AW: NRW-Lokalradios
Ich versuche mir gerade auszumalen wo das noch alles hinführen soll. Es wird ja immer gern aufs deutsche Privatfernsehen eingedroschen, aber gegen das Privatradio sind "RTL" und "Sat 1" wahre Horte der Hochkultur. Möglicherweise hängt die Inflation an Gewinnspielen und Hörerausbeutungsmaßnahmen mit der schlichten Tatsache zusammen, dass das Füllhorn der Agenturen immer leerer wird. Wäre ich ein Markenhersteller, würde ich mir gründlich überlegen in welchem Umfeld ich meine Werbebotschaften platzieren möchte. Andererseits fordern die Gesellschafter der Radiosender ihre angemessene Rendite und weil es immer weniger zu verteilen gibt, spart man unklugerweise am Programm.
Irgendwann ist die Abwärtsdrift so enorm, dass sich die Hörer mit Grausen abwenden (dieser Punkt ist faktisch schon erreicht) und der Laden in die roten Zahlen rutscht. Sind erst mal die Hörer weg, dann suchen naturgemäß auch die Werber das Weite. Der öffentlich-rechtliche Konkurrenzbetrieb hingegen saniert sein Programm auf Kosten der Gebührenzahler und liefert sich mit den Privatsendern zeitgleich ein unfaires Gerangel um die Werbeeinnahmen. Dieses Foulspiel muss irgendwann in die Hose gehen.
Sender, die über längere Strecken fast nur noch von Abstaubern gehört werden, sind für die Werbetreibenden langfristig uninteressant. Deren Hörer kaufen ohnehin fast ausschließlich bei Discountketten und lassen höherpreisige Produkte links liegen. Und das 9-live-Konzept nutzt sich nach einiger Zeit ab, irgendwann hat der Dümmste geschnallt, dass er über kurz oder lang mehr verliert, als er je gewinnen kann. Es fragt sich, wann die ersten Unternehmern ihren Media-Agenturen auf die Schulter klopfen und fragen was diese Unsitten eigentlich sollen und nachdrücklich Konsequenzen fordern; so sie ihr Schicksal nicht in die eigenen Hände nehmen.
Da 15 Jahre Beratertätigkeit dem Radio in Summe scheinbar mehr geschadet als genutzt haben, sollte man es zur Abwechslung mal mit erfolgversprechenden Konzepten versuchen. Da die Ultrakurzwelle mit ihren begrenzten Kapazitäten irgendwann kein Geld mehr abwirft, wäre eine Digitalisierungsoffensive mit Mehrkanalbetrieb und breitgefächerter Senderflotte angesagt. Sind die Anteilseigner klug, erkennen sie was die Stunde geschlagen hat, setzen sich an die Spitze dieser Bewegung und zaudern nicht so lange, bis die Smartphones den Markt endgültig erobert haben. Aber offensichtlich denkt man in den Zeitungshäusern derzeit noch reichlich defensiv.