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Mini-Facharbeit Thema Radio

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mP

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Hallo!

Ich schreibe in Deutsch an einer Mini-Facharbeit zum Thama "Die Aufarbeitung von Informationen für Nachrichten im Medium Radio". Hierfür brauche ich noch ein paar Informationen und wäre für eure Hilfe sehr dankbar.

- Wie speziell werden Nachrichten fürs Radio "aufgearbeitet" und gibt es besondere Verfahrensweisen oder Tricks?

- Welche besonderen Methoden lernt man als als Nachrichtenredakteur im Rahmen seiner Ausbildung?

- Was unterscheidet das Medium Radio von anderen im Bezug auf den Umgang mit den Informationen?

- Welche Themen sind bei euch im Sender schwerpunkt/wie ist die Mischung (Politk/Boulevard/Sport/...), gibt es da vorschriften?

Das sind Fragen die mir spontan gerade einfallen, natürlich bin ich auch für andere Beitrag dankbar.



Außerdem suche ich noch Audiomitschnitte von Nachrichten am 01.03 die die Themen Oscarverleihung und Bürgerschaftswahlen in Hamburg beinhalten.





Vielen Dank
mP
 
Puh das sind ja jede Menge Fragen.

Ich würd sagen wir teilen uns das hier im Forum.

Ich fang mal hiermit an:
Wie speziell werden Nachrichten fürs Radio "aufgearbeitet" und gibt es besondere Verfahrensweisen oder Tricks?
Es gibt ein ganz klares Schema wie eine Meldung aufgebaut ist:
Leadsatz - Fakt 1 - Fakt 2 - Hintergrund

Leadsatz:
Im Leadsatz wird die Meldung auf das Thema an sich zusammengefasst.
Bsp: "Redaktionsräume des Stern in Brüssel durchsucht."

Wie der Leadsatz genau aussieht, regelt das Format und die Nachrichtengrundsätze des jeweiligen Senders. Das kann also nen vollständiger Satz sein, oder wie da oben nur nen Halbsatz, oder noch mit der Spitzmarke ("Berlin.") usw.

Fakt 1 und 2.
Hier kommen die einzelnen Fakten der Nachricht rein.
Hauptsachen in Hauptsätze, Nebensachen in Nebensätzen.

Hintergrund:
Gibt dem Hörer die Möglichkeit eventuelle Wissenslücken, warum, wieso, weshalb das jetzt passiert ist, zu schließen.
"Bin-Laden wird im Zusammenhang mit den Anschlagen vom 11. September gesucht."

Soweit noch mein gekonntes Halbwissen. Hab schon länger nix mehr mit Nachrichten zu tun, die Kollegen aus den Nachrichtenredaktionen mögen es korrigieren und verzeihen, wenn ich Bullshit erzählt hab!

Gruß in die Runde!
 
Dann versuche ich auch mal, ein wenig Halbwissen (2x Halbwissen macht rechnerisch ja ne ganze Menge) anzubringen und verweise zunächst auf das Buch von Jürgen Horsch/Josef Ohler/Dietz Schwiesau (Hrsg.): Radio-Nachrichten - ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. Ist nicht alles gut teilweise nicht ganz aktuell, liefert aber eine Menge Inhalt und ist in vielen vernünftigen Stadtbüchereien zu bekommen.

Also: "Was unterscheidet das Medium Radio von anderen im Bezug auf den Umgang mit den Informationen?"

Radio kann sofort reagieren, wenn etwas passiert, Zeitungen erscheinen immer erst morgen und TV hat seine Nachrichtensendungen meist erst am Abend, dazwischen in unregelmäßigem Rhythmus. (Es sei denn, es passiert was gaaaanz Irres, dann sind se live dabei (WTC).)
Aus diesem strukturellen Unterschied ergibt sich eine Konsequenz für Radionachrichten:
Radionachrichten müssen den Zeitvorteil nutzen und schnell sein.
Weil Geschwindigkeit auf Inhalt geht, sind Radionachrichten oberflächlicher als der Hintergrundbericht in der Tagesschau oder gar im heutejournal. Deshalb sind bei Radionews Einzelheiten zunächst weniger interessant, auch wenn sie bekannt sein müssen. Radionachrichten legen den Fokus auf EINE wichtige & neue Information innerhalb einer Meldung.
Radionachrichten verfolgen Ereignisse mehr als andere Medien. Zwischen 12 und 18 Uhr können sich Dinge sehr wandeln (Zahl der Toten beim Attentat in Madrid, Spekulationen über Hintermänner). Weil Radio den aktuell verfügbaren Wissensstand vermittelt, ist bei Radionachrichten eine Info-Entwicklung am besten nachzuvollziehen. Zeitungen sammeln über den Tag und bringen selten eine Infofolge, sondern vielmehr das Resummee nach einem Tag. Dennoch muss jede Meldung für sich verständlich sein und darf nicht das Wissen der letzten Nachrichtensendung voraussetzen.
Radio wird gehört, nachlesen ist nicht. Deshalb sind Radionachrichten reduzierter formuliert, um sofort verständlich zu sein. Radionachrichten leben vom Weglassen, Zeitungen leben von hintergründiger Ausführlichkeit. Zur Ausgewogenheit sind alle verpflichtet, nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht.
Radiosender haben soziologisch engere Zielgruppen als Zeitungen und TV-Sender, daraus ergibt sich auch eine andere Nachrichtenauswahl. Was interessiert meinen Hörer? ist die Kernfrage und mein Publikum ist eben nicht so breit (Prost!) wie das der Lokalpresse oder eines TV-Senders.
Radionachrichten sind großzügig aussortiert. Während die Zeitung zig Seiten hat, hat der Nachrichtenredakteur 2:30, selten mal 8 Minuten (Infosendungen wie SWR1, 17-18 Uhr), macht 4-8 Meldungen pro Sendung (je nach Ausführlichkeit/Formatvorgabe), vergleich das mal mit deiner Zeitung oder der Tagesschau!

Hoffe, es hilft weiter. db
 
Ich möchte zur Nachrichtenaufbearbeitung noch ergänzen:

Die Nachricht kann mit verschiedenen "dramaturgischen Mitteln" ergänzt/aufgepeppt/vertieft... (wie auch immer) werden. Ich will da mal die drei klassischen Elemente herausgreifen:

Original-Töne (O-Töne): Das ist das, was in der Zeitung das Zitat ist. Ein Interview-Partner sagt Dir etwas, was Du in der Regel für die Nachrichten noch aufbearbeiten musst, in dem Du es auf eine formatgerechte Länge bringst, alle Versprecher und viele Atmer herausschneidest etc. Wie lang der O-Ton sein darf, richtet sich im Wesentlichen nach der Vorgabe des Formates, nach dem Du arbeitest. Wann: Immer dann, wenn Du dem Hörer einen Experten bringen willst. Immer dann, wenn es um Meinungen geht. Immer dann, wenn Du über etwas sprichst, was jemand gesagt hat und Du die indirekte Rede vermeiden willst.

Redaktions-Töne (R-Ton, Korrespondentenbericht, Aufsager, Reporterstück, to be continued): Das ist so eine Art O-Ton von einem Kollegen; also ein Reporter vor Ort, oder ein Kollege, der in der Nachrichtenredaktion den ultimativen Durchblick hat. Wann: Immer dann, wenn etwas passiert ist, und ein Reporter die Situation schildern soll. Immer dann, wenn etwas aktuelles passiert, kein O-Ton-Partner zur Hand ist und Du Zeit überbrücken kannst. Immer dann, wenn Dein Kollege viel besser zusammenfassen kann, was eigentlich passiert ist, als irgendein O-Ton-Partner. Immer dann, wenn es eine stete Entwicklung gibt, Du wirst den O-Ton-Partner schließlich nicht stündlich aktualisieren können. Immer dann, wenn Du signalisieren willst, dass Du eine Mannschaft mit Sach-Kompetenz im Hintergrund hast. Der News-Anchor vermittelt die Nachrichten. Er muss nicht alles wissen. (Das gilt auch für den O-Ton.)

Umfragen: Sind im Wesentlichen O-Töne von den Menschen "auf der Straße", meist am Stück geschnitten, ohne Namen. Wann: Immer dann, wenn es auf die Meinung der Bürger ankommt. Wenn ein Thema sehr polarisiert/kontrovers diskutiert wird/emotionalisiert. Keiner erhebt dabei den Anspruch darauf, dass die drei, vier Stimmen die Meinung des gesamten Volkes widerspiegelt.

Der Einsatz dieser Mittel ist umstritten und extrem formatabhängig. Bei klassischen Nachrichtenformaten (DLF, NDR info etc.) sind Umfragen Todsünde, wahrscheinlich wirst Du O-Töne und Korris im Nachrichtenblock nur hören, wenn es wirklich brisant ist. Beim Privatradio gehören zumindest O- & R-Ton in faast jeden Block, Umfragen auch, wenn es das Thema hergibt. Ich würde aus der Erfahrung heraus niemals sagen, das eine sei besser oder schlechter als das andere.

Wie ist die Nachrichtengewichtung? Darauf können wir Dir wahrscheinlich alle keine allgemeingültige Antwort geben. Es kommt völlig darauf an, welches Publikum Du ansprechen willst. Als grobe Richtlinie gilt, dass es den Hörer direkt oder indirekt betreffen sollte. Direkt wäre, wenn er von den Ausmaßen betroffen ist. Indirekt kann heißen, dass es ihn nur interessiert. Also kann eine Küblböck-Meldung beim Privaten gut plaziert sein. Bei einem Nachrichtensender wirst Du mit einer Wirtschaftsmeldung punkten können. Vorgaben gibt es überhaupt nur wenige. Uber eines must Du Dir im Klaren sein: DIe Zeiten, wo es DAS Radio gab, sind lange vorbei. Heute gibt es viele Radioprogramme, die zwar musikalisch alle gleich klingen können, sich in den Nachrichten aber wahrscheinlich unterscheiden.
Viel Erfolg für die Arbeit
Die Hexe
 
Umfrage in den Nachrichten?
Hab ich ja noch nie gehört, aber kann ne Möglichkeit sein!

Mal zum Thema Nachrichtengewichtung und Nachrichtenauswahl:

Da gibt es doch 3 Kriterien, die ich nimma ganz zusammen krieg:
1. Persönliche Nähe
2. Regionale Nähe
... und was war nochmal Nr. 3?

Für unserern jungen Informationssuchenden:
Diese 3 Kriterien "bestimmen" ob und inwieweit eine Meldung in die Nachrichten kommen.
Ist also bei einer Meldung eine persönliche Nähe zur Zielgruppe gegeben? (Bei einem jungen Sender wäre das jetzt z.B. wer zum GrandPric fährt)
Oder eine regionale Nähe? (Um bei dem Beispiel zu bleiben würde vielleicht selbst S4 - Baden-Württemberg über den GrandPrix-Vorentscheid berichten, weil der Sieger aus Waldshut (BaWü) kommt.)

Da sich noch keiner über meinen ersten Beitrag beschwert hat, bin ich ja richtig stolz auf mich, dass ich noch so einiges gedanklich zusammenkramen konnte. Ein Hoch auf meinen Mentor! Hat die Quälerei doch was gebracht!

Gruß in die Runde und gute Nacht!
 
Guten Morgen,

erst einmal vielen Dank für die kompententen Antworten, helfen mir alle sehr. An dieser Stelle kann ich es mir dann auch nicht verkneifen einmal gegen alle Schlechtmacher der Radioforen zu schießen: Dieses Thema zeigt, dass es doch möglich ist sich hier auf einer korrekten Ebene auszutauschen und kompetente Hilfe zu kriegen. (schleimen Ende)


Weiterhin suche ich aber jetzt noch Audiomaterial von Nachrichten des 1.3. - kann mir da jemand helfen? Ich habe schon ein wenig gegoogelt aber außer dem (sehr hilfreichen) Nachrichtenarchiv von Bayern3 nichts gefunden. Um zwei verschieden ausgerichtete Formate miteinander vergleichen zu können, bräuchte ich auf jeden Fall noch ein Beispiel aus einem CHR- oder AC-Bereich.



Danke für das was vielleicht kommen wird
mP
 
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