AW: Neue Soundkarte = Kein Übersteuern mehr?
Und ich schreibe es an dieser Stelle noch einmal: es gibt Soundkarten, die können übersteuern, obwohl in der Aufnahmesoftware der Pegel nicht bis an die 0 dBfs ranschlägt.
Wie das? Am Eingang einer stinknormalen Consumer-Soundkarte sitzt oft ein analoger Mixer und Pegelsteller, der über das Control Panel bedient wird. Damit kann man zwar das Eingangssignal vor dem dann auf der Soundkarte folgenden AD-Wandler nett leiser stellen, also auch den Ausschlag der Pegelanzeige in der Aufnahmesoftware beeinflussen. Was man damit nicht kann ist, diesen analogen Pegelsteller selbst vor einer Übersteuerung zu bewahren. Der Mixer ist selbst eine Verstärkerschaltung, die übersteuern kann, und nicht ein passives Potentiometer, das solche Probleme nicht kennt. Man hat also, wenn man mit zuviel Saft in die Soundkarte reingeht, geclippte und verzerrte Signale, die man über das Control Panel im Aufnahmepegel verändern kann. Das hilft also gar nichts.
Abhilfe: vor der Soundkarte, also außerhalb des Computers, für den erforderlichen Pegel sorgen. Man geht damit kurz unter die Clippinggrenze des Soundkartenmixers und stellt dann unter Windows den optimalen Arbeitspunkt des AD-Wandlers mit dem Aufnahmesteller ein. Ich hatte zu Zeiten meiner ersten Soundkarte immer einen im Durchschleifbetrieb arbeitenden DAT als Pegelsteller davorhängen. Die Soundkarte selbst vertrug nur wenige 100 mV - deutlich zu wenig, um z.B. einen CD-Player oder vollausgesteuerten DAT zu verkraften.
Wie man die Clippinggrenze findet: Test-CD basteln mit Sinustönen unterschiedlicher Pegel. Das dann in die Soundkarte füttern, den Aufnahmesteller immer so einstellen, daß nicht digital übersteuert wird - und aufnehmen. Anschließend Analyse der Sinuskurven auf Abplattungen (mit dem Auge im Editor) und Spektralanalyse, um Klirranteile zu finden. Der höchste unverzerrt verarbeitbare Pegel kann so gefunden werden. Auf genau diesen Eingangspegel gleicht man anschließend einmalig (!) den Aufnahmesteller im Control Panel ab, so daß in der Aufnahmesoftware die Pegelanzeige bis 0 dBfs geht. Dann Finger weg vom Control Panel (wäre es Hardware, käme eine Plexiglasbox über den Fader) - ab sofort weiß man anhand der Aussteuerungsanzeige, ob man übersteuert hat oder nicht.
Am besten eine anständige Recordingkarte kaufen, die ausreichend Pegel verträgt. Das muß nichtmal teuer sein, eine Terratec EWX 24/96 bekommt man bei eBay für um die 50 Euro, dafür hat man Cinchbuchsen, maximal +4 dBu Eingangspegel (immer noch zu wenig für Rundfunksignale, aber ausreichend für Heimgeräte), saubere Wandler und bitgenaue Digitalanschlüsse.