Du und Dein Brüllsound.
Klang zumindest radioeins über UKW nicht immer schon etwas blechern?
Blechern? Eher das Gegenteil: es wummert wie Sau, null Dynamik, leise Stellen brutalst hocherissen bis zur völligen Entstellung der Titel (kommt besonders gut, wenn Jürgen König Musik aus dem "imaginären Zentralamt für Melancholie" spielt). In den vorproduzierten Elementen aus der kleinen Produktionskammer ("Brechzelle", die Insider wissen, warum) hört man jeden Schritt auf dem Redaktionsfußboden durchwummern, Stimmen klingen eklig eingespeichelt und klebrig. In einem Sendeloch wurde ein Rauschen hochgerissen, wie ich es noch nie in einem Radiosender erlebt habe.
Das alles sind die Nebenwirkungen dieses abartigen Soundprocessings, das ich in dieser Härte nur selten anderswo vernommen habe, schon gar nicht auf höherwertigen ARD-Wellen. Ich habe in Sichtweite des Fernsehturms (wohne am Plänterwald) nie UKW gehört, sondern immer DVB-S und vorher ADR, wegen dieses Terrors. Seit August 2011 liegt exakt die gleiche Leitung auch auf Satellit an. Radio Eins kann ich damit nicht mehr hören, ohne daß mir übel wird. Das besonders delikate: UKW-Hörer berichten, auch da wäre es wesentlich schlimmer geworden und der Livestream wäre auch betroffen. Der ganze RBB läuft jetzt so. Diese Anstalt will offenbar keine Menschen mit Qualitätsbewußtsein als Hörer haben. Das ist insofern bitter, als daß das Abendprogramm von Radio Eins ja noch taugt.
Kann mir gut vorstellen, dass man sich Funkhaus Europa auf der 96.3 auch noch spart. Türkischsprachige können Radyo Metropol hören, Franzosen RFI, Russen Radio Russkij und für Englischsprachige gibt's den BBC World Service und NPR. Und Flux FM werktags am Abend, hihi.
Natürlich wird man nur ungern Hörer ziehen lassen, aber eine Einstellung der Verbreitung von Funkhaus Europa erwarte ich auch als einen der nächsten Spar-Schritte. Mit dem Abwürgen von Radio Multikulti (für mich ein echter "Berlin-Sender", tief im kulturellen Leben der Hauptstadt verwurzelt und auf einer Ebene mit dem Karneval der Kulturen) hat man doch schon entschieden, kulturelle und etnische Minderheiten nicht mehr versorgen zu wollen. FHE ist doch nur ein lächerliches Alibi ohne Wurzeln in der Region - unabhängig vom eigentlichen Wert des Programms.
Ans Kulturradio werden sie sich erstmal nicht rantrauen, aus Image-Gründen. Man kann doch nicht die vermeintliche Hochkulturwelle schließen! Intern allerdings siehts anders aus. Aus dem Kulturradio-Umfeld vernahm ich mal, seitens der Intendanz hätte es Äußerungen derart gegeben, wenn man jetzt nicht sofort beim Kulturradio Selbstfahren (!) lerne, werde die Welle geschlossen. Das kann, so es denn der Wahrheit entsprechen sollte, zwar ein Warnschuß gewesen sein, aber so ganz aus dem Nichts holt man sowas doch nicht her...
Aber dann müsste man eine 80 kW Frequenz abgeben. Ach, spart sicher Strom.
Besser noch: die Frequenz steht am Scholzplatz, kommt damit vom ex-SFB und gehört damit dem RBB. Er könnte sie als Frequenz abgeben an die MABB, die würde ausschreiben und der, der den Zuschlag erhält, müßte die Betriebskosten an den RBB zahlen und nicht an die Mediadingsda. Wieviel Aufschlag in dieser Branche üblich ist über die reinen Strom- und Wartungskosten hinaus, entzieht sich meiner Kenntnis. Dürfte aber sicher was übrigbleiben.
Oder man versorgt Berlin glasklar mit Antenne Brandenburg.
Doppelt? Reichen 100 kW ERP vom Alexanderplatz nicht? Besser kannste Berlin doch gar nicht versorgen.