaterial hat und so weiter und so fort.
Ein Limiter dagegen scheint mir bei Webradio jedoch angebracht, da die digitale Weiterverarbeitung auf Übersteuerung wesentlich empfindlicher reagiert als eine analoge Kette.
Richtig. Wobei zu bedenken ist, dass Peak-Limiting schon dazu führen wird, die Gesamtlautstärke zu erhöhen. Wenn du ausschließlich damit Sendung im Webradio fahren möchtest, musst du zwingend das Ausgangssignal des Limiters (Sendsumme) Monitoren, sonst kommt da hinten schnell etwas heraus, mit dem du deine Hörer ständig zum Lautstärkeregler schicken wirst.
Soundprocessing durch Equalizer sollte meines Erachtens nicht vorgenommen werden. Die richtige Klangeinstellung sollte jeder Hörer nach seinem eigenen Geschmack vornehmen.
Da wiederum möchte ich kategorisch widersprechen. Kein Hörer ist bereit, ständig seine Einstellungen zu verleiern, nur weil er mal dir zuhört und mal was anderes.
Die Aufgabe ist es, ein Radio so durchhörbar wie möglich zu gestalten. Ein Radio muss über X Verbreitungswege und auf zig Wiedergabeanlagen unterschiedlichster Gestalt sowohl einprägsam, unverwechselbar, aber auch unaufdringlich und konsistent klingen. Das unter einen Hut zu bringen, ohne dem Moderator die Last aufzuerlegen, unter der Sendung wirklich an allem herumdrehen zu müssen, ist extrem schwierig und wird seit langem schon nicht nur mit Equalizern, sondern vor allem mit Mehrbandprozessoren (-kompressoren) gemacht, die die Möglichkeit bieten, tonale Ungleichgewichte im Programmmaterial zu nivellieren. Zu diesem Zweck verantwortungsvoll eingesetzt und nicht zur geistlosen Lautheitsmaximierung missbraucht, sind sie fürs Radio mit die genialsten Werkzeuge und nichts, aber auch gar nichts spricht gegen eine Verwendung auch im Webradiobereich.
Einige Webradios, aber auch UKW-Stationen fahren eine Bassanhebung, dass ich beim Umschalten schon Angst um meinen Subwoofer bekommen habe.
Ich unterstelle dir jetzt einfach mal, dass du deinen Blubberwürfel vollkommen falsch anfährst, nämlich ohnehin schon viel zu hoch. Ich kenne kein Rundfunkprogramm, dass durch zuviel Bass hervorsticht. Das geht schon deshalb nicht, weil dafür andere Bereiche des NF-Spektums deutlich reduziert werden müssten, die das Summensignal im Limit zu halten. Das Gegenteil ist die Regel: Statt Raum für sauberen, dynamischen Bass, wie ihn zum Bleistift der hr1 als einer der ganz wenigen Sender deutschlandweit noch bietet, ist in der Regel Mitten- und Hochtonlastigkeit angesagt, gepaart mit Phasendreck durch sinnlos verbreitertes Stereo, damit man trotz Gleichrichtung noch das Gefühl vermittelt bekommt, das wäre etwas von über.
Wäre schön, wenn zu diesem Thema mal die Unterschiede im Soundprocessing für terrestrisches Radio und Webradio herausgearbeitet würden.
Mein Appell ist immer der gleiche: Radio krampfhaft ohne Kompression fahren wollen, ist nicht praktikabel. Nicht für den Produzenten, nicht für den Hörer. Richtig ist in jedem Fall, die zur Verfügung stehenden Mittel verantwortungsvoll und praxis- sowie objektorientiert einzusetzen. Hierzu sind ständig vergleiche mit Originalmaterial sowie dem Sound der Mitbewerber und selbstverständlich unterschiedlichste Wiedergabeanlagen heranzuziehen. Anders ist "Soundprozessing" für Rundfunk nicht machbar, auch wenn es ständig anders praktiziert wird.