NL NPO 3FM

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Sprollywood.

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Wie soll es bitte mit diesem Programm weitergehen? Innerhalb von 10 Jahren hat man neben den bekannten Stimmen erfolgreich auch vier fünftel seiner Stammhörerschaft vergrault. Mit einer Quote von noch etwas über 2 Prozent (!) liegt man nun ganz weit abgeschlagen. Nur noch 0,1 Prozent fehlen, dann zieht auch der Klassiksender Radio 4 vorbei. Stationen wie Radio10, was mit der 7. FM-Kette rund 10 % aller Hörer holt oder 100% NL liegen weit vorne, das Trio an der Spitze mit Q-Music und Radio 2 die 6x soviele Hörer haben wie 3FM sind uneinholbar. Was treiben die da beim ehemaligen Flaggschiff Hilversum3 ? Ein beispielloser Abstutz, das ist ja nicht mehr mit anzusehen. Ich meine: So schlecht ist das Programm nun auch wieder nicht. Im Vergleich mit deutschen Sendern.
 
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Ich beobachte den Sender genau, bin schließlich treuer Hörer seit 1987 und der Sender ist - trotz aller Veränderungen sowohl vom Sender selbst als auch meinerseits - immer irgendwie mein Favourite geblieben. Alte Liebe rostet halt nicht. 😅

Zur Entwicklung muss ich etwas ausholen: Angefangen hat die Misere 2014. Man war Marktführer, hat sich aber den aktuellen Gegebenheiten nicht angepasst, weswegen ein schleichender Niedergang schon vor dem Personalkarussell einsetzte. Dann wechselten Coen und Sander von der Nachmittagsshow (16 bis 19 Uhr) zum Konkurrenzsender 538, während man verzweifelt versuchte, das Talent Frank van der Lende ins Programm zu integrieren. Aus heutiger Sicht ist dieser DJ ein Talent geblieben, welches die Hörer aber nicht erreichte. Ziemlich zeitgleich verjüngte sich Radio 2 und zog einige Moderatoren von 3FM zu sich (Bart Arends, Paul Rabbering und Rob Stenders, ich hoffe, ich habe keinen vergessen).

2016 verließ auch der Morgenjock Giel Beelen den Sender Richtung Veronica. Das hatte zur Folge, dass 3FM jedes Jahr über 2% der Gesamthörer einbüßte. Zwei Senderchefs konnten den Sturz des Flaggschiffs nicht verhindern, auch weil die Neuausrichtung als "Jongerenzender" (das Motto "Serious Radio" verschwand) nicht zündete. Dieses Marktsegment konnten 538 und Qmusic besser erreichen.

2018 übernahm Sharid Alles aus dem eigenen Haus (sie war vorher bei FunX) den Sender, sie änderte aber auch nicht viel, zumal sie ihre Lieblinge (Sander Hoogendoorn, Frank van der Lende) auf die prominenten Sendestrecken setzte, die aber allesamt die Hörer nicht erreichten. Es wurde noch einmal ein Relaunch (neues Logo, neues Motto) versucht, aber ohne Erfolg. 1,9% war der der traurige Tiefpunkt.

2022 wurde Menno de Boer (ehemals 538) erst Interims-, dann endgültiger Wellenchef. Und man merkte, dass er eine Vision hat. Alles im Sender kam auf den Prüfstand: die Sendestrecken, die "Omroeppolitik" (es herrschte eine deutliche Dominanz durch BNNVARA), die Moderatoren, die Musik. Der Jongerenzender verschwand, es sollte wieder eine nationale Popwelle werden, die auch alternative Richtungen berücksichtigt, um die Steuergelder zu rechtfertigen und ein Gegengewicht zu den kommerziellen Stationen zu schaffen. Zu diesem Zweck wurde auch Eddy Keur von Radio 2 zurückgeholt, der mit seinen über 60 Lenzen nicht nur eine eigene Show am Wochenende bekam, sondern auch als Mentor für die jüngeren Kollegen dienen sollte (er selbst war bereits 1987 bei Radio 3, als ich den Sender kennen- und liebenlernte). Der Morgen ging an Rob und Wijnand von AVROTROS, Timur Perlin bekam eine Requestsendung, am Wochenende wurden die Danceperlen beibehalten (Boem Boem Disco Show), es kam eine Black-Music-Strecke von Omroep Zwart und Retro-Feeling bei Eddy Keur am Freitag. Kurz gesagt, es herrscht wieder mehr Vielfalt, mir persönlich gefallen die ersten Änderungen sehr und ich habe ein gutes Gefühl, dass es die Hörer ähnlich sehen.

Es gibt zwar noch keine Hörerzahlen, welche die Änderungen in Gänze berücksichtigen, aber der erste Trend war schon mal sehr positiv (mitten in der Erfassungsperiode ging es von 2,0 auf 2,3% nach oben; in der Zielgruppe 14 bis 49 Jahren stieg man sogar um 0,8% und ließ Veronica hinter sich). Ich bin auf die nächsten Luistercijfers sehr gespannt, die in den kommenden Tagen erscheinen werden.
 
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@JP Stimmt. Gerade weil Ekdom schon die Arbeidsvitaminen moderiert hat, aber auch Ekstra Weekend später. Und Michiel war der Verfechter der alternativen Schiene neben Roosmarijn Reimer (die übrigens auch nur noch im Hintergrund die Fäden zieht). Darum passt Veenstra auch so gut zu KINK.

Die letzten Hörerzahlen waren übrigens am 18. Oktober. Dürfte also nicht mehr lange dauern. Leider habe ich die Seite nicht mehr gefunden mir den Veröffentlichungsterminen.
 
Ich bringe es m.E. mal auf den Punkt. NPO 3 FM war mit dem ueberwiegend belehrenden, (sozial-)poltischen Programm zu BNN/VARA-lastig, zu sehr auf kleine Zielgruppen in der Randstad ausgerichtet und die Lockerheit von AVRO/TROS (Veronica - kein publieke Omroep mehr, ich weiß) fehlte dem Programm.
 
Richtig. Menno de Boer wollte das Programm auch positiver gestalten. Was zuletzt mit BNNVARA los war, weiß ich nicht. Die Omroep BNN alleine hat doch mit Ruud de Wild so gut angefangen 1998. Aber okay, es soll nicht in einen Nostalgie-Thread ausarten. Schade finde ich, dass VPRO weniger Sendezeit hat und EO ganz draußen ist. Aber schön ist, dass das Verhältnis der Omroepen wieder ausgeglichener ist. 3FM war ja zuletzt fast 50% BNNVARA, das hat es sonst auch nicht gegeben.
 
Ich denke auch, dass 3FM viele Jahre mit den Hörern gealtert war. Dann auf einmal hat man diese Hörer komplett zu Radio 2 abgezogen (und dessen zu Radio 5), aber von unten war nix nachgewachsen und 3FM war zu sperrig, ein klares Konzept war da für mich auch nicht zu erkennen. Was mich aber auch wundert: 538 zieht bei den jungen Hörern auch nicht mehr so gut. Vielleicht können die mit DJ-Radio nix mehr anfangen?
 
Doch, können sie. Nur hat 538 seit dem Rückzug von Edwin Evers auch keine Kontinuität mehr am Morgen. Frank Dane sollte seine direkte Nachfolge machen (er schaffte dies auch übergenau, weswegen er schon wie eine Evers-Kopie aussah), aber dann wurde er unsanft abgezogen (Talpa hatte wohl keine Geduld). Als nächstes war man mit den offiziellen Top 40 nicht mehr einverstanden und machte einfach seine eigene Hitparade, Qmusic nahm diese Einladung dankend an und übernahm die Top 40. 538 macht die gleichen Fehler wie 3FM damals und ist damit erstmal aus der Marktführerschaft raus. Diese wird in absehbarer Zeit nur zwischen Radio 2, Qmusic und Radio 10 entschieden.

Zurück zu 3FM: Die Hörerzahlen könnten im Dezember nochmal leicht zurückgehen, wenn die Konkurrenz ihre Weihnachts- und Jahreswechselspecials fährt (Sky Christmas, Radio 2 Top 2000, Radio 10 Top 4000 usw.). Aber insgesamt soll die Stimmung sehr gut sein, Menno de Boer hat nochmal bekräftigt, lange nicht mehr mit so einem beherzten Team gearbeitet zu haben. Ich rechne daher ab Jahresbeginn wieder mit steigender Akzeptanz.
 
Vielleicht können die mit DJ-Radio nix mehr anfangen?
Mit Blick auf die Radiolandschaft könnte man meinen, dass die EDM-Affinität nachgelassen hat. SLAM! wurde über die Jahre zunehmend mit Pop & RnB verwässert, ebenso Radio 538. FunX Dance und 538 Dance Radio wurden eingestellt. Im neuen landesweiten 9C gibt's auch keinen EDM-Sender, dafür massig Programme mit Oldies/Classic Hits.
 
Es liegt auch an der Musikindustrie. Zur Zeit gibt es - bis auf wenige Ausnahmen wie Armin van Buuren oder Robin Schulz - wenige Acts, die gezielt EDM produzieren. Selbst David Guetta hat schon Ausflüge in die Popwelt gemacht. Dafür hat auch Nederland eine gewisse Hip-Hop-Welle erreicht, die kommerziell ausgeschlachtet wurde - habe es selbst in diversen Curaçao-Ausflügen erlebt, bei der die Jugend zur besagten Musik abgefahren ist - besonders schlimm war es 2017 zur Despacito-Reggaeton-Welle, die mittlerweile abebbt. Interpreten wie Ronnie Flex, Snelle oder andere, die teilweise auch in deutsch produziert haben, sind immer noch präsent - und dem passen sich auch die Wellen an. Da also weniger nachkommt, greifen SLAM! und Co. auf älteres Zeug zurück - auch wissend, dass der dancegeneigte Hörer mittlerweile auch die 30 überschritten hat. Das schadet den Wellen aber nicht - im Gegenteil. SLAM hat so viele Hörer wie lange nicht mehr, ebenso wie KINK (wenn auch eher alternativ) oder Decibel (mit Ausrichtung 90er). Aber wir kommen vom Thema ab. Hier geht es ja um 3FM. Ich wollte nur einen Einblick in die niederländische Realität geben.
 
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