Passt natürlich sowohl in den Cosmo-Thread als auch hier rein:
Süß.
Zitat aus
Sollte der öffentlich-rechtliche Radiosender Cosmo in Berlin seine reichweitenstarke, aber teure Frequenz eintauschen? Ein privater Hörfunkbetreiber bringt diese Debatte nun ins Spiel. Außerdem: Weggefährten sprechen über Boris Becker.
www.dwdl.de
Bei einer Sendeleistung von 80 kW schätzen Wagner und Dunk die Betriebskosten auf rund 130.000 Euro pro Jahr, obwohl der Sender nur wenige Hörerinnen und Hörer erreicht.
Ich bin kein Cosmo-Freund (das ist einfach ein Programm, das mit Berlin nichts zu tun hat), aber die Logik, dass Massenprogramme höhere Sendeleistung rechtfertigen als Minderheitenprogramme, ist auch so richtig schön... widerlich. Wendete man das durchgehend an, müssten die Kulturwellen auf Mini-Zünder gesetzt werden (was der hr ja schon vor genau 10 Jahren
eindrucksvoll vorgeführt hat, man hat diese Denke und diese Selbstverständlichkeit der Verachtung von kulturell interessierten Menschen also auch in der ARD längst verinnerlicht). Da auf Mini-Zündern natürlich noch weniger Menschen erreicht werden, könnte man dann auf Mini-Mini-Zünder wechseln. Oder gleich den Kulturmenschen sagen, sie mögen bitte unter sich bleiben und nicht den auf Massenwirksamkeit getrimmten Rundfunk und seine Finanzen belasten.
Schauen wir doch mal technisch genauer hin, was die Cosmo-Frequenz in Berlin betrifft:
Bei 3:40 blicken wir in den Sender"saal" am Scholzplatz. Links stehen die neuen UKW-Sender von Ecreso, im Fachjargon "Pizzaofen" genannt, ursprünglich wegen der Bauform mit den Endstufen-Einschüben, inzwischen vielleicht auch aus einem anderen Grund (nach "schön heiß" kommt bei der Pizza ja auch "Rand verkohlt").
Bei 3:42 liegen zwei solche Einschübe links auf dem Tisch.
Bei 4:02 haben wir die Sender. Ganz links der Reservesender (4+1), ganz rechts ist der von Cosmo.
Bei 4:35 blicken wir auf das offenbar schief eingebaute Display des Senders vom Kulturradio. Die abgegebene Sender-Leistung steht im Display: 10 kW. Daraus werden nach Filtern, Weichen und Leitungen dann dank des Gewinns der Antennenanlage 80 kW ERP. Also Faktor 8 entsprechend 9 dB über-alles-Gewinn.
Cosmo fährt auch mit 80 kW ERP und liegt frequenzmäßig nicht allzu weit weg vom Kulturradio. Damit kann man eine gewisse Linearität unterstellen, also ähnlichen Gesamtgewinn bei Cosmo wie bei RBB Kultur. Die Programme kommen nämlich auch noch von der gleichen rundstrahlenden Antennenanlage.
Also schiebt man bei Cosmo auch ungefähr 10 kW ERP raus aus dem Sender - es sei denn, man nutzt beim rbb die "Smart FM"-Technik von Ecreso, die modulationsabhängig die Senderausgangsleistung reduziert (immer dann, wenn das Programm gerade "laut" ist und man erhöhtes Rauschen im Randgebiet des Empfangsbereiches nicht wahrnehmen sollte, weil es überdeckt wird), so dass nochmal paar Prozent (bei Radau-Programmen durchaus zweistellig) gespart werden können.
Der Pizzaofen kommt auf einen über-alles-Wirkungsgrad von max. 76%:
Die Effizienz ist i.d.R. bei der Nennleistung am höchsten, so dass wir mal auch von real 76% ausgehen.
Damit gehören zu 10 kW Senderausgangsleistung ca. 13,2 kW Leistungsaufnahme des Senders.
Die ganze Technik drumherum (Stereocoder, RDS-Coder etc.) wäre bei einer kleineren Sendeanlage auch vorhanden und kann bei der Betrachtung also außen vor bleiben, man kann sie nicht einsparen. Ob der rbb externe Geräte dafür nutzt oder die in den Ecreso verfügbaren Funktionalitäten, geht aus dem Video für mich nicht hervor.
13,2 kW summieren sich an einem Tag zu 13,2 kW * 24 h = 316,8 kWh und somit in einem Jahr zu 316,8 kWh/d * 365 d = 115632 kWh.
Wieviel das jetzt kostet, weiß nur der rbb und sein Energieversorgungs-Partner. Die Preise sind Verhandlungssache und aktuell ja sowieso besonderen Wirren unterworfen.
Aber: wären es 130.000 EUR, wie von Wagner und Dunk geschätzt, käme man auf 1,12 EUR je kWh. Industriestrompreise lagen vor dem Ukraine-Krieg für Neuabschlüsse bei 18-20 Ct/kWh, vor einigen Jahren bei 14-16 Ct/kWh. (
Quelle)
Häh? Da haben die beiden Leute von der Privatfunk-Lobby offenbar den Antennengewinn vergessen. Kann ja mal passieren... ich hoffe nur innigst, dass sie selbst nicht entsprechend viel bezahlen für ihre Sender. Falls doch, würde das für mich endlich das Jammern und Klagen über die angespannte Finanzlage des Privatfunks erklären.
Real dürften die jährlichen Energiekosten dieses einen Ecreso-Senders aktuell bei ca. 35.000 EUR liegen, bei Langfrist-Stromlieferverträgen vielleicht sogar eher bei 23.000 EUR. Das wäre dann im letzteren Fall etwa so viel im Jahr, wie die Intendantin im Monat bekommt.
Dumm gelaufen, wenn so die Argumentation wegbricht.
Für mich gehören allerdings Cosmo und Inforadio getauscht. Die 93,1 mit ihren wohl nur 25 kW ist in manchen Gegenden in Berlin-Südost nicht mehr brauchbar zu empfangen (Erdgeschoss, falsche Seite raus). 5 dB mehr täten der durchaus gut. Oder übersehe ich außer dem zwischenzeitlichen Verlust von Teilen der Hörerschaft (bis wieder alle "eingefangen" sind) irgendwas?