AW: Initiativ-Bewerbungen
Hallo!
Ich fühle mich etwas falsch verstanden! Es ist natürlich nicht so, daß ich aus diesem Grund in Tränen ausbreche und in die Nervenklinik muß, aber etwas Ordnung kann wirklich nicht schaden.
Der Reihe nach...
@Zwerg
Haben wir vielleicht mal beim gleichen Sender gearbeitet?
Nein, sicher (und bei näherer Betrachtung "leider") nicht. Aber du als Historiker weißt doch: Geschichte wiederholt sich.
Insofern wird es dich sicher nicht weiter überraschen, wenn sich die alten "Privatsender-Geschichten" aus Hamburg, Berlin und München irgendwie alle gleichen.
Wirklich hochmotivierte - ja nennen wir sie einfach - "Praktikanten der ersten Stunde", haben sich für "ihren Sender" den Arsch aufgerissen (weil es ja gerade nach dem Sendestart besonders auf "Elan" ankommt - mangelde Erfahrung wurde mitunter durch "Eifer" kompensiert), wurden wenige Monate später einfach "deaktiviert", weil meinetwegen der "Chefredakteur" mit der Zeit gemerkt hat, daß ihm seine anvertrauten "Zöglinge" langsam über den Kopf gewachsen sind - schlauer waren als er, ihm gefährlich werden konnten. Wenn die Redakteure mehr wissen als der Chef, dann ist das natürlich nicht gut...
Wenn ich beispielsweise aus Mannheim stamme, kann ich in Leipzig auf Dauer nicht den großen Chefredakteur mimen. Das geht einfach nicht gut, bringt nur böses Blut im Sender. Ich kenne weder die Geschichte der Stadt (hier geht es auch um "kleine Geschichten", die nicht unbedingt in Wikipedia stehen), noch komme ich mit der Mentalität klar. Ich als Sachse kann doch auch nicht nach Köln zum WDR gehen und sagen: "2012 übertragen wir den Karneval nicht live. Wir schicken zwei Kamerateams hin. Die sollen "was" - drei Minuten - für die Abendschau" drehen. Das muß reichen..."
Auuuu. Die "Kölner" würden mir nicht nur meine Zipfelmütze... - ihr wisst schon.
Und damit komme ich auf den Punkt: Der Spruch "Wir sind von hier!" sollte echt gelebt werden. Oder glaubt irgendein Wessi-Möchtegern-Berater oder sonst ein Motherfucker hier im Forum, daß die Brüder und Schwestern im Osten das Gelaber abgefuckter Spezis (und Moderatoren) aus dem Westen wirklich nötig haben, um im Osten "gutes" Radio machen zu können? Nicht doch!
Die Ossis in meinem Alter haben garantiert mehr Stunden vor dem "Westradio" verbracht", als so manch Hörer aus dem eigentlichen Sendegebiet zu dieser Zeit. Ausnahmen bestätigen die Regel - keine Frage. Ich freue mich ja auch immer wieder, wenn Leute wie "grün" oder "Plattenschrank" die unbekanntesten Titel im Quiz erkennen. Aber genau an diesem Punkt gibt es eine Schnittmenge: Die beiden gehen mir nicht auf den Sack, begegnen mir in Augenhöhe, und beweisen mir damit, daß sie praktisch auf der gleichen Wellenlänge schwimmen wie ich! Ich - und all die anderen "Musik-Freaks" hier im Forum sind nicht allein!
Kurz zusammengefasst: Die (Privat)sender in den fünf neueren Bundesländern bräuchten eigentlich keine Chefs oder sonstige (Aus)Hilfe aus dem Westen. Die "Selbstreinigungskräfte" würden dann auch noch den letzten "DDR-Stallgeruch" aus dem Funkhaus treiben. Ossis in meinem Alter haben den "Sound" von AFN, BFBS und natürlich RIAS2 "im Blut". Okay - wir reden jetzt von "Popwellen"- Mainstream. Wenn ich mich aber hier im Forum umschaue, dann finde ich durchaus Leute, die problemlos einen Sender aus dem Boden stampfen könnten, der "westlicher" als "RIAS 2" klingt, aber auch beispielsweiße Info-Elemente und die bekannten Spezialsendungen von DT-64 in diesem Programm vereinigt.
Leider fehlt (nicht nur mir) das Geld.
Mal abgesehen von der bundesweiten Lizenz auf UKW (ja auch ich glaube, daß man momentan nur auf UKW Geld verdienen kann) - 25 Mio sollten im ersten Jahr schon vorhanden sein. Mmm. Hab ich nicht, kann ich auch nicht auftreiben. Scheiße! Tut mir leid Jungz und Mädelz.
So schnell zerplatzen Träume. Aber das kennt ihr ja schon. Träume dieser Art habt ihr mit Sicherheit schon oft geträumt... Für wenige Stunden war euer "Traumsender" sogar "On Air"...
chapri schrieb:
Und bei einer Bewerbung geht es auf gar keinen Fall um Schleimspuren, sondern um TRIFTIGE Gruende, warum man sich gerade fuer DIESE Station bewirbt. Das verhindert gleichzeitig, dass man sich "dummstellen" muss, weil man einen grundsaetzlich positiven Bezug zum Programminhalt hat.
Darauf möchte ich gern versuchen zu antworten. Zuvor möchte ich aber noch die Gedanken von dea einfügen, damit sie nicht unter den Tisch fallen:
Angesichts solcher Forderungen [Hochschulstudium etc.] ist ja wohl klar, wie eine Initiativ-Bewerbung aussehen muss, um den Personalverantwortlichen zu überzeugen. Die sollte dann schon was von Guttenberg'schen Trümpfen haben. Lassen wir das.
Ich wiederhole nochmal den wichtigsten Satz:
"Bei einer Bewerbung geht es auf gar keinen Fall um Schleimspuren, sondern um TRIFTIGE Gruende, warum man sich gerade fuer DIESE Station bewirbt."
Dieser Satz von chapri stand ja nun schon vor ein paar Tagen hier im Forum. Ich hatte also eigentlich genug Zeit, mir "triftige Gründe" einfallen zu lassen. Und natürlich habe ich auch versucht, mich in die Lage eines PD zu versetzen, der meine Ergüsse als Bewerber letztendlich in der Hand hält.
Ich habe wirklich viele "Szenarien" durchgepielt. In der Rolle des "PD" bin ich bisher immer zu dem Schluß gekommen, daß mir der/die Bewerber(in) etwas "vorspielt". Damit hat das Bewerber verloren. Sorry, das ist so.
Machen wir es doch mal konkret:
Was wollt ihr dem PD eures "Wunsch-Arbeitgeber-Senders" denn "einzigartiges" erzählen? Ihr findet die Musikauswahl des Senders toll, könnt den Sender gar nicht wieder abschalten? Hört auf, jeder PD weiß damit, daß ihr euch zu sehr mit der Rotation beschäftigt habt und sie Scheiße findet. Das ist ja auch kein Wunder, denn der PD kennt sein Programm und weiß ja selbst, daß Lady X meinetwegen aller vier Stunden läuft. Der PD weiß also damit, daß du in verarschen willst. Ende der Vorstellung.
Soll man dem PD besser ehrlich sagen, daß man die Musik-Rotataion des Sender als nicht besonders gelungen erachtet? Das ist natürlich ganz böse - aber wenigstens ehrlich. Möglicherweise bist du nicht der Erste, der ihm das sagt. Vielleicht hilfts, da er deine Ehrlichkeit schätzt, hoch anrechnet - auch wenn ihr privat nicht den selben Musikgeschmack habt. Es geht an dieser Stelle aber auch um Loyalität: Ich vertraue dem PD, der PD vertraut mir. PUNKT!
"Messerstecher" gibts in seinem Umfeld jedenfalls schon genug, natürlich besonders in gehobenen Positionen. Die warten nur auf eine kleine (Führungs)Schwäche.
Dem PD die private Meinung sagen sollte man aber nur machen, wenn man sich für die Musikredaktion bewerben will und eigentlich nix zu verlieren hat, weil man als DJ genug Muggen hat. Deine Chancen stehen schlecht, denn mit deiner Neueinstellung würde er ja indirekt zugeben, daß die Musikredaktion des Senders bisher nicht seinen Erwartungen entsprach. Und die "Musikredaktion" weiß damit - falls dich der PD einstellt, daß seitens der Geschäftsleitung "scharf geschossen" wird. Hier geht es also in Kürze auch um Arbeitsplätze. Die werden dich als Neuling mobben...
Es geht also durchaus hart zur Sache. Und dabei ging es noch nicht einmal um eine Bewerbung als "(Prime-Time)Moderator"...!!!
MAXX merke auch noch etwas an:
Und Zwerg#8 liegt leider auch völlig daneben und scheint offenbar zu glauben, dass er "zu schlau" ist fürs Privatradio. Glaubst du wirklich, dass John Ment, Wolfgang Leikermoser oder Thomas Koschwitz dumme Leute sind? Warum sitzt DU da nicht, wenn du sagst, dass du Claims aufsagen kannst?
Ich bin nicht "zu schlau" fürs Privatradio. Ich habe nur meine eigenen Erfahrungen gemacht und auch hier aus und von Erfahrungsberichten im Forum gelernt. Schmimm ist, daß sich diese "Personalpolitik" (wenn man dieses Wort mal gebrauchen will) seit über 15 Jahren quer durchs Land zieht. Man könnte auch wie in Amerika "Hire & Fire" sagen. Und weil das so ist, muß sich der private Rundfunk in DE nicht wundern, wenn er in Studentenkreisen so ein schlechtes Image hat.
Und nein, John Ment, Wolfgang Leikermoser oder Thomas Koschwitz etc. sind nicht dumm. Die Drei haben als "Laberbacken" nur relativ wenig mit dem "wahren Leben" zu tun. Die machen ihre (natürlich vorbereiteten) Sendungen und gut. In diesem Zusammenhang: Es gibt auch andere Jobs beim Radio! Man sollte "Radio" also nicht nur auf "Moderator" reduzieren.
Ich habe mir auch schon oft die Frage gestellt, ob ich jahrelang jeden Morgen um Fünf "auf der Matte" stehen könnte. Dabei verdient man einen Haufen Geld, aber hat praktisch nix vom Leben. Und dann gehört da noch eine Riesenportion Disziplin dazu: Werktags spätestens um 22 Uhr ab ins Bett - um 03:00 klingelt der Wecker: keine spontanen Feten, (möglichst) nix saufen... Duschen, Kaffee und ab gehts: Spätestens eine Stunde vor Beginn der Sendung sollte man im Sender sein. (Das gilt nicht unbedingt für Robert Kratky...
)
Zu deiner letzen Frage: Ich habe als DJ definitiv mehr Geld verdient, als als Moderator beim Privatradio. Das ist aber zugegebenermaßen auch schon über 10 Jahre her. Und ehrlich gesagt: Ich bin froh, den Abprung (noch) rechtzeitig geschafft zu haben! Und da ich lange genug DJ war, traust du mir hoffentlich zu, daß ich einen Claim auch heute noch ohne großartige Vorbereitung "aufsagen" kann...
Das klappt schon. Keine Bange.
vg Zwerg#8