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Offene Kanäle - Segen oder Fluch?

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Braucht man offene Kanäle oder sind sie nur Frequenzverschwendung? Hört wirklich jemand offene Kanäle oder sind sie lediglich Spielplätze für ihre Mitglieder?

Ausgehend vom offenen Kanal Karlsruhe ("Querfunk"): das Programm ist oft reine Glückssache. Es kann sein, daß sie schöne ruhige Undergrundmusik spielen und plötzlich jemand reinquatscht und übelsten Heavy Metal spielt.
 
Für mich: Segen. Ich muß es mir nicht anhören, aber ich darf mir auf Offenen Kanälen das anhören, was handwerklich gut gemacht ist und sich in den Programmen der kommerziellen und öffentlich-rechtlichen Anbieter schon lange nicht mehr wiederfindet. Z.B. Metal- oder Punksendungen, falls ich das mag. Oder experimentelle Wortkultur jenseits des angestaubten ARD-Kulturradio-Images. Oder Themenschwerpunkte, die mich (sei es wegen des regionalen Bezuges oder einer bestimmten kuturellen Strömung) wirklich betreffen und interessieren.
Etwas provokativ ausgedrückt: OKs wären vielleicht überflüssig, wenn der Rundfunk in Deutschland tatsächlich die gesamte Breite des gesellschaftlichen Lebens widerspiegeln würde. Unter den heutigen Bedingungen sind OKs unersetzbar - deshalb wurde der in Hamburg ja auch geplättet.
 
Frequenzverschwendung in NRW begehen der WDR und Radio NRW und diverse SWR Sender die in Süd NRW einiges verstopfen . Auf mindestens 5 Frequenzen pro Sender ist das gleiche,oft niveaulose, Programm zu hören.
Ein Segen sind da die Campusradios und ab und an mal ein Veranstaltungsradio oder ein Pirat! Mich kotzt es jedenfalls an wenn mein Lieblings offener kanal aus Düsseldorf in Dormagen von SWR 1 Radio Koblenz weggedrückt wird, 80km nördlich der Landesgrenze von Rheinland-Pfalz.
 
In gewisser Weise sehe ich die sogenannten offenen Kanäle auch als "Flucht". Viele programmliche Inhalte, die der Radiomarkt von Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht gar nicht zulässt, haben bei offenen Kanälen noch eine Chance. So z. B. Schlagerparaden. Ich denke dabei an die Schlagerparade des Offenen Kanals von Berlin. Es ist doch traurig, dass die werbewirtschaft unserer deutschen Kultur einen so enormen Schaden zufügt. Die Auswirkungen bekommen wir in einigen Jahren als ganz bitteren Nachgeschmack zu spüren. Man merkt ja jetzt bereits, das da irgendwas nicht ganz stimmt. Künstler bekommen mitgeteilt, dass man deren Alben nicht mehr produziert, weil es der Markt nicht mehr hergibt.
 
Wie alles im Leben haben die Offenen Kanäle meiner Meinung nach zwei Seiten. Einerseits ist es eine gute Möglichkeit für Leute, Medien auszuprobieren und abzuchecken, ob da ein ernsthaftes Interesse besteht oder im Idealfall sogar Talent vorhanden ist. Diese Möglichkeit bietet sich sonst nur wenigen Auserwählten (und das müssen nicht immer die Talentiertesten sein). Wer mal ein Praktikum bei einem "echten" Radiosender gemacht hat weiß, dass die Möglichkeiten sich auszuloten doch sehr begrenzt sind.
Außerdem glaube ich, dass der intensivere Umgang mit der Technik das Verständnis dafür schärft, wie Radio (oder auch Fernsehen) wirklich funktioniert. Da sitzen einfach Leute mit Zeit und Idealismus, die auch mal was erklären können, ohne dass die nächste Redaktionskonferenz ruft.
Von daher ist das also eine gute Sache...

Andererseits werden die Offenen Kanäle ja über Rundfunkgebühren finanziert und ich glaub, da kommt so Manchem die Galle hoch, der sich im Privatfunk für einen Hungerlohn den A...abrackert und mitten in der Nacht zum 6. Mal die Technik anrufen muss, weil sich der total überlastete Wellenspeicher wieder mal verabschiedet hat. Und natürlich kein Geld da ist, mal einen ordentlichen Rechner hinzustellen, während die OKs aus brandneuen digitalen Sendestudios senden...

Trotzdem: grundsätzlich sind die OKs eine gute Sache!
 
@slygirl:

Was den zweiten Teil Deiner Ausführungen angeht, muß ich Dir erheblich widersprechen. Mir sind einige offene Kanäle bekannt, die mit notdürftig zusammengeschusterten "Studios" senden: alte Billig-Pulte, Consumer-Geräte, Kaufhaus-Mikros und (wenn überhaupt) alte und langsame Computer aus dem Windows 95(!)-Zeitalter.

Dem ersten Teil Deiner Ausführung schließe ich mich jedoch uneingeschränkt an.

Dennoch überrascht es mich, mit welch einer Leichtigkeit in offenen Kanälen "moderiert" und gefahren wird. Scheinbar machen sich viele Macher keine Gedanken über eventuelle Zuhörer. Hört denn da wirklich jemand gezielt zu, oder ist es lediglich ein Durchzappen und Hängenbleiben?
 
Zugegeben, gezielt höre ich bei Offenen Kanälen praktisch kaum rein (halt so, wie ich's bei anderen Sendern auch mache), wenn ich reinhöre dann eher weil ich grade "hängenbleibe", was je nach Sender eben auch Glückssache ist. Ein großes Problem ist für mich bei vielen OK's/Freien Radios die mangelnde Möglichkeit sich über das Programm zu informieren. Auf deren Homepages finde ich manchmal nur schwer bis gar keine Programmübersicht. Und simple Programmschemen mit meist wenig aussagekräftigen Titeln, wie sie auch immer wieder zu sehen sind, helfen mir gerade bei einem durchmischten Programm wie sie bei OKs an der Tagesordnung sind auch wenig weiter.

Schade eigentlich, denn oft lieferten gerade diese Sender noch interessante Programme für Einschalthörer. :(
 
SEGEN! WEIL ES DA AUCH SENDUNGEN GIBT, DIE ES BEIM KOMMERZ/GAMMELFUNK NIE GEGEBEN HÄTTE!! :D :D :D
 
Die Sendungen des OK in meiner Region sind manchmal schon echt skurril und anstrengend. Teilweise vermitteln sie auch den Eindruck, dass die Gestalter der Sendungen eigentlich nur für sich selbst und ihr engeres soziales Umfeld senden: Sie spielen ihre eigensinnige Musikauswahl (was ja allerdings verständlich ist), tauschen sich mit Anrufern (die meist persönlich bekannt sind) Insiderwitze aus oder erfüllen die Musikwünsche ihrer Freunde. Andere scheitern, indem sie versuchen, das Mainstreamradio zu kopieren. Ab und zu stosse ich auch mal auf Interessantes, aber das ist wirklich selten und immer zufällig - auch weil ich mich nicht ausreichend informiere. Eine übersichtliche horizontale Programmstruktur wäre schon praktischer. Dennoch: eher Segen als Fluch.

Gibts eigentlich klare Grenzen zwischen OK, NKL und Bürgerfunk? Oder sind die Bezeichnungen beliebig?
 
offene kanäle- segen oder fluch

Grundsätzlich sollte man wohl unterscheiden, zwischen offenen Kanälen und freien Radios. Die Unterschiede sind beträchtlich. Nicht nur das es bei vielen OK´s keine feste Programmstruktur gibt, sondern auch die Qualität was on Air raus geht, lässt oft zu wünschen übrig.
Die offenen Kanäle/ Vernstaltungsrundfunkkanäle sind gerade für freie Radios eher ein Fluch, da sie Frequenzen blockieren.
Letztendlich bleibts aber gleich. Egal ob Offener Kanal oder freies Radio,- beide werden medienpolitisch kurz gehalten,- damit ja nicht die Möglichkeit besteht, dass sich diese Sender neben den privaten wie ÖR Sendern proffilieren können.
Trotzdem wäre es spannend wie viele täglich sich offene Kanäle anhören.
Kennt jemand Zahlen aus seinem Gebiet? In den MA´s werden sie ja nicht erwähnt, aber gezählt werden sie bei den Befragungen ja trotzdem.
 
Segen...

Natürlich sind die Sendungen beim OK, NKL bzw. hier in Niedersachsen bei den Bürgerfunksendern teilweise nicht anzuhören. Auch das Programm einiger Sender ist teilweise verbesserungswürdig, so ist z.B. von 15-16 Uhr eine Oldiesendung On Air und ab 17 Uhr Punkrock und Heavy Metall...
Trotzdem sind solche Sender ein Segen, wo sonst hätte man die Chance zu senden? Und es gibt genug ältere Menschen die auch noch im hohem Alter diesem Hobby nachgehen.

Ausserdem gibt es natürlich wie schon erwähnt im OK, NKL, Bürgerfunk Sendungen die (gottseidank) nicht Mainstream lastig sind! Und das macht eben den OK/NKL und Bürgerfunksender aus. Eben die Programmvielfalt (Kein Mainstream) und regionale Berichterstattung, die es sonst nicht gebe! (Wo sonst erfährt man zum Beispiel die Ergebnisse der Fussball Niedersachsenliga bis hin zur 2. Kreisliga? Vom Internet mal abgesehen...)

Ich sehe das aber auch aus einer anderen Perspektive, der OK, NKL oder Bürgerfunk ist oftmals die erste Anlaufstelle angehender Moderatoren! Ich kenne sehr viele, die bei OK´s angefangen haben zu senden und nun mittlerweile bei großen Sendern arbeiten! Dort kann man die ersten Erfahrungen sammeln und senden.

@ experiment: Im Jahr 2001 wurde das Emnid-Institut damit beauftragt, eine Nutzungs- und Reichweitenanalyse der OK´s und NKL´s zu starten. Auftraggeber war die NLM. Dazu gibt es auch ein Buch, das im Verlag "vistas" erschienen ist.
 
@ experiment:

Die OK/freien Radios/Ausbildungskanäle etc. werden bei der MA nicht gezählt. Die Abfrage der Sender erfolgt gestützt, d.h. dass die empfangbaren Sender mit Interesse an einer "Währung" (für die sie der AG.MA ja auch Geld geben) bereits als Antwortkategorie vorgegeben sind. Es ist also nicht so, dass die Zahlen da sind, nur eben nicht ausgewiesen werden. Meines Wissens geben die Landesmedienanstalten gelegentlich qualitative und/oder quantitative Studien über ihre Schützlinge in Auftrag. Ich meine mich auch an einige Studien zu erinnern, welche Journalistik-/KMW-Studenten im Rahmen ihrer Seminare durchgeführt haben. Aber diese Studien folgen nicht regelmäßig oder zeitnah genug aufeinander, um von verlässlichen Zahlen zu sprechen.


Sei's drum: Das ist den Kollegen wohl auch egal. Sie senden ganz ohne Druck, was ihnen passt. Insofern sind Dudelfunk und der OK sich ergänzende Angebote - ich denke da vor allem an Musiksparten. Da gibt es an vielen Stellen einen festen Hörerstamm, der nicht unbedingt groß sein muss.
Es ist ein bisschen schwierig, die Qualität der Beiträge zu bewerten, da die Regeln bei den OK/Bürgerradios/oder wie die Dinger auch immer regional verschieden heißen mögen etwas andere sind. Man bedenke z.B., dass die Mitarbeiter ehrenamtlich arbeiten und oft keine Ausbildung in die Richtung haben. Ob diese Angebote nun ein Segen sind, mag jeder für sich selbst bewerten. Frequenzverschwendung sind sie keinesfalls. Und eines ist wichtig: Kein Programm dieser Welt kann und muss die Ansprüche ALLER befriedigen.
Im übrigen ist es Quatsch, dass die Radios klein gehalten werden, damit sie sich nicht neben den "Großen" profilieren können, da Publikum und Hörsituationen völlig verschieden sind und sich die Frage danach praktisch gesehen gar nicht stellt.
Was ich allerdings für ziemlich problematisch halte, ist die Tatsache, dass ich beim Durchhören regelmäßig den Eindruck bekomme, versehentlich beim roten Propagandafunk gelandet zu sein. Also politische Ausgewogenheit ist nicht gerade das, was ich beim OK suche.
Viele Grüße
Die Hexe
 
Offene Kanal

Ich finde Sie sehr gut und würde mich freuen, wenn Sie mehr Geld bekommen würden auf den offenen Knaälen können die Radioleute von Morgen Ihren Beruf schon mal üben. Ich finde als Abwechslung es sehr gut mal den Offenen Kanal einzuschlalten. Es gibt sehr viele unterschiedliche gute Sendungen. Ich hoffe das die Politker endlich das Gestz so ändern das es leichter ist einen offenen Kanal zu gründen.
 
FLUCH!
In Hessen bspw. gibt es die NKLs (Nicht kommerzielle Lokalradios).
Meiner Meinung nach führt ein nichtkommerzieller Sendebetrieb zu folgenden schwerwiegenden Nachteilen:

1. Die Programme senden größtenteils am Hörer vorbei (und damit de facto unter Ausschluss der Öffentlichkeit :( ), da für die Macher jeglicher Anreiz fehlt, das Programm am Bedarf der Hörer auszurichten.

2. Hier könnten Arbeitsplätze für Redakteure und Moderatoren entstehen. Stattdessen werden knappe Frequenzen an Amateurfunker vergeben, die kein Mensch hören will. (Ausser ein paar Verwirrten ;) )

3. Was ist eher eine Bereicherung der Rundfunklandschaft? Ein anständig formatierter Lokalsender mit News und Infos aus der Umgebung, die auch gehört werden oder ein Radio xy mit Spassvögeln aus dem Funkkeller, die ihre CD-Sammlung auflegen? Isch weiß es net.

4. Damit man sich sinnvoll im Radio ausprobieren und etwas lernen kann, sollte ein gewisser Mindeststandard an Professionalität vorhanden sein. Fehlt der, wackelt das Ausbildungsargument.
 
@pulp 2004
Eines mal vorneweg. Durch den Wegfall der OK/NKL Frequenzen entstehen keine neuen Arbeitsplätze. Ein Trugschluß, Kollege.

Außerdem ist es einfach ein Faktum das durch die offenen Kanäle viele Ausbildungsplätze gespaart werden. Die privaten Sender können unerschöpflich auf das Potenzial zurückgreifen. Und da auch beim OK/NKL genügend Menschen mit Profilneurosen anwesend sind, bieten diese sich dann oftmals noch wie Sklaven auf dem Arbeitsmarkt an. Hier mal ne Nachtschicht bei einem Privatsender kostenlos oder ein 6 Monatiges Praktikum. Ganz nach dem Motto, vielleicht werde ich ja doch mal übernommen.
Und die Sender sind dankbar, halbwegs ausgebildete Leute zum Dumpingpreis zu bekommen.

Und jetzt nochmal die Frage, - für wen ist es nun ein Fluch oder ein Segen?
 
@experiment
Rede auch nicht vom Wegfall der Frequenzen, sondern von deren kommerzieller Nutzung.
Glaube, dass dies für alle Beteiligten eine bessere Lösung wäre.
Hörer bekommen ein akzeptables Lokalprogramm
Werbetreibende können lokal Werbung schalten (ohne Streuverlust)
Macher und Veranstalter werden sicher nicht reich, können aber mit einem gut gemachten Programm Geld verdienen.
 
Zu dumm nur, - das ordentlich produzierte Lokalsender wirklich Geld kosten. Auch dürfte bekannt sein das gerade der lokale werbemarkt ein sehr schwieriges Feld ist. Das beweisen die vorhandenen Radiosender und die mehr als grottigen Stadt-TV-Stationen.
 
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