Hallo!
Ich habe diese (und auch noch eine andere) Formulierung in meinem Posting so "verallgemeinert" verwendet, um nicht "persönlich" zu werden und um mein Posting abzukürzen! Das ist mir echt schwergefallen - gerade um kurz nach Mitternacht. Ich bin bekanntlich nicht zimperlich. Mein Posting würde heute aber nicht mehr dort stehen, wenn ich mich zu persönlichen Angriffen hätte hinreißen lassen.
Und selbstverständlich gibt es im ÖR-Rundfunk auch sehr viele, sehr anständige Leute! Klartext: Leute mit Bodenhaftung und Realitätssinn! Insofern bitte ich dich wegen meiner Verallgemeinerung um Enschuldigung, Ralle!
Aber...
Bei den ÖR läuft einiges schief, gerade was die Gehälter und Pensionen betrifft. Nicht ohne Grund spricht man vom "Beamtenfunk" - unser verehrter und immer verbitterter Lemmer spricht auch gern von den "Staatsfunkern". Ihr könnt ja gern mal nachschauen, wieviel Geld allein für die Pensionen Jahr für Jahr draufgeht. Die Zahlen von Frau Piel (WDR/Ex-ARD Vorsitzende) geisterten ja gerade vor ein paar Wochen im Blätterwald rum - Ansprüche im Millionenbereich. Das ist aber nur eine Seite.
Es gibt noch zwei andere Seiten. Ja, zwei Seiten - richtig gelesen!
Seite 2)
Die KEF mahnt bekanntlich Einsparungen bei ARF/ZDF an, was letztendlich auf Stellenabbau hinausläuft. Nehmen wir jetzt einfach ein aktuelles Beispiel:
http://www.dwdl.de/nachrichten/39247/zdfmitarbeiter_planen_demo_gegen_stellenabbau/
Klartext: Das ZDF muß 400 (feste) Stellen streichen, um in 3 Jahren (bis 2016) 75 Millionen € einzusparen - 25 Mio € pro Jahr. Ich komme bei 400 Stellen im Schnitt also auf 62500€ brutto pro Jahr und Mitarbeiter. Das sind pro Mitarbeiter und pro Monat - im Schnitt - also rund 5200 € brutto..
Pi mal Daumen bekommt also ein "Durchschnitts-ZDF-Single ohne Kinder" (ich ziehe einfach die Hälfte ab) beim ZDF etwa 2600 € "auf die Kralle". Viel weniger wird es nicht sein, auch wenn man einige "Spitzenverdiener" bei diesen 400 Stellen abzieht. Man jammert auf hohem Niveau... Aber ist damit "Unabhängigkeit" und "Staatsferne" garantiert? Das sehe ich nicht.
Diese Kohle muß man "in der freien Wirtschaft" aber erstmal bekommen! Ich rede nicht vom "Metalltarif" in BaWü oder Bayern, Volkswagen, BMW, Audi oder Porsche! Das ist eine völlig andere Liga. Ich rede aber auch nicht von der Frisöse, die mit nicht einmal 1000 Euro nach Hause gehen würde, wenn sie nicht noch Trinkgeld bekommen würde.
Seite 3)
Um den "öffentlich-rechtlichen Gehaltsstandard" - trotz der KEF-Vorgaben - für einen "harten Kern" der ÖR-Mitarbeiter einer Anstalt halten zu können, wird "outgesourced". Billigere (Aha!) private Firmen werden für Produktionen beauftragt. Die machen das nicht schlechter, kosten aber weniger, als wenn man die "eigenen Leute" beauftragen würde. Diese "Einsparungen" bekommen also die Kameraleute, Tontechniker... zu spüren - sie werden nicht mehr gebraucht und sind beim Stellenabbau sicher die Ersten, die gehen müssen... Der Wasserkopf bleibt im Sessel sitzen. Wetten, daß...?
Dann hätten wir noch die billiger arbeitenden "festen Freien", die im Krankheitsfall (ich persönlich kenne keinen Freien, der freiwillig "krankmacht"!) die ersten drei Krankheitstage selbst bezahlen müssen. Das übernimmt nicht der Arbeitgeber - sprich die Anstalt.
Und wer steckt sich das gesparte Geld ein? Wenn sich keiner findet, dann könnte man ja die "Haushaltsgebühr" senken. Oder etwa nicht?
Das ist Kapitalismus in Aktion. Und ich sehe durchaus Tendenzen zu einem "Staat im Staat" - einem Selbstbedienungsladen der ÖR-Mächtigen (mit Grundversorgung hat das Ganze ja schon lange nichts mehr zu tun) - praktisch wird das gesamte ÖR-Rundfunksystem immer teurer, denn die Politik braucht die ÖR zur Selbstdarstellung zur besten Sendezeit. Kein Politiker wird es also heute riskieren, sich mit den ÖR ernsthaft anzulegen. Aber es wachsen junge Generationen heran, die die "Tagesschau"nicht unbedingt als "must have" bezeichnen. Die Bedeutung der ÖR - und auch die Bereitschaft dafür zu zahlen - nimmt also tendenziell ab. Irgendwann will der Politiker X wiedergewählt werden. Die ÖR müßen also aufpassen, daß die Politik sie nicht einfach - wie eine heiße Kartoffel - fallen lässt.
Grüßle