AW: Jan Malte Andresen bald weg von NDR 2?
Bei uns laufen einige Arbeitsverträge inzwischen 6 Monate! Die Leute sind noch nichtmal richtig "drin" und eingearbeitet, schon sind sie wieder draußen. Auch ich sitze auf einem 3-Jahres-Vertrag mit nur sehr geringer Aussicht auf auch nur sehr kurze Verlängerung - was mich angesichts diverser unangenehmer Seiten meines Jobs (und des damit verbundenen Wohnortes Berlin, den ich unerträglich finde) derzeit nichtmal besonders stört. Was "danach" üblicherweise passiert: entweder eine Entscheidung fürs "Nomadenleben", alle 3 Jahre woandershin, Frau und Kind haben (so vorhanden) dann gefälligst ohne Murren zu folgen, oder alleine woandershin als Wochenendpendler (worunter Familien nicht selten zugrundegehen) oder halt der Versuch, endlich den "Absprung" zu schaffen und in die "Industrie" zu kommen. Auch da ist nichts für die Ewigkeit, aber es ist nicht mit Berufsverboten zu rechnen, wie sie zum Beispiel im öffentlichen Dienst für Forscher oder Kulturschaffende bestehen. Dazu ein Blick über den Radio-Tellerrand hinaus in die deutsche Forschungslandschaft:
Hochschulrahmengesetz,
§57a,
§57b,
§57c und die sich daraus ergebenden
Konsequenzen. Ein Bekannter von mir hat seine Konsequenzen gezogen: er ist, als exzellenter (!!!) Nachwuchsforscher an einer renommierten Forschungseinrichtung beschäftigt gewesen, 34-jährig als Juniorprofessor in die USA gegangen - mitsamt Familie. Man hatte ihm in Deutschland keine Perspektive geben können, weder für seine Forschung als auch für seine Familie. In den USA bekommt er nun genug Geld, seine Forschung auf höherem Niveau weiterführen zu können. Seinen ex-Chef wird er möglicherweise als Gastwissenschaftler einladen, wenn sein neues Labor aufgebaut ist und er dort besser forschen können wird als hier. Und dann wundern sich wieder alle darüber, daß Deutschland in der Forschung keinen Fuß auf den Boden bekommt.
Was Überstunden angeht: wie ist das eigentlich, wenn feste Arbeitszeiten herrschen und regelmäßig Meetings auf die Zeit außerhalb der Arbeitszeit gelegt werden? Zumindest ist es Realität. Und 12 Stunden täglich freiwillig sind im öffentllichen Dienst durchaus üblich, bei einem Gehalt, das deutlich unter dem eines Industriejobs mit geregelter Arbeitszeit liegt. Ich kenne genug Leute, die das praktizieren und für die das völlig normal ist. Bei Freiberuflern ist das sowieso Standard, nur, daß die damit möglicherweise auch gewissen Einfluß auf die Früchte ihrer Arbeit haben. Und das ist im öffentlichen Dienst nicht der Fall.