Das Problem ist, dass Kinder das ganz anders wahr nehmen.
Ich bin wahnsinnig Musik und Medieninteressiert, mein 9 jähriger Sohn gar nicht. Der konsumiert halt. Er liebt Fernsehen und Videospiele, aber der Hintergrund und die Technik sind ihm doch egal.
Wenn der Film oder die Serie packend ist, dann schaut er sie, ebenso ist es mit Spielen. Ob das dann von 1960 oder neu ist, oder auf welchem Sender das läuft und welchen pädagogischen Anspruch das hat, ist ihm eigentlich ziemlich egal.
Mit so öffentlich-rechtlichen Sachen kann man ihn meist jagen, wobei ich leider auch sagen muss, dass Sachen wie Löwenzahn stark an Anspruch verloren haben und das Meiste im KiKa echt so billig produzierter Animationsmüll ist, dann lieber doch die Privaten, da kommen vielleicht nicht die pädagogisch wertvolleren Inhalte, dafür aber die unterhaltenderen.
Als Kind mochte ich auch lieber Nickelodeon als den Kinderkanal. Da liefen eh immer nur die alten Tschechischen Filme und Serien, viel von der DEFA und jede Menge so Akademiker-Eltern-Fernsehen, wo man das Gefühl hat das guckt das Kind nicht, weil es da wirklich Bock drauf hat, sondern weils halt nix Anderes gibt.
Ich kenne das Problem aus meiner eigenen Kindheit:
Da gab es in den Sommerferien immer das Ferienfieber im ZDF von 9 bis 11 und das beinhaltete immer einen Spielfilm, das war sehr oft ein Film aus der UDSSR oder von der DEFA.
Es gibt wirklich tolle Ostfilme, hab ich auch genossen, auch wenn das damals schon ne ganze Weile her war. Und natürlich sind Sachen wie Luzie der Schrecken der Straße oder der fliegende Ferdinand tolle Serien, aber Märchen fand ich schon immer doof und so Ostsachen haben einen ganz anderen Anspruch, die wirken oft wie ein Arthouse Film und das ist für Kinder nunmal echt öde.
Ich hab auch total gerne Hallo Spencer, die Maus, Sesamstrasse, die Sachen ausm Disney Club oder Alfred J Kwak oder im Kinderprogramm bei 1 Plus Fury oder Es war einmal... und Janoschs Traumstundd geschaut.
Als es das alte Tele 5 noch gab, kamen da total viele Schrottserien, aber vor Allem die hab ich gern geschaut, weils für mich immer was besonderes, denn ich konnte das zuhause anfangs nicht sehen.
Wenn ich das jetzt so analyisiere, habe ich als Kind viel Mist geschaut: He Man, Saber Rider, Marshall Brave Starr, bei Nickelodeon Ren und Stimpy und Rocko‘s Modernes Leben, aber auch die hatten tolle Serien mit pädagogischem Wert: Doug, Hey Arnold, Pete & Pete, die ich ebenfalls gerne gesehen habe.
Aber mit dem Kinderradio ist das halt ähnlich. Als ich Kind war, war das Kinderprogramm bei hr2 und in den Kulturradios für mich doch irgendwie total Weird, hab’s zwar immer mal wieder angehört aber meistens war das total lahm. Sowas, was Pädagogen dann für anspruchsvoll und wertvoll halten und womit Kinder aber nix anfangen können.
Das ist was für Eltern, die ihre Kinder vom bösen Mainstream fern halten wollen und die dann einfach nix anderes dürfen als unbehandeltes Holzspielzeug.
Mein Kind entwickelt sich von allein. Ich zeige ihm Sachen von früher oder die ich durch Zufall entdeckt habe, wo ich denke das könnte ihm gefallen. Wenn’s mal nicht so ist, dann schauen wir halt was anderes. Aber man hat keinen Einfluss darauf, was er aus dem Kindergarten oder der Schule mitbringt und was ihn dann ganz besonders interessiert.
Ich hab ihm jetzt gezeigt wie man netflix bedient. Wenn ich Urlaub habe oder er am Wochenende hier schläft (er lebt bei seiner Mutter), möchte ich ausschlafen und er darf dann bis dahin fern sehen, wenn er früher wach ist.
Bevor er seine medienzeit verplempert mit irgendwas, was er nicht sehen will, weil nix gutes läuft ist es mir lieber, er schaut das, was er auch wirklich mag.
Meistens ist das halt Pokemon oder Dragons und wenn ich dann einen Gegenvorschlag mache ist er nicht so begeistert. Was bringt’s ihm was aufzuzwingen? Er soll seine Medienzeit ja nicht absitzen sondern für ihn sinnvoll nutzen.
Und mit Audio ist das genau so. Ich habe ihm immer mal wieder alte Hörspiele von mir gezeigt, die hat er auch gut angenommen, vor Allem hört er 3 Fragezeichen und da eben auch Dragons auf Spotify. Wenn er handyfreie Zone hat (z.B. Zum einschlafen), gebe ich ihm einen Walkman und er kann Cassetten hören, was er auch echt annimmt. Auf die Weise lernt er auch mit alten Medien umzugehen.
Aber auch wenn ich ihm versuche viel zu zeigen, was Medien angeht hat er seine 2 oder 3 Lieblinge mit denen er die meiste Zeit verbringt.
Musik hört er von sich aus gar nicht. Wenn wir im Auto sitzen läuft halt das, was ich höre, oder ich mache mal unbemerkt Rolf Zuckowski an oder was Anderes für Kinder, oder wenn er grad malt, sich mit sich selbst beschäftigt lege ich mal eine Platte mit Klassikern auf (vorgestern saß er bei mir auf dem Sofa und war beschäftigt mit seinen Ninjago Karten, da hab ich Billy Joel mit Pearl Spring Harbour aufgelegt.
Bei der Mutter läuft nur FFH, ich zwinge ihm aber auch nichts auf.
Am Sonntag habe ich das Computerspiel „Trüberbrook“ gekauft, vorher habe ich ihm den Trailer gezeigt und wir haben das dann gemeinsam gespielt. Das hat Spaß gemacht.
Und das soll keinesfalls heißen, dass der Junge bei uns nur vorm Fernseher oder Videospiel hockt.
Wir unternehmen viel mit ihm, gehen raus und seine Medienzeiten sind begrenzt. Wenn mal so ein Event ist wie Trüberbrook nehme ich mir bei schlechtem Wetter auch mal mehrere Stunden Zeit und zocke durch mit ihm aber das sind absolute Ausnahmen. Sonst geht’s auch bei uns auf den Spielplatz, mit anderen Kindern treffen, Fahrrad fahren usw.
Aber das zeigt mir halt, dass die Einschätzungen hier stimmen. Radio Teddy ist bloß noch ein Alibi, Kinder an den Dudelfunk zu gewöhnen, aber man kann auch Niemanden dazu zwingen, sich für Musik zu interessieren.
Die Meisten hören als Erwachsene nunmal Dudelfunk, was daran liegt, dass sie sich nicht für Musik interessieren.
Ich bin auch davon überzeugt, dass das schon immer so war. Die große Stereoanlage in den 70er und 80er Jahren war nur wichtig, weil es eben kein Internet und die Masse an technischen Freizeitaktivitäten gab, wie heute.
Bei wie vielen HiFi Interessierten von früher ist die Anlage verbannt und wird heute über die Lautsprecher vom Fernseher oder das Küchenradio gehört?
Wenn Jemand Musikinteressiert ist, fängt er irgendwann von ganz allein an sich damit zu beschäftigen und dann hat mein Sohn Spotify und kann selbst raus finden, was er gern hört und wenn nicht hört er eben gar nix oder das was Alle hören, auch wenn mir das nicht schmeckt, aber ich zwinge ihn zu nix. Z.B. Kann ich auch mit Pokemon Go nix anfangen, aber er liebt das. Warum sollte ich also nicht mit ihm auf Raids gehen oder mit ihm rum laufen und Pokemon jagen? Wenn ihn das glücklich macht und seine schulischen Leistungen nicht darunter leiden, alles seine Grenzen hat und er so unkompliziert und lieb bleibt wie er ist, bin ich zufrieden
Teddy fand ich auch ne Zeit lang mal gut. Vor Allem im Abendprogramm lief nur deutsche Musik und auch mal ein Klassiker dazwischen, da kam auch mal Ruben Cossani und kleinere Alternative Bands. Jetzt ist das Programm sehr abgeflacht, aber das ist nunmal Privatradio, auch das richtet sich nach Zahlen und wenn die Masse es so will ist es vielleicht traurig, aber dann muss man sich eben so ausrichten.
LG Tobi