postit
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Für die Sprachphilosophen: Fundstück aus dem heutigen Abendblatt.
Viel Spaß!
Grüßle postit
"Ich bin das Schaschlik . . .
. . . und er ist die Pommes!" Wie die deutsche Sprache verludert
Von Peter Schmachthagen
Hamburg - Während wir uns bei der Rechtschreibung auf dem Weg zurück zur klassischen Schreibweise befinden, entfernt sich die Sprache immer mehr vom klassischen Deutsch. Denn Sprache kommt von sprechen, und gesprochen, gesungen und geworben wird hauptsächlich in Denglisch, so dass die Reste des deutschen Wortschatzes und der deutschen Grammatik immer mehr verludern.
Ein normaler Werbeblock im Fernsehen ersetzt den Englisch-Unterricht - oder stört ihn, falls Werbebotschaften falsch übersetzt werden wie "Powered by emotion" (SAT.1) als "Kraft durch Freude" oder "Come in and find out" (Douglas) als "Komm rein und finde den Ausgang".
Einige deutsche Laute hört man hingegen noch in Irmas Frittenbude unten am Hafen, die sich als zähe Sprachinsel, wenn auch mit eigenwilliger Grammatik, behauptet. Im Internet wurde dieser Dialekt jetzt als MP3-Datei verbreitet und erhielt einen Namen: Imbissdeutsch.
Da es im Deutschen ohne Regeln nicht geht, bekam natürlich auch das Imbissdeutsch sein Regelwerk.
Regel 1: Der Plural ist abgeschafft. Der stört nur: "Zwei Bratwurst, bitte!" Oder dieses stilistische Meisterwerk: "Mach mich einmal zwei halbe Hahn!"
Regel 2: Die Vielfalt von Genus und Kasus hat zwischen ranzigem Fett nichts zu suchen. Ein universelles den tut es auch. Bei dieser Gelegenheit lässt sich zudem der Akkusativ einkassieren, nachdem der Dativ bisher nur dem Genitiv sein schlimmster Feind war: "Kommt auf den Pommes noch was drauf?"
Regel 3: Es geht auch ohne Substantive: "Hier kam noch zweimal ohne!" Wir haben überhaupt zu viele Wörter. Besonders Hauptwörter sind verdächtig. Die kann man anfassen, und man weiß ja nie, wo man dann reinfasst.
Regel 4: "Wollen Sie die Thüringer?" Warum so kompliziert? Kürze ab und sage nicht, was du willst, sondern was du bist! "Nein, ich bin das Schaschlik, und er ist die Pommes!" "Aber Pils seid ihr beide, nicht?" "Genau!"
erschienen am 8. September 2004 in Kultur / Medien
Viel Spaß!
Grüßle postit
"Ich bin das Schaschlik . . .
. . . und er ist die Pommes!" Wie die deutsche Sprache verludert
Von Peter Schmachthagen
Hamburg - Während wir uns bei der Rechtschreibung auf dem Weg zurück zur klassischen Schreibweise befinden, entfernt sich die Sprache immer mehr vom klassischen Deutsch. Denn Sprache kommt von sprechen, und gesprochen, gesungen und geworben wird hauptsächlich in Denglisch, so dass die Reste des deutschen Wortschatzes und der deutschen Grammatik immer mehr verludern.
Ein normaler Werbeblock im Fernsehen ersetzt den Englisch-Unterricht - oder stört ihn, falls Werbebotschaften falsch übersetzt werden wie "Powered by emotion" (SAT.1) als "Kraft durch Freude" oder "Come in and find out" (Douglas) als "Komm rein und finde den Ausgang".
Einige deutsche Laute hört man hingegen noch in Irmas Frittenbude unten am Hafen, die sich als zähe Sprachinsel, wenn auch mit eigenwilliger Grammatik, behauptet. Im Internet wurde dieser Dialekt jetzt als MP3-Datei verbreitet und erhielt einen Namen: Imbissdeutsch.
Da es im Deutschen ohne Regeln nicht geht, bekam natürlich auch das Imbissdeutsch sein Regelwerk.
Regel 1: Der Plural ist abgeschafft. Der stört nur: "Zwei Bratwurst, bitte!" Oder dieses stilistische Meisterwerk: "Mach mich einmal zwei halbe Hahn!"
Regel 2: Die Vielfalt von Genus und Kasus hat zwischen ranzigem Fett nichts zu suchen. Ein universelles den tut es auch. Bei dieser Gelegenheit lässt sich zudem der Akkusativ einkassieren, nachdem der Dativ bisher nur dem Genitiv sein schlimmster Feind war: "Kommt auf den Pommes noch was drauf?"
Regel 3: Es geht auch ohne Substantive: "Hier kam noch zweimal ohne!" Wir haben überhaupt zu viele Wörter. Besonders Hauptwörter sind verdächtig. Die kann man anfassen, und man weiß ja nie, wo man dann reinfasst.
Regel 4: "Wollen Sie die Thüringer?" Warum so kompliziert? Kürze ab und sage nicht, was du willst, sondern was du bist! "Nein, ich bin das Schaschlik, und er ist die Pommes!" "Aber Pils seid ihr beide, nicht?" "Genau!"
erschienen am 8. September 2004 in Kultur / Medien