Die Stimme hat es mir einfach angetan
. wobei er sagte, mit dem Coachen habe er noch keine Erfahrung!
Stimme hin - Stimme her. Es gibt immer mindestens einen Grund, warum ausgerechnet eine bestimmte Stimme einen Menschen ganz besonders anspricht. Normalerweise ist das etwas ganz Unbewusstes. Manchmal sitzt es sogar so "tief" (also unten, im wahrsten Sinn des Wortes), dass man es lieber nicht ausspricht.
Nun ist die Faszination an dem Phänomen grundsätzlich verständlich und es ist auch nicht falsch, sich an großen Vorbildern und deren Leistungen zu orientieren. Letzlich wird aber die Erkenntnis bleiben bzw. wäre es gut, wenn die sich beizeiten einstellt, dass man nie wie sie sein wird, erst recht dann, wenn eine Geschlechterdifferenz besteht.
Wenn der Kollege keine Erfahrung mit Coaching hat, halte ich das sogar für einen Vorteil, wenn er sonst bereit wäre, dir in Sachen Stimme und Sprechen unter die Arme zu greifen. Wer das mit Hingabe tut, ist mit Sicherheit ein besserer Ausbilder, als einer, der gewerbsmäßig die Verbildung anderer nach festen Mustern sowie mit Gehirnwäsche betreibt und sich dann "Coach" nennt. Insofern kann man sich irgendwelche Massenlehrgänge für ein Schweinegeld bei Akademie XY sicher sparen, denn da bleibt ein Individuum wohl eher außen vor.
Und damit zur nächsten Frage:
Ist es eigentlich nicht wurscht, ob Schauspieler oder Sprecherzieher?
Ja und nein. Um die Verwirrung weiter zu treiben: Selbst einen Gesangslehrer muss man nicht ausklammern, auch wenn man weniger singen wollte. Die Frage ist bei allem nur, wie sie vorgehen.
Der Neuling, der eigentlich noch nicht mal weiß, was er mit seiner Stimme wirklich anfangen will, wird wohl am ehesten gut damit bedient sein, sich zunächst seines ganz natürlichen Profils bewusst zu werden und dieses nicht nur wahrzunehmen, sondern auch das Handwerkszeug zu bekommen, es zu verfeinern, zu stabilisieren und gezielt einsetzen zu können. Im Zuge dessen zeichnet sich dann schon fast automatisch ab, in welche Richtung es danach gehen kann. Denn: Für Radio, Schauspiel, Synchron oder Reklame muss man schon eine ernsthafte Veranlagung und somit das entsprechende Blut in den Adern haben. Fließt das nicht, tut man sich und seinem Geldbeutel keinen Gefallen, irgendeinem Ideal nachzurennen und sich entsprechend verbiegen zu lassen.
Da wird gleich einer mit dem Argument kommen: "Ein guter Sprecher kann ALLES!" Ja, irgendwie vielleicht, aber selten authentisch. Echt und glaubwürdig ist man eben nur, wenn man auf der Welle reitet, die in einem schwingt und unsere Sprache ist Bestandteil unseres natürlichen Erscheinungsbildes, also extrem individuell.
Insofern ist es also tatsächlich nicht primär wichtig, zu wem du gehst, sondern was er von dem Fach versteht, wie er die Arbeit entsprechend angeht und dass du im absoluten Mittelpunkt stehst.