AW: Pegelunterschiede im analogen Kabelnetz
Bei via Satellit (analog, ADR oder DVB-S) zugeführten Radioprogrammen erfolgt die Stereomultiplexbildung und FM-Modulation erst beim Kabelnetzbetreiber. Ihm obliegt dabei auch die korrekte Pegelung. Die Umsetzer erlauben üblicherweise einen Spielraum von etwa 12 dB bei der Pegelanpassung. Man muß das halt nur machen.
Schaut man sich die Aussteuerung der deutschen ÖR-Programme via DVB-S an, dann tun sich da im Spitzenpegel Unterschiede von bis knapp 10 dB auf. Einslive und SWR 3 laufen am Anschlag, die MDR-Programme halten sich auch auf der DVB-S-Strecke an die ARD-Aussteuerrichtlinie mit -9 dBfs Spitzenpegel gemessen mit 10 ms Integrationszeit. Auch beim heimischen Satreceiver ist also zwischen "ganz leise" und "brüllend laut" alles möglich, zumal die hoch ausgesteuerten Programme auch noch die komprimierten sind, die ohnehin viel lauter wirken. Hier wäre der Kabelnetzbetreiber gefragt, unter Wahrung von Spitzenhub und Multiplexleistung auf annähernd gleiche Lautheit einzupegeln. Er wird dies nicht tun, er hat vermutlich nichtmal ein entsprechendes Meßgerät (auch KDG vermutlich nicht).
Dazu kommt noch etwas: einige der ARD-Wellen laufen auf DVB-S (zum Glück) ohne UKW-Aufbereitung und mit vollem Frequenzgang. Das ist super für den Hörer im Wohnzimmer, dessen DVB-Receiver damit einem CD-Player nahekommt. Das ist aber ganz schlecht für die Wiederumsetzung auf UKW in einer Kabelkopfstation. Hier müßte genaugenommen ein UKW-Processing dazwischen, und sei es das Beschneiden auf 15 kHz und anschließend ein Transientenlimiter sowie bei U-Musik-Wellen eine MPX-Leistungs-Überwachung. Es geht ja nicht darum, am Sound zu basteln, sondern darum, eine Übermodulation mit Störgefahr für das Programm selbst (Verzerrungen durch die ZF-Filter im Empfänger) als auch benachbarter Programme im Kabel zu verhindern.
UKW-Radio ist das Stiefkind der Kabelnetze, KDG hat in ihrem TV-Playout z.B. Levelling von Jünger (C8000) drin. Aber für Radio? Einen Jünger
d07 für jedes von Sat umgesetzte UKW-Programm wird kein Netzbetreiber vorrätig halten und einschleifbar wären solche Geräte auch nicht, das sehen die gängigen Umsetzerkassetten nicht vor. Die aktuellsten (Astro
Octopus) laufen komplett digital, da geistert nirgenwo eine analoge Tonfrequenz herum. Es geht von DVB-S über den MUSICAM-Stream auf PCM und gleich weiter in einen digitalen Stereocoder, einen digitalen MPX-Generator und vermutlich gibt es auch keinen kleinen "UKW-Sender" am Ausgang, sondern einen vermutlich recht groben, aber sehr schnellen DA-Wandler, den ein komplettes berechnetes UKW-Spektrum verläßt. Die autarken 19"-Umsetzer von
Profline für Großnetze haben offenbar eine MPX-Leistungs-Kontrolle an Bord. Wie die sich klanglich auswirkt, weiß ich nicht.
Das Auspegeln solcher HiFi-Programme ist ungleich schwieriger, aber prinzipiell möglich, da MPX-leistungsmäßig dank fehlender Kompression kaum Gefahr zu befürchten ist. Wenn aber alle Kabelnetzbetreiber so kompetent und interessiert sind wie ich es z.B. von den Berliner KDG-Leuten kenne, wundert mich nicht, daß da alles Kraut und Rüben ist.