AW: Mikrofonrauschen, evt. falsche Mischpulteinstellungen
Nunja, gewisses Lampenfieber gehört schon dazu. Wer nie welches hatte, zumal vor fremdem Publikum, dem ist vermutlich zuviel einfach nur scheißegal. Mir ging es bei "verrotzt" auch gar nicht darum, was der Sprecher da derzeit tut und macht. Das sollte man wirklich erst beurteilen, wenn man einen Aircheck vor der Nase hätte, wo sich der Proband seiner Bestimmung entsprechend betut und dabei auch körperlich und seelisch die richtigen Haltungen angenommen hat.
Nein. Ich war einfach überzeugt, dass hier schlicht falsche Hardware im Spiel ist. Das Mikrofon passt nicht zum Sprecher (wahrscheinlich zu keinem einzigen auf dieser Welt), wird dabei wohl auch noch zu nah besprochen (jedenfalls klingt es stark danach, als vertrüge es das so überhaupt nicht) und der Verstärker...
Ich weiß: Röhre ist gut gemeint und der Preis unglaublich verlockend, aber angeblich warmer Röhrensound ist DAS Totschlagargument schlechthin, mit dem zigtausende solcher Geräte mittlerweile auf den Markt geschossen wurden. Keiner sagt den Leuten, dass die Röhren in den Kisten, die eigentlich Halbleiter-Verstärker sind, in zweifelhaften Hybridschaltungen weitab ihrer eigentlichen Bestimmung und Kennwerte betrieben werden. Hauptzweck ist eigentlich eins: Im Bereich der Nichtlinearität irgendwelche Verzerrungen zu erzeugen, kurz: Exciting. Offiziell nennt den Mist aber keiner so. Pfui! Wäre ich doch froh, wenn meine Klamotten so wenig wie möglich herumzerren.
Außerdem wird Laien, die jenseits des Röhrenzeitalters aufgewachsen sind, verschwiegen, dass sie eine ganze Reihe Nachteile haben, die es in die Kaufentscheidung einzubeziehen gilt. Da sind Anheizzeit und Aufwärmphase, höheres Grundrauschen, kleinerer Arbeitsbereich, große Streubereiche und eine wesentlich kürzere Lebensdauer verbunden mit nicht gerade geringen Wiederbeschaffungskosten.
Das heißt natürlich alles nicht, dass man für das selbe Geld easy auch einen halbleiterbasierten Verstärker hinbekommt, der alle Röhrennachteile zumal in dieser Preisklasse und bei diesen Schaltungstechniken ausklammert. Gehe ich aktuell beim großen T mal die Liste durch und überfliege die Alternativen, lande ich ich wieder im Bereich 250...300 €, wo zumindest interessante Hardware auftaucht, mit der ich mich vorm Kauf aber auch erstmal näher befassen würde.
Zum Mikrofon selbst etwas zu sagen, ist immer äußerst heikel, deswegen kannst du von keinem Händler ein Statement erwarten, dass dich befriedigt. Wer hier ehrlich ist, wird es dem Händler gleich tun und sich verkneifen, dich mit der Nase auf ein Teil zu drücken und zu sagen: "DAS ist die Lösung!" Das Problem: Es gibt nicht DIE (erschwingliche) Lösung! Genau deshalb gibt es so verdammt viele Mikrofone.
Hier hilft nur nach Hörbeispielen und Reviews googeln, wobei immer wieder zu bedenken ist, dass die Ergebnisse von Stimmen, Kabeln, Verstärkern und A/D-Wandlern, Encodern und anschließend der gesamten Wiedergabekette auf Hörerseite abhängig ist.
Tatsache ist nur, dass man erstaunlicherweise für 100 oder 150 € durchaus ein praktikables Mikrofon ohne großen Namen erwerben kann, in das zu sprechen man sich am Ende nicht schämen muss und das auch nicht sofort durch grobe Fehler auffällt, die es zielsicher verrät. Unverträglichkeiten mit der eigenen Stimme, dem Aufnahmeraum und vor allem dem Rest der Audiokette sind aber nie ausgeschlossen. Das Ausklammern von Schwächen und Kompromissen führt aber eben leider zwangsläufig auch beim Aufstieg auf der Kaufpreisleiter zu immer neuen, eitel Sonnenschein verschluckt dann schon fast einen Tausender. Was soll da also einer empfehlen?
Na auf jeden Fall kein Plastemikrofon mit Elektretkapsel für 40 Euro.