... Clustergrößen und Hexen. Muss ich aber nicht verstehen, oder?
Vielleicht doch. Zumindest schadet es nicht, eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, wie Daten auf Datenträgern organisiert werden. Hier der Versuch einer kurzen, zusammenfassenden Erklärung, wobei sich das auch alles ausführlich woanders nachlesen lässt:
Damit ein Betriebssystem Dateien auf einen Datenträger schreiben bzw. von diesem lesen kann, braucht es eine Möglichkeit der Verwaltung, die üblicherweise "Dateisystem" genannt wird. Sicher sind dir Kürzel wie FAT12, FAT16, FAT32, NTFS (aus der DOS- Und Windowswelt) oder ext2/3/4 oder reiserFS aus der Linuxwelt schon mal irgendwo begegnet. All diese Systeme meinen Organisationsstrukturen und -methoden, wie Dateien (und Zugriffsrechte) auf Datenträgern verwaltet werden, die i.d.R. nur sog. Sektoren (512 Byte) anbieten. Im Wesentlichen besteht ein Dateisystem aus dem eigentlichen Speicherbereich für Daten, wo eine bestimmte Anzahl an (Hardware-)Sektoren zu einem Cluster zusammengefasst werden, und einer Zuordnungstabelle, die dann die Information aufnimmt, welche Datei welche Clusterbereiche auf der Festplatte tatsächlich einnimmt. Sehen wir mal von Spezialfällen ab und bleiben bei Windows, so kann man sagen, dass es wohl die meisten Benutzer heutzutage mit NTFS und seinen standardmäßigen 4 KB (4 * 1024 Byte -> 4096) Clustergröße zu tun haben. Auf USB-Sticks, SD-Karten u.ä. kommt sehr häufig FAT32 mit 8-KB-Clustern (suboptimal) zum Einsatz.
Je nach Art und Verwendungszweck des Datenträgers kann es hilfreich sein, andere Clustergrößen zu verwenden, wozu der entsprechende Datenträger mit den entsprechenden Parametern zu formatieren ist.
An der Stelle komme ich zu (seltenen) Kompatibilitätsproblemen bezüglich des Wave-Headers.
WaveLab-Benutzer sind möglicherweise schon mal über die angebotenen Optionen, sogenannte "Optimized Header" zu schreiben, sowie das Angebot, Marker ebenfalls in Headern zu speichern, gestolpert.
Beides sollte man besser nicht machen.
Ein "Optimized Header" wird auf die volle Größe eines Clusters auf dem Datenträger "aufgeblasen", sodass die eigentlichen Audiodaten erst exakt mit Beginn des nächsten Clusters geschrieben werden. Schon allein damit können die meisten Anwendungen nichts anfangen, denn wenn die Programmierer von einem
Standard-Header ausgingen, dessen Größe ja fest definiert ist, werden sie alles, was nach dem angenommenen Header in der Datei steht, als Audio werten. Hier bestehen also sofort beste Chancen, Gaps, Clicks, Rauschen, vertauschte Kanäle oder ähnliches zu erhalten.
Noch schlimmer wird es, wenn man daran denkt, dass man ja in einem Rechner Datenträger haben kann, die verschiedene Dateisysteme mit verschiedenen Clustergrößen enthalten können. Das macht auch Sinn: Auf einem Laufwerk/einer Partition, die als reiner Audioserver dient, würde man normalerweise gar keine 4-KB-Cluster verwenden. Transportiert man Wavefiles auf SD-Karten oder von diesen herunter, hat man es oft mit 8 KB Clustergröße zu tun. Hält man sich an die Empfehlungen der
SD Association und benutzt deren
Formatting-Tool, hat man es automatisch mit 32-KB-Clustern zu tun. Das ergäbe dann schon ganz ein paar Sekundenbruchteile an Audioschrott; alles in allem genügend Raum, um aus einem (möglicherweise sogar aus Versehen) gesetzten Häkchen in einem Wave-Editor ein riesengroßes, folgenreiches Problem zu machen.
Was ich damit sagen möchte, ist vor allem: Nichts ist wichtiger, als die Optionen seiner Software und deren Wirkungsweise zu kennen. Wenn sie natürlich Fehler hat, die nicht offentlich sind, kann man schon froh sein, wenn man herausfindet, welches der Programme, mit denen man arbeitet, welchen Fehler macht und welches Programm in der Folge ausgerechnet damit nicht kommt.
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Zu dem im Eröffnungspost verlinkten Hörbeispiel:
Ich habe mir das gerade eben zum ersten mal angehört... grauenvoll.
Muss jeder Poptitel heutzutage wie Fastfood gemastert werden?
Ganz offensichtlich!
Das Dämliche an der Sache: Indem die Produzenten den Dreck derart brutal gegen die Wand fahren, wie in diesem Beispiel, machen sie ihre eigenen Fehler, die sonst kaum stören würden, auch noch deutlich hörbar.
Das Blubbern in Titel 1 könnte eigentlich gut auf Luftbewegung zurückzuführen sein. Zwischen Popscreen, Mikrofon und Interpret scheinen verdammt geringe Abstände geherrscht zu haben und da ja auch der leiseste Furz digital auf Anschlag gezogen werden muss, hört sich das an wie Rotz und Spucke.
Das Klavier leiert definitiv nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie es das sollte, denn es wird weder von einem Turntable noch einem Senkel gekommen sein. Unharmonisch klingt es in den letzten Tönen aber tatsächlich. Ob das der Spielfehler eines Billig-Keyboarders ist, oder sogar Absicht war, ist nichts, was ich mit Sicherheit sagen könnte. Ich tendiere zu ersterem.
Für das kurze Störgeräusch im Ausklang habe ich keine handfeste Erklärung. Das klingt derartig diffus, dass es auf verschiedene Weise und in verschiedenen Stationen der Produktion entstanden sein kann, ist aber ein vergleichsweise geringes Übel.
Der zweite Track ist ganz klar keine 10 Cent wert und von dem für's Mastering Verantwortlichen bis hin zum Label verdient eine ganze Reihe Hirnies eine Woche Arrest mit 24-h-Beschallung dieses Titels. Wer solche Rechtecke veröffentlicht und dafür auch noch Geld nimmt, muss einfach hart bestraft werden. UNDISKUTABEL!
Seltsam hier allerdings: Auch in diesem Track blubbert es, ohne dass ich aber einen Zusammenhang zwischen dem Blubbern und dem Song ausmachen könnte. Läuft da also doch vormals fehlerhaft encodiertes Audio? Zumindest die FFT-Analyse sieht nicht auffällig nach Datenreduktion aus, was allerdings nicht heißt, dass die nie stattgefunden hat. Das kann man selbst dann nicht ausschließen, wenn Musicload beteuert, dass dem nicht so gewesen sei. Erstens müssen sie nicht die Wirklichkeit beschreiben, wenn das geschäftsschädigend wäre und sie genau wüssten, wie der Hase läuft. Zweitens glaube ich kaum, dass sie haarklein offengelegt bekommen, wie die Produktionen entstanden sind und welche Wege die Files wirklich genommen haben. Oder weiß jemand von einer QS nach ISO9001?