AW: LPs: 33⅓ oder 33 min⁻¹?
Sehr interessant. Zunächst zu 2., ein nicht einfach zu recherchierendes Thema. "Zwingend" daran ist nichts, denn im Prinzip könnte man Singles ja auch mit 50 min⁻¹ schneiden.
Zunächst: In der Anfangszeit der Schallplatte gab es Drehzahlen zwischen 71 und 100 min⁻¹, da kochte jeder Hersteller sein eigenes Süppchen. Womöglich sind die 78 min⁻¹ ein Kompromiß, der späterhin zum Standard wurde, um möglichst kompatibel zu sein. (Das verschiebt letztendlich jedoch nur die Fragestellung.)
Eine Quelle jedoch spricht davon, daß in den zwanziger Jahren im Zuge der Entwicklung des Tonfilmes ein gewisser Maxfield auf die Idee kam, einen Stummfilm mit Musik von einer Schallplatte zu untermalen. Eine Schalplatte (-nseite) sollte dabei zweckmäßigerweise eine ebensolange Spieldauer aufweisen wie eine Filmrolle - und das waren damals eben 11 Minuten. Wollte man unter Beibehaltung der Schneidtechnik der 78er eine entsprechende Spieldauer erreichen, so mußte man die Drehzahl - ausgehend von einer Platte mit etwa 40 cm Durchmesser - auf weniger als die Hälfte reduzieren. Bei einer Netzfrequenz von 60 Hz (Synchronmotor!) und einer Untersetzung von 54:1 resultiert eben die halbwegs runde Drehzahl von 33 1/3 min⁻¹. Columbia nahm diese Idee bei der Einführung der Langspielplatte in den 40er Jahren, ausgehend davon, daß eine Symphonie nicht länger als 45 Minuten - ca. 22 min. pro Seite - dauert, auf.
Die konkurrierende RCA verfolgte zu jener Zeit eine andere Philosophie: Man erkannte, daß sich fast alle Musikstücke in Abschnitte von 5 Minuten unterteilen ließen und dachte daran, längere Musikstücke durch mehrere kleine (damit der Tonarmschwenk beim Wechsel klein bleibe) Platten in einem automatischen Wechsler (daher das große Mittelloch) hintereinander abspielen zu lassen. Die Platten sollten in einer buchähnlichen Verpackung verkauft werden - daher der heute noch gebräuchliche Name "Album". Man wählte 7" Plattendurchmesser und kam, bei ähnlicher Schneidequalität wie bei der LP, eben auf 45 min⁻¹.
Gruß TSD