Immer mehr Jobs - immer weniger Bewerber?

@chapri
Und du glaubst, eine Redaktion mit öffentlich-rechtlichem Auftrag wäre so ein Ort, an dem es richtig wäre, wenn die Mitarbeiter bei Politik die Klappe halten?
Und das hat dann nochmal bitteschön was mit Journalismus zu tun?

Bei solch einer Geisteshaltung, wen wundert es, dass es da möglicherweise das ein oder andere Nachwuchsproblem gibt.
 
Das Zitat klingt für mich nicht wie eine "subjektive Einzelmeinung". Es steht Dir selbsverständlich frei, dies so darzustellen. So wie man halt auch die Vorgänge beim rbb gern als Einzelfall bezeichnet, obwohl es in den Berichten der Rechnungshöfe teilweise auch mächtig zum Himmel stinkt. Bedenklich an deiner Meinung ist, daß man ausgerechnet in einer Rundfunkanstalt die Klappe halten soll, wenn es um Politik geht. Unterschiedliche Meinungen zu haben, bedeutet ja nicht, daß jede Einzelmeinung über den Sender geht, sondern in den Redaktionen die Fetzen fliegen und dann hinten "Ausgewogenheit" rauskommt. Das wäre der Idealzustand.
 
Der zitierte Kollege hat das unter "Arbeitsatmosphäre" angetackert und von "man als Mitarbeiter" (gemeint sind die Mitarbeiter - Plural) gesprochen. Da gibt es eigentlich nicht viel misszuverstehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@chapri
Wie Zwerg#8 schon richtig geschrieben hat, haben Privatgespräche - wobei über diesen Begriff trefflich gestritten werden könnte - in einer Redaktion sehr wohl etwas mit Journalismus zu tun.

Eine Redaktion, in der man sich nicht mehr traut, sich politisch frei zu äußern, verliert zwangsläufig ihre Objektivität.
Und das merkt man ja tatsächlich dem Programm schon lange an.

Wenn eine falsche Äußerung das sofortige Ende der beruflichen Laufbahn bedeuten kann, dann wird die Schere im Kopf automatisch alles kritische abschneiden. Allzu kritische Geister werden sich freilich gar nicht mehr erst um solche Stellen bemühen.
Eine tödliche Spirale für echten Pluralismus und das sich beschleunigende Ende des ÖR.

Selbst wenn sie sich wirklich ändern wollten, wird es bald gar nicht mehr das Personal geben, welches echte, gutrecherchierte Meinungsvielfalt betreiben könnte.
 
Es spricht ja nichts gegen Praktikanten. Im Gegenteil: Man kann einen Sender auch genau so konzipieren: als Ausbildungsradio. DASDING ist beispielsweise so entstanden. Mittlerweile dürfte der Anspruch dort ein höherer sein, aber grundsätzlich finde ich es durchaus in Ordnung (und vor allen Dingen nah an der Zielgruppe), wenn in einem Programm keine "richtigen" Moderatoren und Redakteure arbeiten. Nur braucht's eben im Hintergrund das Feedback und die Unterstützung von Profis, und da habe ich in kleine Privatsender wenig Vertrauen. Es stellt sich auch die Frage, wie die Beschäftigungsperspektiven für die fähigen Praktikanten und/oder Volontäre aussehen. Haben diese Sender ihren Praktis etwas zu bieten? Gibt es Aufstiegs- und Entwicklungschancen? Ich glaube, nicht.

Klicke ich mich durch die Stellenanzeigen, die allein hier auf Radioszene in letzter Zeit veröffentlicht wurden, dann muss ich ganz persönlich bei allen den Kopf schütteln. Auf kleine Regionalklitschen hat doch keiner, der eine gewisse Expertise mitbringt, ernsthaft Lust! Mal ehrlich. Das macht doch niemand, der mehrere Jahre ARD hinter sich hat. Es verlegt doch keiner seinen Hauptwohnsitz nach Landshut, Oberhausen, Neuss, Weißwasser (!) oder Bautzen (!!), um einen Job zu machen, der inhaltlich komplett unattraktiv ist und wo man mutmaßlich auch nix verdient und nach ein paar Jahren wieder weiterziehen darf. Oder die Ausschreibung von hr3/You FM, die zwar in einem Öffentlich-Rechtlichen in einer Großstadt angesiedelt ist, aber zu einem so unbeschreiblich grottigen Programm gehört, dass ich über diese Ausschreibung echt lachen musste. Klar, dass denen die Leute fehlen, weil das Programm inzwischen einer Foltermethode gleicht. Glauben die da in der Bertramstraße denn allen Ernstes, dass sich noch jemand für dieses kaputtgemachte lieblose Dudelprogramm interessiert? Ich würde mich schämen, hätte ich die in meinem Lebenslauf!

Natürlich haben die Sender ein Nachwuchsproblem, aber das haben sie selbst gemacht. Weil das Produkt, das sie herstellen, fast durch die Bank weg qulitativ so schlecht ist, dass kaum noch jemand, der was vom Fach versteht, da mitmachen will. Um sich kreativ auszuleben, gibt es genügend andere und auch lukrativere Möglichkeiten.

Und natürlich hat auch der Öffentlich-Rechtliche große Probleme, weil sie über Jahrzehnte hinweg Geld mit vollen Händen zum Fenster rausgeworfen haben und das immer noch tun. Würden sie mit ihrer Kohle besser haushalten, wäre zumindest ein finanzieller Anreiz auch für Freie da. Dann bräuchten sie auch keine Festanstellungen zu fürchten und könnten auch mal wieder was ins Programm investieren oder Innovationen zulassen. Nach meiner Beobachtung wird aber viel kreatives Potential im Keim erstickt, denn es könnte ja dem Gequatsche der Berater zuwiderlaufen. Jegliche Versuche, die ARD zu reformieren, sind bislang gescheitert oder wurden erst gar nicht in Angriff genommen. Gut, dann nicht, dann macht so weiter, aber dann will ich auch kein Geschrei hören. Keines nach neuen Leuten, und erst recht keins nach Gebührenerhöhungen.
 
Welcher Sender bildet heute denn überhaupt noch gut aus? Für die meisten sind Praktis oder Volos eh nur billige Arbeitskräfte, oder? Der Markt dürfte eh abgegrast sein. Alle guten Leute dürften ja wahrscheinlich einen Job haben….
 
Was sind denn heutzutage die Voraussetzungen für den Job im Radio? Abi und Studium? Praxiserfahrung? Bock auf "irgendwas mit Medien"? Vorerfahrungen als DJ, Print-Journalist, Bürgerfunk-Moderator, Web-Radio-Betreiber oder dergleichen? Hat jemand einen Überblick?
Zu meiner Zeit war die Devise: Mach mal und probier aus, dann sehen wir schon, was du kannst ... Entweder es taugt. oder du bist schnell wieder aus dem Spiel.
 
Was sind denn heutzutage die Voraussetzungen für den Job im Radio? Abi und Studium? Praxiserfahrung? Bock auf "irgendwas mit Medien"? Vorerfahrungen als DJ, Print-Journalist, Bürgerfunk-Moderator, Web-Radio-Betreiber oder dergleichen? Hat jemand einen Überblick?
Zu meiner Zeit war die Devise: Mach mal und probier aus, dann sehen wir schon, was du kannst ... Entweder es taugt. oder du bist schnell wieder aus dem Spiel.
Es ist sicher einer der Jobs, wo der Zugang erstmal flexibel ist. Ich würde sagen, die Tendenz geht schon dahin, dass viele ÖR-Sender einen "seriöseren" Lebenslauf bevorzugen, Studium kann also nicht schaden, in einigen Stellenanzeigen steht es auch explizit als Voraussetzung. Aber aufgrund der Personalsituation wird sicher hier und da heute auch wieder flexibler eingestellt, und es geht auch mal ohne. Die Praktis, die mir so über den Weg liefen in den letzten Jahren, hatten aber meist schon irgendwie ne akademische Laufbahn eingeschlagen. Sollte aber kein Hindernis sein, da immer noch ausreichend Leute zu finden, wenn man sieht, wie viele heutzutage studieren.

Je nach Format und Zielgruppe - gerade bei den jungen - ist es aber auch verzichtbar, wenn der Moderator einfach ein guter Entertainer ist und irgendwie nen Fuß in die Tür kriegt. Bin gespannt, wann die ersten Influencer angeworben werden in der Hoffnung auf Quote.
 
hr3 und YOU FM finden wohl niemanden für den Bereich Entwicklung und Strategie :).




Befristet bis 30.06. die letzte Stelle. Wer wechselt für nicht mal 10 ! Monate die Stelle….😃
 
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