AW: Lohnt sich DAB?
Die EU... Freilich, wenn man das System, das sich mangels Nutzwert für einen Großteil der Bevölkerung nicht durchsetzt, einfach per Gewalt durchsetzt, dann könnte das noch fristgerecht funktionieren. Wird aber sicherlich nix draus, da die Lobby der (privaten) Rundfunkveranstalter doch nicht zu unterschätzen ist. Ein zwangsweiser Ausstieg aus UKW käme einer faktischen Abschaltung des Rundfunks als Ganzes gleich. DAB kann beim derzeitigen Stand der Entwicklung weder quantitativ noch qualitativ das UKW-Band abbilden. In UK scheiterts an der Qualität (z.B. Bitraten von 96 kbps für Musikprogramme), in Deutschland an der Quantität (z.B. 3 Kulturwellen und eine "inoffiziell" funkende Popwelle im DAB, sonst nix). Qualität und Quantität zusammen geht nur bei massivem DAB-Ausbau. Für den sehe ich keine Mittel und keine Frequenzen - zumindest nicht in der vorgesehenen Zeit. Außerdem erzwingt die deutsche Rundfunk-Kleinstaaterei zahlreiche DAB-Doppelbelegungen. Beispiel MDR: die könnten im Raum Leipzig-Zeitz-Gera nicht effektiv ein Bouquet verbreiten, das alle MDR-Wellen beinhaltet und auf Gleichwelle läuft. Die müßten 3 Bouquets basteln: je eins mit der entsprechenden Regio von MDR 1. Und die wollen dann auch bis an die Landesgrenze und ein Stück darüber hinaus abgestrahlt werden. Keiner, der MDR 1 Thr im Auto anhat und sich für 5 Minuten auf Anhaltinisches Hoheitsgebiet begibt, möchte, daß er zwangsweise eine andere Welle eingestellt bekommt. Das ist kaum machbar - außer, man teilt sich Bouquets mit den Privaten. Die wiederum hätten gerne den UKW-Overspill ins Nachbarland, der mit DAB ohne weiteres auch nicht möglich ist. Auch die Hörer sind dies gewohnt. Man stelle sich vor, man sitzt in z.B. Gera und bekommt ohne großen Antennenaufwand nur noch die paar Thüringer Programme und nicht auch wie bislang Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern, NDR und Hessen. Das gibt Zoff. Ich sehe keine Lösung ohne einschneidende Veränderung der Rundfunklandschaft - und an der haben weder Durchschnittshörer noch gar Programmveranstalter Interesse. Die einzigen, die sich die Hände reiben, sind Anbieter regional nicht verankerter Angebote. Für die ist DAB freilich verlockend, solange die Kosten überschaubar bleiben.
Das ist die Lobbypostille der DAB-Leute. Die fällt als seriöse Quelle schonmal weg. Auch, wenn sie selbstkritisch feststellt, daß das Problem mangelhaftes Programmangebot vs. Übertragungsqualität auf beiden Seiten Hörer kostet. So gelesen in einer Druckversion, die beim RBB-Pförtner im Potsdamer Radiohaus im Zeitschriftenständer lag.
Ich glaub ihr seid nur ein bisschen zu blauäugig
Vielleicht. Ich habe nur so meine Erfahrung mit der realen Trägheit einer großen Masse. Und die Zahl der UKW-Hörer ist eine solche.
Wenn ich bei meinen Chefs nachfrage, breiten sie mir zwar nicht gleich sämtliche Pläne vor den Füßen aus, aber sie bestätigen mir, dass Planungen laufen.
Freilich, denn im Fall der Fälle muß man reagieren, sonst ist der Kuchen aufgeteilt. Aber wenn selbst UKW-Großsender noch heute neu ausgestattet werden, ...
Nachtrag:
Interessant, wie die EU "Rundfunk" und TV vermischt und teilweise sogar gleichsetzt. Das klassische Radio kommt in deren Planungen wohl tatsächlich allenfalls in einer Nebenrolle vor. Und beim TV ist der Umstieg ganz real - er bringt auch mehr Programme, wenngleich ebenfalls in schlechterer Qualität - verglichen allerdings mit perfektem Analogempfang.