Gratulation !
Endlich erheben sich hier mal kritische Stimmen, die das Lokale Rundfunksystem in NRW durchleuchten.
Völlig korrekt, denn das Rundfunkangebot in NRW ist geradezu lächerlich. Selbst was der gute, alte WDR für monatliche stolze 9,95 DM auf seinen sechs Wellen zu Gehör bringt, war schon mal besser. Ohne CD-Wechsler im Auto sieht es hier in Mitten von NRW ganz schön finster aus. Fährt man mal in ein anderes Bundesland, wie beispielsweise nach Niedersachsen, eröffnen sich ganz andere Welten. Da existieren gleich drei große Privatfunker nebeneinander. Selbst der NDR hat einiges mehr zu bieten, wie das sehr gut gemachte N-Joy-Jugendradioformat (gefällt mir besser als L1VE) oder NDR 2. Hinzu gesellen sich dort statt Lokalfunk dutzende offene Kanäle, die – oh Wunder – trotzt angeblichem Frequenzmangel allesamt via Antenne ins Haus kommen. Das Programm und die Qualität dieser „Laienradios“ ist oftmals besser, als die übliche Format-Einheitskost vom allseits bekannten Lokalfunk. Warum nur ? Lokalfunk in NRW verödet an den strengen Gesetzen und dem total überflüssigen 2-Säulen-Modell. Hinzu kommt das unsinnige Format mit den streng einzuhaltenden Sedeuhren.
Gutes Radio und vor allem kleinere Lokalfunkstationen funktionieren auch ohne VG oder der sogenannten gesellschaftlich relevanten Gruppen. ! Wieso müssen innerhalb der VG Lokalpolitiker darüber befinden, welche Typen in den Redaktionen Radio machen dürfen und wer nicht, welche Werbeformen genehm sind und welche nicht oder wie ein gebauter Beitrag auszusehen hat und wie nicht ? Solche Leute haben doch nun wirklich keine Ahnung vom „radiomachen“. Oder studieren VG-Sprecher neuerdings auch noch als Hobby Journalistik ? An meiner Uni habe ich solche Personen noch nicht gesehen – zumindest nicht in meinem Studiengang.
Machen wir uns doch nichts vor. Unter reellen, marktwirtschaftlichen, also „privaten“ Gesichtspunkten hätten einige NRW-Lokalsender schon längst den Löffel abgegeben. Was hier passiert, ist doch kein Privatfunk.
Zutreffender wäre eher der Ausdruck „Radio-Monopol“.
Wer die Lokalradios genauer durchleuchtet, wird feststellen, warum die ohne Rücksicht auf Einschaltquoten und Verluste munter drauflos senden können und nie „pleite“ gehen werden. 1. Es gibt – dank Rundfunkgesetz -keine „lokale“ Konkurrenz am Ort.
2. Die Kohle kommt einerseits von Radio NRW für die landesweite Werbung aus Oberhausen. Damit hat sich der Rahmenanbieter schon so gut wie unkündbar bei den Radio-BG‘s eingenistet. (warum ohne NRW funken – bringt doch Kohle !) Und wehe dem, wer versucht, vom vorgegebenen Musikprogramm abzuweichen..... 3. Zweites Standbein ist Otto normal oder besser, der Steuerzahler und Gemeindebürger, der in die öffentlichen Kassen zahlt. Denn weitere Gelder fließen oft von den Kreisen und Kommunen, die meist an den Sendern indirekt als Geldquelle beteiligt sind. Und das, obwohl viele Gemeindesäckel so gut wie leer sind.
Mensch, das Geld wäre doch viel besser bei Stiftungen für notleidende Kinder angelegt. Die würden sich wenigstens darüber freuen und es ressourceschonender ausgeben.
Wo gibt es sonst schon solche Geldschleudern, die für 2 Stunden unvorbereitetes Blabla an irgendwelche Möchtegern-Talente gleich über 240 Mark Honorar ausspucken ?
Eine Konkurrenz und Alternative im Verbreitungsgebiet gibt es hierzulande leider nicht – dank dem von der LFR erlassenen Rundfunkgesetz. Privatleute, die ein echtes privates und vor allem professionelles Rundfunkprogramm auf die Beine stellen wollen und auch schon Geldgeber an der Hand hätten, werden durch das Gesetz gestoppt oder nur auf unrentable und teure Kabel –und Satellitentransponder abgeschoben.
(Einziges Wunder ist Aachen. Hier wird gezeigt, wie gutes Lokalradio auch ohne Rahmenprogramm auskommt.)
NRW ist Deutschlands bevölkerungsreichstes Bundesland – da sollte eigentlich auch radiomässig per UKW viel mehr möglich sein. Meines Erachtens sollte es in großen Städten wie bsp. Köln, Düsseldorf oder Dortmund mehrere größere, „richtige“ Privatradios mit lokalen Fenstern und unterschiedlichen Formaten wie Oldie, Rock-POP, Techno, Schlager geben. Somit wäre für jeden was dabei. Bei unserem Lokalfunk dudelt dank dem System auf x Frequenzen tagein, tagaus nur die gleiche Sch... Dabei ist der Hauptgrund fürs Radio einschalten doch Musik , Musik, Musik und zur vollen Stunde auch mal die Nachrichten und Verkehrsinfos.
Wer hierzulande vernünftiges Radio hören will, ist einfach gezwungen, sich einen ADR-Empfänger samt Schüssel zuzulegen. Da tun sich plötzlich über 96 digitale Stereokanäle auf. Ich habe von dieser Option schon längst Gebrauch gemacht. Bleibt nur zu hoffen, dass den Astra - Radio - Technikern endlich eine Möglichkeit zum direkten Satellitenempfang im Auto gelingt. Dann könnte man endlich überall internationales, privates und freies Radio genießen. Und das ganz ohne UKW, was unseren „Lokalradiatoren“ sicherlich neue Denkanstösse geben würde.
[Dieser Beitrag wurde von Radiofreak11 am 19.11.2001 editiert.]