Bei mir war es ein Casting, das positiv ausgegangen ist. Nach über 400 Dokus bin ich vor sechs Jahren bei den Synchronsprechern gelandet. Es macht Spass, hört sich aber auch einfacher an als es ist.
Die Sprechausbildung innerhalb des Volos würde ich nicht zwingend als Messlatte heranziehen. Hier heißt es: umdenken. Es gibt eine Menge Sprecher, mit ganz tollen Scheinen und Zertifikaten, bei denen man einfach nur noch den Stummfilm herbei sehnt. Es sollte eine gute Mischung zwischen Stimme und dem, was Du damit anfangen kannst vorhanden sein. Und da in diesem Fall die Stimme über ihren Ausdruck alles transportieren muss, sogar etwas mehr als im Radio, ist das nicht so locker und einfach, wie man denkt. Übung und Erfahrung schaden daher nicht.
Radiomitschnitte reichen nach meiner Auffassung nicht aus und sind eher ungeeignet. Eine Doku sprichst Du anders als eine Moderation, ein Voiceover auch und in der Synchron kannst Du als Moderator ganz zuhause bleiben, sofern Du nicht Eddie Murphy oder Chris Rock syncst. Werbung ist das Zwischending aus allem. Und nochmal: jeder Wille nützt nichts, wenn Du die Stimme nicht hast oder sie nicht benutzen kannst.
Insofern rate ich dazu ein Casting zu machen und zu sehen, was dabei herauskommt.
Das grössere Problem sehe ich eher rechtlich:
Als Sprecher bist Du (unserem sozialgesetzlichen Abgrenzungskatalog folgend) als Festangestellter zu bewerten, als Moderator (ebenfalls unserem sozialgesetzlichen Abgrenzungskatalog folgend) indes Selbständiger.
Man geht heute noch davon aus, dass Moderatoren ihre eigene Meinung zum Ausdruck bringen würden, weshalb sie gestalterisch tätig auf Höhe der künstlerischen Schöpfung wären und somit nichts anderes als Freiberufler sein können.
Als Synchronsprecher bist Du festangestellt. Du gibst Texte eines Anderen wieder. Dass Du einen schauspielerischen Ausdruck in diese Interpretation legst reicht denen bis heute immer noch nicht, um eine künstlerische Tätigkeit zu begründen.
Da dieser ganze Abgrenzungswahnsinn sowohl mordsmässig aus der Zeit gefallen ist, etliche branchentypische Berufsbilder nicht beinhaltet, den Wandel der Zeit nicht berücksichtigt und ohnehin eine reine Erfindung des Staates ist, um sich vor einer Überverbeamtung und unliebsamen Festangestellten zu schützen (er geht für unsere Branche auf ein verfassungegrichtliches Urteil gegen einen Moderatoren des WDR aus dem Jahr 1979 zurück, das drittinstanzlich verbindende Urteil kam im Januar 1982 - damals gab es also keinen Privatfunk jeglicher Art), gehört dieser ganze Anachronismus abgeschafft. Das würde unsere Lobby aber nie und nimmer zulassen und sich mit allem wehren, was sie hat.