Also.... mein letzter Plattenspieler-Neukauf liegt einige Jahre zurück, der Markt hat sich seitdem auch sehr verändert. Im "Studiotechnik"-Forum haben auch eigentlich fast nur Geräte der Kategorie
EMT 938,
EMT 948 oder seine Vorgänger bzw. Geschwister etwas zu suchen, bestenfalls sonst noch der Technics SL-1200/1210.
Deine beiden Favoriten sehen nicht nur grundunterschiedlich aus, sie sind auch technisch absolut unterschiedlich. Der Project ist riemengetrieben, ein schnell lauender kleiner Motor treibt über einen Gummiriemen einen kleinen Unterteller an, auf dem der eigentliche Plattenteller aufliegt. Der Audio Technica ist direktgetrieben, sein Plattenteller sitzt auf dem Motor direkt auf.
Formal sollte der Direktantrieb Vorteile haben und gegenüber schlechten Riemenantrieben hat er sie auch: das im Ton hörbare, da direkt mechanisch über die Nadel eingekoppelte Brummen des schnell laufenden Antriebsmotors fehlt. Gerade der Project Debut III, den ich meinen Eltern kaufte (es kam nur noch dieser und das auch in einer Sonderedition in Frage, da die Bedingungen "untechnisches Aussehen", "weiße Zarge", "eingebauter Entzerrerverstärker", Möglichkeit für 78 UpM" feststanden), hat massive Probleme. Es ist deutlicher Motorbrumm hörbar, der Gummiriemen ist bretthart und straff, die Aufhängung des kleinen schnellaufenden Motors ist lausig, in Summe brummt es also deutlich. Dazu kommt noch ein breitbandiges Sirren, das offenbar aus der "Speedbox" (Geschwindigkeitsumschaltung) eingekoppelt wird. Ich vermute auch Verkabelungsfehler im Gerät, habe mich bis dato aber nicht damit befasst. Ein Aufenthalt bei Audiotrade selbst vor paar Jahren half nichts. So möchte
ich keine Platten hören.
Ein Direktantrieb sollte deutlich ruhiger laufen und es verschleißt auch kein Riemen. Dafür können bei billigen Direktantriebsgeräten z.B. aus dem eingebauten Netztrafo Brummkomponenten sowohl mechanisch als auch magnetisch in den Tonabnehmer koppeln. Auch dazu könnte ich ein lausiges Beispiel nennen, doch diese wohl mieseste Kopie des Technics 1210 ist seit über 20 Jahren vom Markt.
Direktantrieben (billigen vor allem) sagt man aber wiederum einen "unruhigen", rauhen Sound nach. Vor allem im Bereich der sogenannten "Highender" oder "Audiophilen" wirst Du kaum je ein direktgetriebenes Gerät finden. Dort herrscht Riemenantrieb vor - mechanisch auf die Spitze getrieben.
Letztens hatte ich die Chance, einen anständigen Riemenantrieb zu hören, und zwar im
Rega Planar 2. War zwar mit einem anderen Tonabnehmer bestückt als mein eigener direktgetriebener Technics 1210, aber der Grobcheck offenbarte mir eine Laufruhe und Freiheit von mechnischen Antriebsgeräuschen, wie ich sie eigentlich nur von Direkttrieblern kenne. Man kann also sehr wohl Riementriebler bauen, die weder brummen noch rumpeln.
Mit diesen Aussagen muss ich Dich dann allerdings allein lassen. Du musst Dich umschauen, was in Frage käme und idealerweise vor Ort reinhören. Vielleicht sagt Dir aber auch schon die eher "wohnzimmer-Anmutung" eines kleinen "audiophilen" Gerätes wie z.B. einem Rega oder Project zu bzw. die eher "technische" Anmutung des Audio Technica. Dann wäre das evtl. schon das erste Kriterium und die Wahl fällt nur noch innerhalb dieser Gruppe.
Die Frage ist ja auch noch:
Tonanbenhmer ab Werk dabei oder separater Zukauf (dann nochmal Geld ausgeben)?
Tonabnehmer zum einfachen Hören oder auch zum Scratchen / Rückwärts-einstellen von Startpunkten? Letzteres erfordert dafür geeignete Tonabnehmer.
Phono-Vorverstärker eingebaut im Plattenspieler oder ist er im vorhandenen Verstärker / Mischpult etc. vorhanden?
Brauchst Du 78er Abspielmöglichkeit für Schellack-Uralt-Platten (dann inkl. wechselbarem Tonabnehmer für Schellack-Rillen)?