Standleitungen beim Radio

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new_rom

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heute um viertel zehn brach bei Radio Eins ein Gespräch plötzlich ab, weil eine Standleitung zusammen brach. Habe mich schon öfter gefragt wie ein Ferngespräch in einer "normalen" Sprachqualität möglich ist, also als ob der Gast im Studio ist, praktisch das volle Frequenzspektrum. (Beim Telefonat wird ja nur ein bestimmter Frequenzbereich übertragen).
 
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Die gute Qualität kommt durch ISDN Übertragung. Wie schon geschrieben mittels Musiktaxi AVT Codec etc.
Das Problem ist: Bei dieser riesen Datenmenge die über eine ISDN Leitung geschickt wird kommt schon mal ein ISDN Protokollbefehl nicht an und dann bricht der Codec die Verbindung ab
 
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Ich glaube kaum, daß man zwischen Funkhäusern der ARD mit Musiktaxen hantiert. Man gurgle nach dem Stichwort Hybnet.

Vor dessen Zeiten gab es natürlich auch schon entsprechende Tonsignalleitungen zwischen den Funkhäusern. Dazu findet sich bei radiopannen.de dieses: Die einen wollen ein Gespräch über dieselbe Leitung aufzeichnen, über die andere einen Beitrag überspielen wollen. Der Dreiton war dabei ein Fernsteuersignal, mit dem am anderen Ende der Leitung die Bandmaschinen gestartet wurden. Hinterher schaute dann halt jemand nach, was da so eingetrudelt ist.
 
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Laut Auskunft einer Technikerin vom SWR wurden früher (60er +) solche Übertragungen per Richtfunk gemacht. Wie das im einzelnen ablief, entzieht sich meiner Kenntnis, jedoch dürfte sich bis heute nicht allzu viel daran geändert haben. Vielleicht kann im Sendetechnik-Forum jemand Auskunft dazu geben.

Fakt ist jedenfalls, daß Musiktaxis einigen Old School-Technikern suspekt ist. O-Ton eines Herrn im Schaltraum: "Wozu brauche mer Musiktaxi, wenn mer Leidunge hen?" Gegenfrage damals von mir: "Wozu brauche mer Leidunge, wenn mer Musiktaxi hen?"
 
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Ich glaube kaum, daß man zwischen Funkhäusern der ARD mit Musiktaxen hantiert. Man gurgle nach dem Stichwort Hybnet.

Zwischen Funkhäusern ja. Schon Regionalbüros o.ä. haben bestimmt häufiger noch das gute alte Musiktaxi. Selbst im ARD-Hauptstadtstudio, die nun eher selten von mehr als wenigen km entfernten Orten AÜs... machen und zu den wichtigsten Standorten Festleitungen haben, stehen etliche Musiktaxis rum.

Wie das im einzelnen ablief, entzieht sich meiner Kenntnis, jedoch dürfte sich bis heute nicht allzu viel daran geändert haben. Vielleicht kann im Sendetechnik-Forum jemand Auskunft dazu geben.

Da musste wohl erstmal Technik und Leitung bei der Post geordert werden, habe ich mir sagen lassen. Musiktaxi ist dagegen doch das Paradies auf Erden. ISDN-Anschluss ist eh häufig vorhanden, einstöpseln, fertich.
 
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Mal zum Thema Musictaxi: Sind diese Teile eigentlich in der Lage, komplette Sendungen zu Senden / Empfabgen? Bei diesen Problemen die ich hier lese wäre wohl eher abzuraten. Ich habe mit so einem Teil noch nicht gearbeitet. Würde mich aber interessieren.
 
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Doch, das geht, und sogar recht gut. Wir haben mal eine dreistündige Sendung im Ü-Wagen gefahren und selbige per MT ins eigentliche Sendestudio übertragen. Dort war niemand im Studio, nur der Regler fürs MT war offen und sendete fröhlich das, was 150 km weiter in einem umgebauten Lieferwagen vor sich ging. Es war zwar ein ziemliches Chaos jedes Mal, die Leitung bei der Telekom zu bestellen (und sich darauf zu verlassen, daß die dann auch da war), aber wir haben meines Wissens nach mit 256 k gesendet, und das hörte sich recht ordentlich an.
 
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also um auf den Punkt zu kommen: womit wird diese Quali heute erreicht?
 
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mit einer ganz normalen codec verbindung, für sprache meistens 64 kbps/mono (ein ISDN kanal) und für musik 128 kbps/stereo (zwei ISDN kanäle). ob nun im format mp2 oder mp3 ist unterschiedlich. ich kenne es vom ndr, die nehmen gerne mal bei sprache 64 kbps/mono/mp3. vom deutschlandradio bekam ich bei sprache schon verbindungen mit 128 kbps/mono/mp2.
ich bin weiterhin für
64/mono/mp3 => sprache
128/stereo/mp3 => musik
mp3 klingt so niedrig codiert doch einfach besser als eine 128er mp2. lassen wir jetzt mal die phasenstabilität einer mp3 außen vor!

es gibt dann noch die möglichkeit der "high end" übertragung per MT, wie gelb schon beschrieben hat, mit 256 kbps. dazu braucht man dann allerdings eine zweite ISDN leitung.
 
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Wobei gesagt werden muß, daß solche Verbindungen mit niedriger Bitrate für Stereoprogramme und Musik zumindest aus meiner Sicht allenfalls ein Provisorium darstellen. Es gibt nichts schlimmeres, als einer kompletten (Außen)sendung via 128 kbps beiwohnen zu müssen. Sowas _darf_ man eigentlich niemandem anbieten. Das klingt doch wie Hund!
 
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Und 64 k verbieten sich eigentlich von vorne herein. Da könnte man auch gleich zum Telefon greifen, so groß ist der Unterschied bei dieser Bitrate auch nicht mehr. Wenn schon ISDN-Übertragung, dann sind 256 k / Stereo / MP2 eigentlich das Mindeste; egal, ob Sprache oder Musik. Wenn's der Sender "kleiner" braucht, kann er's ja immer noch runtersampeln und den Qualitätsverlust in kauf nehmen.
 
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Wenn 128 kbps für eine Mono-Leitung (Voice) benutzt werden, ist das ok. Schlimm wirds bei Stereo. Auch Radio EINS ist da nicht von Problemen verschont. Ich hatte vor 2 Wochen mal in diese tägliche (?) WM-Show reingehört - lausigstes MPEG. Vor einiger Zeit spielten Calexico in irgendeiner Berliner Privatwohnung live ein Konzert, dessen Übertragung war auch unter aller Kanone. In meiner Erinnerung bleiben auch dauerhaft ein Tote-Hosen-Konzert auf N-Joy (liegt partikulär vor), das durch die mehrfache Kaskadierung von Datenreduktion und Dynamikkompression allenfalls noch als Ratespiel zu gebrauchen war sowie eine Gottesdienst-Übertragung auf dem DLF, die offenbar per ISDN herangeschafft wurde und bei der die Atmosphäre der Kirche (Hall, lange Orgeltöne) wie mit einem Schalter ein- und ausgeschaltet wirkte. Dann lieber eine vielleicht etwas dumpfe, altmodische Leitung, die wenigstens nur was wegläßt, als was noch schlimmeres hinzuzufügen.
 
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Früher hat man dem Vernehmen nach für Außenübertragungen z.T. Telefonanschlüsse bzw. Teilnehmeranschlußleitungen benutzt, indem man sie im Amt komplett vom Telefonsystem abtrennte und direkt auf einen Rundfunkleitungsverstärker legte. 15 kHz brachte man da schon durch. Ekliger könnte das Störverhalten gewesen sein, schließlich sind das nur Zweidrahtverbindungen.

Was den wohltönenden DLF-Gottesdienst angeht: Man könnte das als Zeichen dafür nehmen, daß es sich dabei um eine lästige und weitgehend hörerlose Pflichtsendung handelt, die sie als solche auf der Arschbacke abreißen.
 
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Wer mal Lust auf ein richtig mieses MPEG hat, der ist herzlich eingeladen, sich in der Mitte Deutschlands mal AFN (bzw. dessen Nachfolger) auf 98,7 anzuhören. Einen fiesen Stream als diesen gibt es wohl kaum. Sowas auch noch auf UKW loszulassen, grenzt an akustische Umweltverschmutzung und Körperverletzung. Da macht das Zuhören wirklich keinen Spaß.
BTW: Interessant ist auch die RDS-Kennung dieses Senders. Sie lautet: 98,7. Wow. Wozu eigentlich RDS?
 
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Die technischen Möglichkeiten würden aber durchaus bestehen, um bei 128 kbit/s eine sinnvolle Quali zu bekommen.
Stichwort: AAC Plus V.2 bzw. MP4. Hatte ich letztes Jahr mal getestet und war OK.

Gemäss meiner Erfahrung kann man MP2 bei unter 256 kbit/s tatsächlich vergesen. Mit MP3 geht es einigermassen. Zwar nicht das Optimum, aber einigermassen hörbar ...
 
AFN Hessen

Angeblich läßt T-Systems über diese Frequenz irgendwelche Daten für eigene Zwecke laufen. Deshalb ist dort überhaupt RDS vorhanden, obwohl es der Kunde garnicht bestellt hat. Daher dieser sinnfreie PS.

Gerüchten zufolge soll das wohl als Sendeweg benutzte DVB-Satellitensignal mit 96 kbit/s laufen. Schwer zu sagen, ob das stimmt; wo sonst bekommt man schon MP2 Stereo mit dieser Bitrate zu hören?
 
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K 6 schrieb:
Früher hat man dem Vernehmen nach für Außenübertragungen z.T. Telefonanschlüsse bzw. Teilnehmeranschlußleitungen benutzt, indem man sie im Amt komplett vom Telefonsystem abtrennte und direkt auf einen Rundfunkleitungsverstärker legte. 15 kHz brachte man da schon durch. Ekliger könnte das Störverhalten gewesen sein, schließlich sind das nur Zweidrahtverbindungen.

Erstens sind diese diese Zweidrahtleitungen paarweise verdrillt oder bei neueren Leitungen verseilt und Zweitens werden / wurden diese meines Wissens dann symmetrisch beschaltet, sodass Störsignale kaum eine Chance hatten. Selbst wenn diese dummerweise auf den Nachbarpärchen zu finden waren, ist das gar nicht so dramatisch und meist hat man ja die Möglichkeit auf ein besseres Pärchen / Kabel zu wechseln.
Außerden haben die Kabel einen Folienschirm und eine mitgeführte Erdungsader, die das Gröbste von draußen fern halten.
So schlecht sind solche Leitungen also gar nicht, solange die Dämpfung genug ausgeglichen werden kann und die Anpassung optimal ist.
[OT]Habe jetzt gelesen, dass an einer Uni ein Prototyp entwickelt wurde, der Störungen auf einer ADSL-Leitung misst, ein inverses Signal der Störung erzeugt und in die Leitung einkoppelt, sodass durch diese "aktive" Entstörung entweder eine höhere Reichweite oder Bitrate über Kupferkabel möglich wird. Das Prinzip ist zwar nicht neu (z.B. bei Kopfhörern für Piloten), könnte aber, sofern das Gerät mal serienreif ist, die letzte Internet-Meile etwas "verkürzen". [/OT]

ISI
 
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Hier geht´s doch mittlerweilen um 2 paar Stiefel.
Eine Standleitung ist eine Standleitung weil sie immer bestehen bleibt (bleiben sollte).
Musictaxi, Telos usw. benutzen in der Regel eine für die Dauer der Übertragung erstellte Wählverbindung über das normale Telefonnetz.

Eine Standleitung kann analog mit Übertragern und Aufholverstärkern beschaltet sein, oder auch digital über Codec funktionieren, wobei dann aber wesentlich höhere Übertragungsraten als über eine normale Wählverbindung machbar sind.

Gruß!

MB-100
 
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Eine feine Standleitung ist auch über das ATM Netz möglich. Da es nicht auf Point-To-Point basiert (Internet) sondern eine Zellenarchitektur hat, sind Laufzeitverzögerungen selbst bei DVB kaum relevant. Das Netz basiert auf Glasfaser. Im Erzgebirgsstadion Aue (2. Bundesliega), kommt die Faser aus der Wand, geht zum Router. Der erhält die Datenpakete vom MPEG Encoder. Für wiederkehrende Übertragungen sehr vorteilhaft, da günstiger als SNG, weil der Ü-Wagen per SDI-eA auf den Encoder geht. Jedes Sendezentrum hat auch einen ATM Zugang, wo das Signal dann wieder abgegriffen wird. Größere Regionalstudios überspielen ihre Clips mittlerweile auch per ATM.
 
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Ich muß nochmal auf die bleibenden Erinnerungen an technisch miese Übertragungen auf ÖR-Wellen zurückkommen. Krank und pervers, wie ich bin, habe ich damals sowohl beim DLF-Gottesdienst (Ende98/Anfang99) als auch bei den Toten Hosen (1997?) vor Schreck den DAT angeworfen und Ausschnitte aufgezeichnet. Material zum Gruseln im Anhang, beim DLF gar akkurat bei 6.5 kHz abgeschnitten. Was war das denn für eine Leitung?
 
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wuhh da klingt der DLF aber echt mal ganz böse!

bei den toten hosen finde ich es gar nicht so schlimm, hier muss man aber auch bedenken, dass hier der optimod sein rest dazu gibt, denn der zieht die artefuckte ja nochmal richtig hoch!
 
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Eine historische Kuriosität am Rande:

In der Münchener Historikerszene geht die Kunde, dass der AFN nach dem zweiten Weltkrieg die -zumindest innerstädtisch liegenden- Hörfunkleitungen der RRG (oder damals des eben abgehalfterten "Großdeutschen Rundfunks") requirierte und bis zum Ende seiner Münchener Präsenz (1992) nützte. Kann das hier jemand definitiv bestätigen?

Nachdem die letzte Sendung des "Reichssenders München" (inzwischen sprach man von "Gruppe Süd") gemäß der Erinnerung mittlerweile verstorbener Hörfunkleute am 30. April 1945, 17:00 Uhr vom Bahnhofsplatz in Mittenwald kam ("nach Innsbruck hat's scho koa Verbindung mehr geb'm; mach' ma zua", denn die Amerikaner schossen bereits von Elmau herüber), lässt sich ja nicht ausschließen, dass dieses Netz ganz Oberbayern verkabelte und möglicherweise in dieser Form vollständig oder teilweise vom AFN bis '92 genützt wurde....

Lebten diese Leitungen bis in unsere Tage?

Hans-Joachim
 
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Ja, das waren noch Zeiten, als die Post solche Leitungen geschaltet hat. Da wurde die Leitung eingerichtet, dann kam der Meßdienst, die Leitung wurde eingemessen und entdämpft und schon hatte man eine Bandbreite bis 15 kHz.
Und das alles auf 2 Drähten. Ich habe diese Technik schon in sehr jungen Jahren bei einem Hafenkonzert in Hamburg kennen gelernt. In meinem Bereich betreibe ich noch mehrere solcher Dauer- oder Standleitungen zum Funkhaus des hr. Die Qualität der Leitungen wird regelmäßig geprüft. Auch "inhouse" habe ich solche Leitungen in hoher Qualität in Betrieb.
rr
 
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