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BSF: Wie lässt sich Deiner Meinung nach das Finanzierungsproblem bei DAB+ lösen?
Beziehst du dich nun auf den Ausbau des Netzes und die laufenden Betriebskosten oder beziehst du dich auf das Nachfolgende? Dahingehend gibt es ja bereits andere Diskussionen hier im Forum, daher nur angeschnitten: Hier fehlt mir letztlich ein klares Bekenntnis zu einem oder zwei (wieso nicht DAB+ und Internetradio?) Standards. Das muss nicht einmal eine finanzielle Förderung sein, sondern kann bspw. auch ein klares Abschaltdatum oder die Verpflichtung aller UKW-Sender auch auf DAB+ senden und diesen Verbreitungsweg bewerben zu müssen sein. Damit schwinden gegebenenfalls dann nämlich auch mittel- und langfristig die Kosten für die Aufrechterhaltung diverser Verbreitungswege.
Wenn Du eine nationale Abdeckung gerade für die Bedürfnisse von Autofahrern haben möchtest, kostet das Geld, viel Geld.
Wie sollen private Anbieter das stemmen?
Pay-Radio nach dem nordamerikanischen Vorbild von XM Satellite Radio kommt nicht in Frage; dafür sind die Geräte nicht ausgelegt.
Meines Erachtens ist das eine Frage, die jede nationale Lösung betrifft, sowohl DAB+ als auch Internetradio. Gerade in Nachrichten, Magazinen, Wetter und Verkehrsservice liegt meines Erachtens der klare Vorteil gegenüber alternativen Medien; andernfalls kann ich mir auch nen USB-Stick oder ne CD reinschieben und gut ist (da spielt dann garantiert auch nur de Musik, die mir gefällt). Gerade auf diese Services bin ich im Auto angewiesen, da ich nicht wie daheim noch parallel im Netz surfen, meine Tages- oder Wochenzeitung durchlesen kann. Gerade deswegen wird hier - wie auch an anderen Stellen im Forum - darüber diskutiert, welcher Verbreitungsweg sich nun durchsetzt, weil die Autoindustrie maßgeblich dazu beitragen kann, weil man eben dort als Nutzer auf das Radio angewiesen ist.
Zur Finanzierungsfrage: Wie oben angeschnitten, ist es letztlich erst einmal davon abhängig, dass es klare Bekenntnisse zu einem oder zwei Verbreitungsstandards gibt. Meines Erachtens betrifft diese Frage vor allen Dingen DAB+, weil es mit Sicherheit nicht hunderte oder gar tausende Internetradios geben kann, die solchen Service anbieten (das erschiene mir in der Tat viel zu teuer). Insofern betrachte ich Internetradio eher als Zusatz zu DAB+ / UKW, nicht als Alternative. Das durch die Werbewirtschaft diverse Sender finanziell getragen werden können, zeigt sich doch bereits in der Gegenwart - von Flensburg bis zum Bodensee refinanzieren sich Sender weitgehend durch Werbung. Wieso das also im Falle eines flächendeckenden DAB+-Angebots nicht möglich sein sollte, erscheint mir fraghaft.
Die Mehrkosten erscheinen mir in den meisten Fällen eher gering:
Verkehrsmeldungen werden ohnehin seitens der Bundesländer herausgegeben, insofern kann man daraus ziemlich einfach alle Verkehrsmeldungen auch bundesweit zusammentragen ohne einen wesentlich höheren finanziellen Aufwand. Man kann hier über den Sinn diskutieren (ist es sinnvoll eine halbe Stunde das Programm jeweils mit aktuellen Verkehrsdaten zu füllen oder wäre die Aufteilung wie bislang nach Ländern eine sinnvollere Lösung?), finanziell ist es meines Erachtens aber genauso tragbar wie bislang auch.
Die Mehrkosten für
Wetterdaten ist ebenfalls eher gering, hängt aber letztlich vom jeweiligen Verbreitungsgebiet ab. Ein bundesweiter Sender muss sicherlich nicht auf jeden Straßenzug in Berlin, Hamburg und München eingehen, sondern ein allgemeines Bild mit bestimmten Schwerpunkten zeichnen (für welche Gebiete liegen Gefahrenmeldungen vor, usw.). Ein landesweiter Sender kann zwar nach Städten sortieren, allerdings ist das auch gegenwärtig schon finanzierbar, darin sehe ich ebenfalls kein Problem. Am teuersten sind meines Erachtens ohnehin regionalspezifische Daten, aber auch die sind gegenwärtig bereits finanzierbar (sieht man an der Existenz diverser Regionalsender).
Bleiben die
Nachrichten: Hier ist die Schwerpunktsetzung ähnlich zu gewichten wie bei den Wetterdaten (ein Sender muss nicht überall vor Ort sein, bundesweite Fernsehsender betreiben auch nicht in jeder Stadt ein großes Studio); zumal es beim Radio ja in erster Linie darum geht, kurz zu informieren und nicht eine 24-stündige Liveberichterstattung aus jeder Stadt in der Bundesrepublik zu betreiben. Ein Großteil läuft auch gegenwärtig schon über die Meldungen von Presseagenturen, landesweite Sender haben ggf. noch Außenstudios, lokale Sender fahren fix hin. Die wesentlichen Mehrkosten entstehen durch die Vor-Ort-Berichterstattung. Wäre meines Erachtens aber bereits möglich, würden sich landesweite Sender zusammenschließen (ein fiktives bundesweites RTL auf DAB+ könnte bspw. auf das Material der landesweiten RTL-Sender zurückgreifen) und ist durch höhere, weil bundesweite, Werbeeinnahmen durchaus finanzierbar.
Das ganze nun an zwei konkreten Fällen: Das KissFM-Programm wäre bundesweit wesentlich attraktiver, würde man den Fokus nicht nur auf Berlin legen. Verkehrsmeldungen und Wetterdaten wären nahezu ein Nullsummenspiel gewesen, die Moderatoren moderieren ohnehin schon. Größtes Problem wären hier vor allen Dingen bundesweite Nachrichten, aber die laufen letztlich gegenwärtig auch schon (dort vermutlich basierend auf eingekauften O-Tönen und Agenturmeldungen). Im Prinzip hätte man also einen Überfall auf eine Eckkneipe in Kreuzberg eher weglassen können, anstatt über lokalspezifischen Themen im Detail zu berichten.
Große Senderketten wie die NRJ Group, RTL Group oder RadioGroup könnten ihr Programm weitgehend kostengünstig realisieren. Wetter und Verkehr bundesweit auszurichten sollte nicht das Problem darstellen. Nachrichten können von Landessendern kostengünstig zusätzlich produziert werden oder werden bei einem Dienstleister eingekauft. Diverse andere Inhalte werden ohnehin nur einmal produziert und durch die halbe Bundesrepublik gejagt, damit füllt die NRJ Group gegenwärtig schon ihr DAB+-Programm und ich möchte bezweifeln, dass nicht auch "Der kleine Nils" oder sonstige Formate bundesweit laufen könnten ohne Mehrkosten zu verursachen. Gegebenenfalls entstehen Mehrkosten dort, wo man nicht auf bereits existierende Formate zurückgreifen kann, nämlich eigene Moderatoren, die durch das Programm führen. Das sind meines Erachtens, neben den Kosten für den ausgewählten Verbreitungsweg, die wesentlichen Mehrkosten, die eine Sendergruppe zu tragen hätte.