AW: Radio Hamburg schmeißt 80er aus dem Programm
Ach was bin ich doch froh, daß ich von 1976/78 bis 2005 ein unbedeutender bundesweit agierender DJ "für alles" sein durfte und nicht zum Radio ging.
Auch ich mußte natürlich hin und wieder meine "Seele" verkaufen und z.B. 15% NDW, 10% Black, 20% Ballermann-Party, 15% Dance & Charts, 10% deutsche Schlager, 20% Oldies der 70- und 80er spielen. Nunja, der gute Mann, hat nach einstmals 6 Läden jetzt nur noch 3, aber OK. Glücklicherweise konnte (und kann eigentlich noch immer) ich mir meine Auftraggeber aussuchen.
"Abgrenzung" - wenn ich das in dieser schnelllebigen Zeit schon höre!
Gerade die Flexibilität in der Musikauswahl, Repertoirekenntnis sind für manche (nicht unbedeutende) Auftraggeber ein entscheidendes Argument pro condor-pitty gewesen.
Andere Auftraggeber suchen ihr Heil immer noch in der Expansion in einem heikel umkämpften Terrain. Setzen auf Jugend, vergessen die Struktur der Bevölkerung, inkl. des Ausländeranteils und vor allem die Einkommenssituation. Viele meiner Kollegen wollen dann auch selbst den "grossen Zampano" als Besitzer/Betreiber geben, um selbst nicht mehr "hinterm Pult" stehen zu müssen... Viel Glück! Die Menge des zum Ausgeben zur Verfügung stehenden Geldes (der Zielgruppen) wird nicht mehr!
Egal, soll jeder seine Erfahrungen machen - und das gilt eben auch für das Radio!
Meine Erfahrung besagt jedoch, daß ein 17jähriger mit der Original-Fassung von "Daddy Cool" möglicherweise mehr zu begeistern ist,
als mit den Vinylshakerz. Ebenso will die "unbefriedigte 40jährige" mal zu "My Name is Not Susan" so richtig abhotten. Der Beispiele gäbe es viele.
Damit ist gemeint, das Zielpublikum ist noch nie so inhomogen gewesen wie derzeit. Um deshalb erfolgreich zu sein, braucht man Leute mit Know-How, Repertoirekenntnis und positivem Selbstbewusstsein, ja auch Durchsetzungsvermögen, wenn mal etwas im ersten Anlauf nicht so gut läuft.
Und genau dieses scheint mir bei den "Entscheidungsträgern" mehr und mehr abhanden zu kommen und gegen Einflüsterungen von
eigentlich von diesem Metier nicht wirklich etwas verstehenden Finanz- und Marketingberatern eingetauscht zu werden.
Die Ergebnisse sind hör- und sichtbar! Schade eigentlich.
Aber ich hatte all die Jahre meinen Spass, habe ihn weitergegeben, dafür keine richtige Rente (wegen der bescheidenen Bezahlung) usw. ...
Den Neuen kann ich nur zurufen: Viel Erfolg bei der Umsetzung eurer Träume!