AW: MDR: Frequenzen für «Sputnik» in Sachsen und Thüringen beantragt
Guten Morgen,
Wuffi schrieb:
Für wie blöd hältst Du Deine Landsleute eigentlich?
Mit "Blöd" hat das nicht viel zu tun, aber nicht wenige neigen halt zu dieser "Abwarten, fordern und sich-versorgen-lassen"-Mentalität, wie sie nur mehr als 40 Jahre zentrale Lenkung verursachen können. Daraus kann ihnen freilich kein Vorwurf gemacht werden. Ob das Gegenteil davon, das konsequente "sich-verkaufen", unbedingt besser ist, will ich nicht behaupten...
Wuffi schrieb:
Nicht vorrangig die CDU und erst recht nicht die PDS können verantwortlich gemacht werden für mind. 3 Jahre verfehlte Bundespolitik.
Klar können sie das nicht, wenn sie in der Opposition sitzen. Ich hätte nun aber zu gerne gewußt, was "weniger verfehlte" bzw. "gute" Bundespolitik gewesen wäre.
Wuffi schrieb:
Sicher ist die Linkspartei demagogisch, aber in Ansätzen hat sie durchaus recht, z. B. was einen gesetzlichen Mindestlohn betrifft.
Sollte die Linkspartei wirklich die einzige Partei sein, die die tatsächliche Herausforderung unserer Zeit begriffen hat? Kann ich mir kaum vorstellen, auch, wenn die Forderung nach einem Mindestlohn in ähnlicher Form tatsächlich auf der Tagesordnung stehen sollte. Aber bislang sehe ich keine Partei, die den Mut hätte, den Leuten reinen Wein einzuschenken. Wo sollen denn die ganzen Arbeitsplätze herkommen, mit denen jetzt die Parteien von ganz links bis ganz rechts hausieren gehen? Woher, wenn doch das gesamte Streben des Menschen seit Jahrtausenden darauf ausgerichtet ist, möglichst angenehm und also mit so wenig Arbeit wie möglich zu leben? Wir sind in diesem Prozeß so weit wie noch nie, und nun geht die Angst um. Das kann ich verstehen, denn unser Kulturkreis definiert den Wert des erwachsenen Menschen nur nach seiner Arbeitsleistung. Nur wer hart arbeitet, sich am besten quält, hat es verdient, auch was zu essen. Ja sorry, wer soll denn dann demnächst was essen? Die Maschinen vielleicht, die die Arbeit machen? Die müssen nicht entlohnt werden. Der Mensch hat Lebensbedürfnisse, und die müssen auch dann befriedigt werden, wenn er die Arbeit nicht mehr verrichtet. Selbst wenn die Mehrheit irgendwann "Sklavenhalter" geworden ist (und zwar Maschinen als Sklaven), können die doch nicht verhungern. Was ansteht, sind tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen, die auf der Erkenntnis beruhen, daß wir inzwischen so produktiv sind (eigentlich nicht wir, sondern die durch uns geschaffenen Maschinen), daß nicht mehr für jeden genug Arbeit verfügbar ist, um sich damit seinen Menschenwert zu erschuften. Mir macht das, wenn ich drüber nachdenke, durchaus auch massiv Angst - aber der Wandel muß kommen und er beginnt zuerst mit der Erkenntnis, daß die Arbeit, zumindest die monotone, unkreative Produktionsarbeit, noch knapper werden wird. Wenn das weiterhin verschwiegen wird, muß es Krieg geben: Krieg der Entwerteten (=ohne Arbeit) gegen die, die noch Arbeit haben. Aber das will keiner laut aussprechen... oder vielleicht doch?
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/916564/artikel_bildlinks_druck_teile
http://www.brandeins.de/ximages/19221_072goetzww.pdf
https://www.brandeins.de/ximages/23168_050schwerp.pdf
Wuffi schrieb:
Die SPD hat ihre soziale Kompetenz verspielt, eine wirtschaftliche nie wirklich gehabt.
Der Versuch, sich als Vertreter von Menschen zu präsentieren, die man gar nicht mehr vertreten kann, weil obige Situation bei der Fabrikarbeit eingetreten ist, muß mit Glaubwürdigkeitsverlust einhergehen. Der klassische SPD-Wähler geht seit Jahren schon nicht mehr in die Steinkohlenzeche oder an den Hochofen, weil es beide Arbeitsplätze nicht mehr gibt...
Wuffi schrieb:
Die Grünen haben ihre Ziele (Atomausstieg, ökol. Umbau der Landwirtschaft, Dosenpfand, Alternativen in der Energieerzeugung) nur in Ansätzen erreicht.
Daß ich in Berlin sein muß, stand nie auf meinem Wunschzettel, da steht immer noch Jena. Daß ich mit 31 nach wie vor Single bin, hatte ich auch nicht bewußt geplant. Und mein derzeitiger Job ist auch nicht unbedingt das, was mir Erfüllung verschafft, auch wenns ein hoch angesehener ist. Du siehst: auch ich habe meine Ziele nur in Ansätzen erreicht. Trotzdem gebe ich mich nicht auf...
Nebenbei: Atomausstieg und alternative Energieerzeugung betrifft mich ganz besonders, insofern schaue ich schon sehr genau, was die Konservativen damit vorhaben. Und mit mir schauen zigtausende Leute, die z.B. in Thalheim bei Bitterfeld, in Alzenau, in Erfurt und anderswo damit befasst sind, Sonnenlicht in Stromkabel zu pressen
Wuffi schrieb:
Es sind die etablierten Parteien, die versagt haben. Klar - die Linke hat keine Lösungen, aber sie vertritt wenigstens ernsthaft den Osten im Bundestag. Schon von daher gehört sie dort rein. "Blühende Landschaften" und "Chefsache" waren ja wohl nichts, Herr Kohl und Herr Schröder.
Schon geil: der Osten fühlt sich also auch ohne Lösung ernsthaft vertreten... danke auch. Ich habe vor Ort (nein, über Berlin kann ich nichts sagen) die oft sehr sachliche Kommunalpolitk von PDS-Leuten durchaus geschätzt, ihr Engagement in Sachen Umwelt- und Friedenspolitik, ihr konsequentes Eintreten für die Menschen. Ich kann aber nicht nachvollziehen, wie man mit einem selbstverliebten, erfolglosen, haßerfüllten Populisten zusammengehen kann, um möglichst viele Leute ins Boot zu ziehen. Populisten braucht dieses Land am wenigsten.
Wuffi schrieb:
Aber wenn Dir anstelle der Linken die NPD im Bundestag lieber ist kannst Du es uns gern mitteilen.
Auf diese Mitteilung wirste lange warten können.
Wuffi schrieb:
Schönen Sonntag - der Wuffi.
Ja danke, ebenfalls - der Waver. Wir können ja gerne woanders weiterdiskutieren, hier ists unpassend, weil inzwischen komplett off-topic. Ich hätte noch nen Messenger zu bieten, der ist fast im gleichen Blauton gehalten wie die Radioszene...