Das sehe ich ebenfalls nicht so.
Es ist allenfalls so, dass sich immer weniger Hörer überhaupt dem Medium so weit vertrauensvoll hingeben, dass sie sich "spannen" ließen. Es gibt seit zwei Jahrzehnten ein deutliches Gefälle in der grundsätzlichen Bereitschaft der Funkhäuser, echte Hinhörmomente zu schaffen, die die Hörer tatsächlich, und nicht nur deren Geldbeutel ergreifen.
Naturgemäß beschützen die letzten paar Hanseln mit eigenem Grips und Willen ihre paar Kröten und lassen sich vom aufgezwungenen Konsum und dem, was sie geil zu finden haben, nicht einfach plätten. Aber das Konzept der Diversion ging auf.
Aber auch die einigermaßen Ferngelenkten haben ihre schwachen Momente. Das ist mir in manchem Gespräch aufgefallen. Man kann sie sogar für Nachrichten begeistern, wenn man ihnen erklärt, wie die Verdummungsmaschine funktioniert, die andere "Presse- und Informationsfreiheit" nennen.
Es ist doch klar, dass sich keiner mehr Nachrichten anhören will, wenn die selben Grundmeldungen über Wochen, Monate oder gar Jahre hinweg zu Feinststaub gemahlen aus den Gebetsmühlen wehen. Ich kann doch nicht mal mehr als Sprecher einigermaßen wertungsfrei die tausendundwievielte Meldung über die Eurokrise breittröten, wenn ich doch ganz genau weiß, dass ich meine Hörer bescheiße. Aber die Agenturen (wieder eine pleite) schieben eine Meldung nach der anderen über Systemrelevanzen platter Banken und Staaten und darüber, dass der Steuerzahler für all das natürlich nicht aufkommen muss. Dazu noch zwei OTöne: Einmal Schäuble und einmal Merkel oder einen von diesem Oberverräter des Berufstandes der Journalisten, Seibert... Da hat es sich für alle - Hörer und Macher - erledigt mit Nachrichten!
Hinzu kommt dann noch die Verschärfung der Situation aus der Erkenntnis heraus, dass Nachrichten ja ohnehin ein Abschaltfaktor seien: Zwangsverjüngung in jeder Hinsicht. Inhaltlich verjüngen wir die Meldungen bis fast auf deren eigene Headlines. Das hat zur Folge, dass die Hörer bestenfalls noch mit einer nackten Tatsache beschossen werden, ohne sie aber einordnen zu können.
Damit sie dem Moment nicht aber gleich gar nicht erst ausgesetzt werden, rasseln wir auch noch die Nachrichten (bzw. vielmehr Schlagzeilen) runter wie die Hammel, weil wir so gecoached sind, dass wir uns stets fühlen, als stünde jmd. mit einem MG im Anschlag hinter uns, der gnadenlos abdrückt, wenn wir auch nur eine Silbe zuwenig pro Minute ins Mikrofon bringen.
Das nennen wir das "jung und dynamisch" und als letzte Krönung der Verjüngung lassen wir den ganzen Scheiß von Kiddies "sprechen", damit sich selbst Nachrichten so anhören wie der Morgenkreis in der KiTa.
Wer bitte soll denn da zuhören, selbst wenn er es wollte?
Das alles ist höchst professionell! Zumindest offiziell.
Daher war das hier auch die einzig richtige Reaktion:
Gut, ich ziehe das Adjektiv 'professionell' zurück.
"Professionell" heißt eben oft nicht mehr und nicht weniger, als dass jemand Sch...eibenkleister zu Geld macht.