AW: Radio-Equipment in den 80er Jahren
Hallo!
Sorry für die kleine Verspätung. Ich hatte am WE keine Zeit.
Schaue dir die Beschreibung eines guten AD Wandlers an:
http://www.burlaudio.com/products/b2-bomber-adc
Das Teil ist sicher geil. Ich bekomme aber heftige Bauchschmerzen, wenn ich auf dieser Website lesen muß, daß dieser ADC einen Klang haben soll. Generationen von Technikern basteln daran, daß ein ADC möglichst keinen Klang hat - und hier wird der Klang sogar zur Endlösung hochstilisiert.
Vollkommen allergisch reagiere ich aber, wenn ich mir die Seite für diesen Micro-Preamp ansehe. Dort erfahre ich praktisch nur, daß dieser Verstärker eine Verstärkung von +70dB bringt. Das können andere Preampss auch. Die Frage ist nur, ob das Ding bei dieser Verstärkung als Verstärker oder besser als Rauschgenerator zu gebrauchen ist. Eine Antwort darauf, bleibt mir der Hersteller schuldig. Warum eigentlich? Hat er es nicht "nötig", mich zu informieren?
Ich habe jetzt keine Zeit hier zu erklären, warum diese tiefen Bit-Raten und hohen Taktfrequenzen für beste Produktionsergebnisse von Nöten sind...
Mußt du auch nicht, denn es gibt gute Gründe dafür. Heute ist es ja auch kein technisches Problem mehr, mit hohen Abtastraten und Bittiefen zu arbeiten.
Wenn ich also eine CD produzieren will, spricht wirklich nichts dagegen, die ganze Produktion komplett mit 176,4 kHz und in 24 Bit-Auflösung zu machen. Intern rechnet ein "Soundeditor" sowieso zumindest mit SINGLE - Genauigkeit. Seit dem Intel Pentium (Einführung im Jahre 1993, wenn ich mich nicht irre), kann man intern (im Soundeditor) auch gleich mit DOUBLE-Genauigkeit (8 Byte im Speicher) rechnen, ohne sich damit "Strafzeiten" wegen des Speicherzugriffs einzuhandeln. Eine Fließkomma-Multiplikation (in Assembler: FMUL) ist mit einem (uralt)Pentium in 1-3 Maschinentakten erledigt, eine Division (FDIV) in 39 Takten. Die Anzahl der Takte für aktuelle Prozessoren müßte man nachschauen. Das kann man sich aber eigentlich sparen, da die Taktfrequenzen der Prozessoren heute sowieso im Giga-Hertz Bereich liegen.
Der "Sinn" dieser "wüsten Rechnerei" ist aber einleuchtend. Der Rechner (PC) ist damit nicht mehr das qualitätsmindernde Glied in der Produktionskette: Die (Rundungs)Fehler während der Produktion (Effekte, Limiter, Kompressoren - whatever) sind so gering, daß sie nach dem Downsampling und Mastering auf 44,1kHz/16 Bit praktisch unter den Tisch fallen.
Würde ich meine CD-Produktion "nur" mit 44,1kHz/16 Bit machen (Analoge Quellen werden nur mit 16Bit quantisiert, intern wird aber trotzdem mit SINGLE gerechnet), würde ich mir theoretisch natürlich mehr "Fehler" einhandeln. Ob man den Unterschied auf der CD hört, hören kann, kann ich nicht einschätzen. "Dithering" - zur Maskierung des Rauschens durch Rauschen - gibt es aber nicht nur aus "Spaß".
Jedenfalls: Wenn aus einem Tonstudio eine 24bit Datei kommt, dann kannst Du dir sicher sein, dass es auch eine echte 24bit Datei ist. Wir wissen schon sehr genau, was wir tun.
Das mag sein, aber auch "ihr" (Profis?) könnt die Physik nicht austricksen. Sobald in einer Audio-Produktion auch nur ein einziges analoges Signal (Gesang, Schlagzeug, Gitarre...) verarbeitet wird, werden die unteren Bits einer "echten 24-Bit Datei" nur noch aus Rauschen bestehen: Du weißt ja, jeder real existierende Widerstand rauscht. Und Achtung - mit zunehmender Bandbreite (Aufgemerkt: hohe Samplefrequenz!!!!) steigt auch der Rauschpegel!
Bitte such dir einen Widerstand, eine Temperatur und Bandbreite aus:
http://www.sengpielaudio.com/Rechner-rauschen.htm
Mit der heutigen Technik sind wir praktisch schon an der physikalischen Grenze angekommen. Vielleicht "gehen" in Zukunft noch ein paar Dezibel mehr Rauschabstand. Aber "viel mehr" wird in Zukunft nicht mehr "kommen", weil es physikalisch einfach nicht geht! Keine Ahnung, was sich die Industrie dann noch einfallen läßt (Heliumgekühlte Amps und Chips wie in der Radioastronomie), um uns neue Produkte aufzuschwatzen. Ich mach da jedenfalls nicht mit...
Grüßle High-End-Zwerg
PS: Ähhmm - hätte ich beinahe vergessen: Wer hier im Thread überhaupt mitreden und uns den Höreindruck seiner "Holzohren" mitteilen will, sollte wenigstens einen "anständigen" Kopfhörerverstärker benutzen.
Um "highendige" Kompetenz zu zeigen, benötigt man definitiv einen Röhrenverstärker. Dafür kann man echt viel Geld aus dem Fenster werfen.
Mein Tip: Ein "High-End" Kopfhörerverstärker, überaus "stylish" und für den Amateur absolut nachbausicher. So ein Ding wird garantiert voll der "Kracher" auf der nächsten Party:
http://www.b-kainka.de/bastel72.htm
Physik rockt...